In den bolivianischen Anden

Viel zu früh müssen wir unser schönes Domizil in Samaipatha verlassen, weil wir unser Visum verlängern müssen. Unser Weg führt uns über eine abenteuerliche Piste mit einer atemberaubenden Landschaft bis hinauf auf fast 3000m.

Wir fahren die Ruta de Che und wandeln auf den Spuren von Che Guervara der anno 1967 in La Higuera im Schulhaus erschossen wurde. Das Schulgebäude  ist heute ein Museum und ein Monument erinnert an Che. Weiter geht es über unbefestigte Piste bis hoch auf 2800m und wieder runter bis 800m, nur um dann wieder bis auf 2500m anzusteigen. Wir übernachten mitten im Nirgendwo auf 2800m und nachts ist es zum ersten Mal unter 0 Grad.

Nach 3 Tagen kommen wir in Sucre, der Hauptstadt Boliviens, an. Nun heißt es zuerst einmal das Visum und die Zollpapiere für das Auto zu verlängern. Hört sich einfach an, aber wir sind ja in Bolivien und da wird Bürokratismus noch richtig gepflegt. Zuerst müssen wir zur Migraciones (Einwanderungsbehörde) Nach einer längeren Diskussion bekommen wir tatsächlich einen Stempel für 60 weitere  Tage.  Bis dahin war`s einfach. Nun kommt aber noch der Zoll wegen dem Fahrzeug. Dazu müssen wir mit dem Bus quer durch die Stadt um dort Kopien unserer Papiere zusammen mit einer Erklärung abzugeben. Wir sollen dann am nächsten Tag wiederkommen, aber mit dem Auto. Es ist natürlich das reinste Vergnügen sich mit MOMO durch die engen Gassen bis zur Aduana zu quälen, nur um dann festzustellen, dass das Auto niemand interessiert. Aber letztendlich bekommen wir auch die Verlängerung und sind happy und zufrieden. Sucre ist wunderschön mit viel Flair und wir genießen es mal wieder durch die Kneipen zu bummeln und andere Touristen zu treffen. Sonntags machen wir einen Ausflug mit dem Bus  zum Markt nach Tarabuco, einem der interessantesten Märkte Boliviens. Die Bevölkerung aus der Umgebung, mit ihren farbenprächtigen roten Ponchos und helmartigen Kopfbedeckungen, strömt dort zusammen um für ihren täglichen Bedarf einzukaufen und zu handeln. Ein Erlebnis wie aus einer anderen Welt. Wieder zurück in Sucre machen wir kurzentschlossen im Deutsch-Bolivianischen Kulturinstitut  noch einen 5-tägigen Spanischkurs, bevor es dann nach 9 Tagen weitergeht nach Potosi.

Wieder fahren wir durch eine wunderbare Landschaft und das alles in Höhen von 3000m bis 4000m. Um uns an die Höhe zu gewöhnen machen wir noch einen Zwischenstopp auf 3400m an einem Kratersee  und schwimmen in 32 Grad warmen Wasser bei 5 Grad Außentemperatur und umgeben von einer herrlichen Bergkulisse. 

Potosi ist mit 4065m die höchstgelegene Großstadt der Welt. Wir finden einen schönen Stellplatz mitten in der Stadt im Hof eines Hostels. Durch das Tor passen wir gerade so rein. Torhöhe ca. 3,65m, MOMO 3,60m. Dominiert wird der Ort vom Cerro Rico de Potosi. 1545 wurde dort Silber entdeckt und die Ausbeutung des Berges wurde von den Spaniern sofort in großem Stil vorangetrieben. Bis zum 18. Jahrhundert starben über 8 Millionen Indigenas an den Folgen der unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Heute wird nur noch Zinn und Zink abgebaut. Wir wollten uns das Ganze aus der Nähe anschauen und haben eine Minentour mitgemacht. Es ist kaum zu glauben unter welchen Bedingungen die Leute dort arbeiten. Ständig wird irgendwo gesprengt und im Laden kann man Dynamit (C4) frei kaufen. In Deutschland wäre eine Besichtigung unter diesen Sicherheitsvorkehrungen undenkbar. Die meisten Arbeiter sterben mit ca. 40 Jahren an Staublunge. Potosi überrascht uns mit vielen historischen Gebäuden und wir bummeln durch die engen Gassen, was einen auf 4000m Höhe manchmal etwas außer Atem bringen kann. 

Von Potosi geht es weiter zum Salar de  Uyuni, mit 160km Länge und 135km Breite die größte Salzfläche der Welt. Wieder fahren wir durch eine fantastische Landschaft auf 3600m bis 4200m Höhe. Ständig müssen wir Fotostopps einlegen und auf dem Land tanken wir Diesel per Kanister zum Sonderpreis.

Der Salar de Uyuni ist mit Worten schwer zu beschreiben. Man kann kreuz und quer darauf herumfahren und muss nur aufpassen, dass man nicht in einem der vielen Wasserlöcher (ojos) mit dem Fahrzeug einbricht. Wir verbringen zwei herrliche Tage auf der einsamen Insel Pescada, spannen die Hängematte zwischen 2 Kakteen auf und machen Fotoshootings.

Vom Salar fahren wir weiter zu den Lagunen, im äußersten Südwesten von Bolivien. Es sind fast 500km zum Teil extrem schwierige Piste die wir meistens nur im ersten oder zweiten Gang, oder mit Allrad bewältigen können. Für 70km brauchen wir 6 Stunden. Belohnt werden wir mit einer Landschaft wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben. Immer wieder tun sich in einer Hochebene, umrahmt von 6000m hohen Bergen und Vulkanen, Lagunen auf, die wie an der Perlenkette aufgereiht unseren Weg säumen. Eine ist schöner als die andere und als Farbtupfer gibt es dazu noch Hunderte von Flamingos. Wir fahren hoch bis auf 4900m, können uns oftmals nur mit GPS Peilung orientieren und treffen dort in einer Mondlandschaft mit staubiger Wüste und eisigem Wind tatsächlich zwei Radfahrer, ein junges Paar aus Belgien. Nachts ist es mit -19 Grad richtig kalt und MOMO braucht morgens etwas länger bevor er in der dünnen Luft und bei der Kälte anspringt.   

Nach der letzten  Lagune, der Laguna Verde, ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Chile. Wir überqueren die Grenze in 4200m Höhe und plötzlich haben wir eine geteerte Straße ohne Schlaglöcher vor uns. Wir, und MOMO, können es kaum glauben. Fahren, ohne ständig durchgeschüttelt zu werden, ist völlig ungewohnt.

In San Pedro de Atacama mussten wir noch die Einreiseformalitäten erledigen und uns beim Zoll einer strengen Lebensmittelkontrolle unterziehen. Aber die Zöllner waren eigentlich mehr an dem Ausbau von MOMO interessiert und jeder wollte  mal reinschauen.
Nun stehen wir hier auf einem schönen Campingplatz und genießen  nach 7 Wochen Outdoor Abenteuer in Bolivien die Vorteile der Zivilisation. San Pedro de Atacama ist ein reiner Touristenort und  von hier geht unsere Reise dann weiter zu den Geysiren und in die Wüste. Aber dazu dann mehr im nächsten Blog. Bis dahin. Hasta Luego.

 

Ps.: Die schlechten Straßen in Bolivien und das ständige Durchschütteln haben uns zu folgendem Limerick animiert, den wir euch nicht vorenthalten möchten:


Die Straße ist muy mal
Ich glaub wir ham nen Knall
Wir rütteln uns von A nach B
Und abends tun alle Knochen weh
Die Straße bleibt muy mal

 

Was gibt es sonst noch Neues?
- Der Routenverlauf und die Übernachtungsplätze von Montevideo bis San Pedro de Atacama stehen zum Download bereit und der Routenverlauf als Grafik ist up-to-date

und hier, wie immer, noch ein paar Schnappschüsse

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Kommentare: 12
  • #1

    Markus (Freitag, 16 August 2013 08:20)

    Einfach nur Wahnsinn! :)

  • #2

    Angelika Witte (Freitag, 16 August 2013 08:32)

    Hallo Ihr Beiden,
    das sind ja wunderschöne Bilder, Euch scheint`s auch richtig gut zu gegen. Weiter so!!
    Liebe Grüße
    Angelika und Claus

  • #3

    Doris und Max (Freitag, 16 August 2013 12:21)

    Hallo Ihr Zwei,
    schön von euch zu lesen, dass ihr eure Tour ganz offensichtlich genießt - trotz Rüttelaktionen!
    Weiter viel Vergnügen
    Doris

  • #4

    Jutta (Freitag, 16 August 2013 16:39)

    Ich bin total beeindruckt. Da weiß ich doch, dass ich da auch mal hin muss. Ich freue mich, dass es Euch so gut geht. Melde mich noch auf Eure Mail direkt.
    Herzliche Grüße
    Jutta

  • #5

    Elke u. Peter Rembert (Freitag, 16 August 2013 21:40)

    Hallo Weltenbummler,
    Ich darf zuerst dem Manfred noch nachträglich zu seinem Geburtstag gratulieren. Ich gehe davon aus es ist der 56.,so
    lautet das Kennzeichen des Womo zumindestens ML 56 !!!!
    Wir verfolgen Eure Tour seit den ersten Tagen und finden es
    toll was ihr erlebt.
    Was mir allerdings auffällt sind die Aufnahmen von den Indiofrauen !! Es gibt scheinbar keine Männer auf der Tour.
    Manfred halte Dich zurück !!

    Herzliche Grüsse und nochmals nachträglich alles Gute
    zu Deinem Geburtstag
    Elke und Peter

  • #6

    Jürgen (Freitag, 16 August 2013 22:11)


    Der sechste:

    Im Wüstensand von Atacama
    bespuckte die beiden ein Lama:
    Das ist doch kein Drama,
    bei dem Panorama
    erträgt man so manches Galama

    (habt ihr mal daran gedacht, auf dem Salzsee die Endgeschwindigkeit von MOMO zu testen? Noch eine Bitte: Etwas Salz von dort mitbringen, falls ihr mal wieder nach Europa kommt: Ich würde zu gerne testen, ob meine Rühreier damit noch besser schmecken)

    PP

  • #7

    Margit und Manni (Samstag, 17 August 2013 10:46)

    Ist ja toll, wie hoch Euch Euer Momo bringt. Passt auf, dass ihm nicht die Luft ausgeht. Wie immer super Aufnahmen. Manni, Du machst Dich richtig gut als Reise Autor.

  • #8

    Marlies und Wilhelm (Sonntag, 18 August 2013 22:06)

    Hallo Ihr zwei,
    lese gerade Euren neuen BLog, einfach traumhaft. Ich hoffe es läuft alles weiter so gut, damit wir noch sehr viele schöne Geschichten und Bilder zu sehen bekommen. So können wir doch ein kleines bisschen dabei sein.

  • #9

    Margit und Manni (Montag, 19 August 2013 11:02)

    He ihr zwei.
    Grandios eure Bilder und Berichte.
    Ihr zwei und Momo sehen gut aus.
    Viel Spaß weiterhin. Wir freuen uns auf den nächsten Blog.
    Grüße aus Old Germany Margit

  • #10

    Anna Singer (Montag, 19 August 2013 12:26)

    Hola Karin y Manfred!
    Yo siempre espero el proximo reportaje de viaje.Me gusta mucho leerlo y las fotos son marvillosos.En dos meses estamos en Lima.Estoy lleno de expection,pero soy un poco nervioso.Lo unico que habla un poco espaniol,soy yo.Lamentablemente tenemos vacaciones en el curso espaniol y no puedo practicar.
    Buen viaje y un fuerte abrazo

  • #11

    Iris (Samstag, 24 August 2013 21:24)

    Na endlich, ich dachte schon ihr seit in Samaipatha hängen geblieben. Die Bilder und eure Berichte kommen mir noch sehr vertraut vor.So oder ähnlich haben wir es auch auf unserem restlichen Trip erlebt. Aber leider sind wir schon wieder in Deutschland, obwohl ich mir die bolivianische Gelassenheit noch ein bissl erhalten will. Weiterhin viele schöne Erlebnisse und Eindrücke. Ich werde auf jeden Fall ab und zu auf euren Blog schauen. LG Iris

  • #12

    Bernhard (Dienstag, 27 August 2013 22:19)

    Hallo Karin und Manfred,
    das sind schon andere Erlebnisse als die schönen Tage im Arches NP, als wir uns kennenlernten ! Da ist der Devils Garden ja das reinste Luxushotel ! Sehr schöne Eindrücke mit tollen Bildern !
    Weiter gute Fahrt -- Bernhard