Übers Pantanal nach Bolivien

Nach sechs schönen Tagen im Hostel Paudimar bei den Iguazu Fällen und Erfahrungsaustausch mit anderen Reisenden, und nachdem ich von Stefan gelernt hatte wie man eine deutsche Gasflasche in Ermangelung eines geeigneten Adapters fachmännisch und nach DIN Norm wieder auffüllt, zog es uns weiter gen Norden ins Pantanal, dem größten Sumpfgebiet der Erde. Vor uns lagen 1000km mit viel Gegend, riesigen Rinderfarmen, Mais -und Zuckerrohrfeldern und endlosen Straßen.

Praktische Anleitung zum Befüllen einer Gasflasche

Als wir nach einer Kaffeepause am Truckstop zum Auto zurückkamen standen 3 Leute heftig diskutierend davor. Zu unserer Überraschung sagte dann der eine auf Deutsch „Dein Reifen verliert Luft“. Es stellte sich heraus, dass wir gerade in einer Gegend waren in die viele Deutsche ausgewandert sind und die Sprache von den Ur-Ur-Großeltern an die nächste Generation weitergegeben wurde. Das hört sich dann sehr merkwürdig an und man hört Siebenbürgen, Saarländer, Norddeutsch und nicht zu definierende Dialekte. Das Stadtbild sieht sehr Deutsch aus und in Marechal Candido Rondon gibt es jedes Jahr ein Oktoberfest in einer eigens dafür vorgesehenen Festhalle. Unser Reifen wurde dann auch gleich repariert und wir haben gerne auf das zweifelhafte Vergnügen verzichtet das 150kg schwere Teil zu wechseln.

Leider kam dann der Deutsche Sommer auch bei uns an und es wurde kälter und regnete. Auf einer Ranch die von einer Schweizerin geführt wurde wollten wir eigentlich reiten und ein paar Touren machen. Die fielen dann aber buchstäblich ins Wasser. Nichtsdestotrotz wollten wir aber unbedingt noch was vom Pantanal sehen und haben uns und MOMO über 25km im Schritttempo über eine Schlammpiste gequält, zu einem Campingplatz mitten drin. Dort konnten wir zwischen 2 Regenschauern zumindest eine Bootstour machen. Gelohnt hat es sich nicht wirklich.

Im Pantanal

Aber da sich in MOMO auch ein Regenwetter gut aussitzen lässt war der Frustlevel nicht allzu hoch. Der stieg dann aber doch etwas an als wir morgens kurz vor der Bolivianischen Grenze den nächsten Platten hatten und das wieder am selben Reifen. Gottseidank war aber auch hier ein Mechaniker nicht weit und mit einer kleinen Verzögerung von 3 Stunden kamen wir gegen Mittag an die Grenze nach Bolivien. Aber wir hätten uns nicht zu beeilen brauchen. Den Einreisestempel hatten wir ziemlich schnell, aber dann mussten wir noch zum Zoll. Dort war erst mal 2,5Std Mittagspause bevor dann um halb drei der Schalter wieder geöffnet wurde. Wobei das Wort „Schalter“ hier eigentlich nicht angebracht ist. Man steht im Freien vor einem kleinen vergitterten Fenster in das man nur in gebückter Haltung reingucken und reinsprechen kann, wobei im Hintergrund die LKWs, die auf die Zollabfertigung warten, ihre Runden drehen und einen Höllenlärm
veranstalten. Die Dame vom Zoll brauchte dann volle 2 Stunden um ein Einreiseformular für unser Auto auszufüllen bevor wir dann weiter durften. Nach 10km wurde die Fahrt aber bereits durch die erste Polizeikontrolle unterbrochen die uns hier wohl ein ständiger Begleiter sein wird. Die netten Jungs versuchen dann mit allen Mitteln irgendwie einen Grund zu finden ein paar Bolivianos zu kassieren (1Bol=10Cent) und erfinden dann oftmals ein Formular dass man zum Stempeln dabei haben soll. Ist echt lustig. Leider habe ich an dem Tag kein Wort Spanisch verstanden und irgendwann hatte er keine Lust mehr. 500m Meter weiter dann Drogenkontrolle, 10 Militärs bis an die Zähne bewaffnet wollen dann wissen was man so dabei hat. Das Zauberwort ist hier Casa Rodante, was so viel heißt wie „Wohnmobil“, und nach dem Öffnen von ein paar Stauklappen und ungläubigen Blicken was diese Touristen alles so mit sich rumschleppen kann man dann weiterfahren. 1km später kommt dann der nächste Stopp. Diesmal ist eine Straßengebühr fällig, aber dann konnten wir endlich mal für ein paar km unbehelligt Gas geben. Welcome to South America. Dagegen war es ja in Uruguay, Argentinien und Brasilien fast wie daheim. Da es keine gute Idee ist in Bolivien im Dunkeln zu fahren haben wir an der Strecke in einem kleinen Ort am Dorfplatz übernachtet und waren dort natürlich die Attraktion, haben mit den Einheimischen abends auf der Bank gesessen und mit Händen und Füssen einen netten Plausch gehalten.

Unser nächstes Etappenziel waren dann die Aguas Calientes. Das ist ein ganzer Fluss als Therme und das 42 Grad warme Wasser sprudelt aus Schlammlöchern in die man sich reinsetzen kann. Nichts Böses ahnend haben wir den sonnigen Tag genossen und abends den Sternenhimmel betrachtet. Am nächsten Morgen war dann Schluss mit lustig. Der Reifen war schon wieder platt. Hinzu kam, dass sich eine fliegende Ameisenkolonie mit gefühlten 3 Millionen Tieren unsere hintere Staubox als Quartier auserkoren hatte. Dann fing es auch noch an zu regnen und die Moskitos und Stechmücken sind über uns hergefallen. Gottseidank konnten wir den Reifen notdürftig aufpumpen, schließlich hat MOMO ja auch einen eingebauten Kompressor, und haben dann fluchtartig das Gelände verlassen. Nun stehen wir in San José de Chiquitos im Garten einer schönen Hotelanlage mit Pool, Internet, Paulaner Weißbier und allem was man sonst noch so braucht und werden uns erst mal ein paar Tage erholen bevor wir dann in den nächsten Wochen weiter in Bolivien auf Entdeckungsreise gehen. Aber dazu dann mehr im nächsten Blog. Bis dahin. Hasta Luego.

Aguas Caliente

Noch ein paar Schnappschüsse

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Kommentare: 12
  • #1

    christa ober (Donnerstag, 04 Juli 2013 08:11)

    Hallo ihr beiden, es ist herrlich euch durch eure Berichte und Fotos bei eurem Abenteuer begleiten zu können und ihr erlebt ja nun allerhand,die Pannen sind bestimmt stressig! Und wenn man diese Strassen sieht, fragt man sich, weshalb sich bei uns noch einer über was aufregt.Ich wünsch euch vor allem,dass euch die gute Laune und Reisefreude nicht verlässt und eine Pannenfreie Weiterreise. Seid herzlich gegrüsst, Christa.

  • #2

    Manni (Donnerstag, 04 Juli 2013 08:45)

    Einfach nur super, Eure Berichte und Bilder Danke dafür. Wir haben zwar keine fliegende Ameisen hier, dafür aber Abermillionen Schnaken. Schrecklich.

  • #3

    Markus (Donnerstag, 04 Juli 2013 09:14)

    Na dann viel Glück für die nächsten Wochen ;)

  • #4

    Barbara Else (Donnerstag, 04 Juli 2013 12:08)

    Was werden denn die Affen vom MOMO und den beiden Drivern denken: bisschen weit weg und ....
    Toller Bericht, schöne Bilder, aber das Esszimmer könnte ein bisschen aufgeräumt werden

  • #5

    Hermann (Donnerstag, 04 Juli 2013 12:48)

    Danke das Ihr uns an Eurer Reise so toll teilhaben lässt. Schöne Bilder und Euer Reisetagebuch lassen uns in Radolfzell die Reise stressfrei miterleben. Wünsche Euch ein gute Zeit ohne Pannen, Stress und Polizisten. Grüße aus dem langsam sommerlichen Radolfzell.

  • #6

    Gisela (womo-abenteuer) (Donnerstag, 04 Juli 2013 16:46)

    Hi Ihr Beiden,
    ich finde es immer total spannend von Euch zu hören.
    Ich wünsche Euch eine pannenfreie Weiterreise.
    Übrigens, super Bilder (besonders die Tierbilder)!

  • #7

    Elke Partovi (Donnerstag, 04 Juli 2013 22:04)

    Hochinteressanter Report und, wie immer, super geschrieben. Nur ab und zu ein paar Kommata einstreuen, bitte. Oh Gott, ich bin so penibel deutsch. Vergesst es ganz schnell wieder! Beneidenswert, was ihr alles erlebt. Aber ihr lasst uns Zurückgebliebene ja GottseiDank teilhaben an Eueren Abenteuern. Also: weiter so und bleibt gesund. PS: Karin, geh bloß nicht zu diesem Frisör auf dem Bild. Du hast auch so die Haare schön! :)

  • #8

    Bernd (Freitag, 05 Juli 2013 07:57)

    Mal wieder schön von euch zu lesen. Freue mich schon auf weitere Berichte und Bilder ;-)
    Gute Zeit wünsche ich euch...

  • #9

    Margit (Freitag, 05 Juli 2013 17:33)

    Hi ihr zwei. Bei einem schönen Stück Kuchen habe ich eure neuen Berichte gespannt gelesen. Es ist einfach genial was ihr alles so erlebt.
    Danke dass wir daran teilnehmen können.
    Macht's weiterhin gut und immer eine Handbreit Luft unterm Reifen.
    Liebe Grüße und ich drück euch aus der Ferne Margit

  • #10

    Karin und Heiner (Samstag, 06 Juli 2013 15:02)

    Auch durch Pannen lasst ihr euch nicht den Spass verderben ;)
    Es macht viel Spaß euch zu "verfolgen", weiter so!!!

  • #11

    Jürgen (Sonntag, 07 Juli 2013 19:23)


    Der vierte:

    Zum Abschied vom schönen Brasilien:
    Der Kampf mit Imponderabilien!
    Die Luft aus dem Schlauch!
    Und regnen tut’s auch,
    am Wegesrand lauern Reptilien!

    (Das Befüllen der Gasflasche hat mich beeindruckt. Ist sowas ohne großräumige Polizeiabsperrung zulässig?)

    PP

  • #12

    Elke und Peter Rembert (Montag, 15 Juli 2013 13:56)

    Hallo Weltenbummler,

    toller Bericht. Wir sind richtig neidisch. Sind gestern aus zwei-
    wöchigem Dänemark Urlaub mit dem Womo zurückgekommen.
    Aligatoren gab es dort keine aber auch viel Wasser und viel
    Sonnenschein. Laßt es euch weiter gut gehen und haltet uns
    auf dem Laufenden
    Gruß Elke und Peter