In der Kaffeeanbauregion im Zentrum von Kolumbien

Nach dem Abstecher in die Wüste von Tatacoa mit über 35 Grad freuen wir uns auf die Berge mit erträglichen Temperaturen um 20 Grad. Unsere erste Station auf den Spuren des kolumbianischen Kaffees ist Salento, der älteste Ort in dieser Region. Wir gehen etwas außerhalb in ein Backpacker Hostel wo wir für unser MOMO gerade mal so einen Parkplatz finden. Wir sind umgeben von lauter jungen Leuten, die mit Rucksack unterwegs sind, und fühlen uns jung und alt zugleich. Abends sitzt man meistens um ein großes Lagerfeuer und tauscht Reiseerfahrungen aus. 

Knapp 11km östlich von Salento liegt das Valle de Cocora in einem Flusstal und ist Ausgangspunkt für eine schöne Halbtages Wanderung. Am Fluss entlang geht es im Nebelwald steil bergauf und überall sieht man Wachspalmen die mit bis zu 60m zu den höchsten der Welt zählen, und die Kolumbien zum Nationalbaum erklärt hat. Nach gut 2 Stunden erreicht man die Casa Colibri wo ein cleverer Kolumbianer im Nirgendwo ein tolles Business Modell  entwickelt hat. Man hänge ein paar Kolibri Töpfe auf, biete ein paar Erfrischungsgetränke an, deklariere das Anwesen zum Privatbesitz und verlange fürs Betreten des Geländes umgerechnet ca. 2€ pro Besucher an Eintritt. Da kaum einer nicht einkehrt wenn er denn nun schon mal da ist, kommen am Tag gut 50-100€ zusammen. Bei einem kolumbianischen Durchschnittsmonatsverdienst  von 300-400€ ein nettes Sümmchen. Auf dem Rückweg schauen wir uns noch Salento mit den bunt bemalten Häusern und farbenfrohen Gassen an. 

Nach ein paar schönen Tagen im Hostel mit vielen netten Begegnungen und Gesprächen fahren wir weiter nach Chinchina auf eine Kaffee Hacienda, denn nun wollen wir endlich wissen ob der kolumbianische Kaffee wirklich so gut ist wie sein Ruf. Wir parken MOMO in einer malerischen Umgebung und machen am nächsten Tag eine Kaffee Tour. Die Kaffeepflanzen werden zum Teil in  einem extrem steilen Gelände angebaut und alles passiert in Handarbeit. Geerntet wird das ganze Jahr, aber Hauptsaison ist März/April und Nov/Dez wo bis zu 200 Leute als Saisonarbeiter beschäftigt werden.  Ein Pflücker bekommt pro Kilo 500 Pesos, das sind 0,17 € und schafft in der Saison ca. 100kg am Tag oder auch mehr und für die Arbeit im super steilen Gelände gibt es nochmal eine extra Zulage. Nach dem Pflücken werden die Bohnen von der Fruchthülle getrennt und kommen ins Wasserbad. Die Premium Bohnen sinken dabei nach unten und die 2. Wahl steigt nach oben. Dann werden sie getrocknet und nochmal maschinell von der Restschale befreit. Diese Bohnen gehen dann in den Export. Größter Abnehmer ist Deutschland, wo die Bohnen dann auch geröstet werden. So entstehen am Ende aus 5kg Kaffeefrüchten 100g Kaffee. Wir haben natürlich auch ausgiebig Kaffee probiert, können nun aber wirklich nicht sagen, dass der jetzt anders geschmeckt hat als der Supermarkt Kaffee den wir sonst trinken. Vielleicht muss man dazu sowas wie ein „Kaffee Sommelier“ sein um das raus finden zu können. Jorge, der Besitzer der Hacienda ist sehr hilfsbereit und mit seiner Hilfe schaffen wir es tatsächlich innerhalb von zwei Tagen neue Batterien für unser MOMO zu bekommen. Nach den Erfahrungen in Ecuador können wir es gar nicht glauben mit welcher Professionalität und Service Einstellung die Kolumbianer agieren. 

Dann geht es weiter in die Millionenstadt Medellin. Unweigerlich verbindet man die Stadt mit dem Medellin-Kartell und Drogenbaron Pablo Escobar. Das Kartell kontrollierte in den 80ern über 80% des Kokainhandels. Als die kolumbianische Regierung mit den USA über die Auslieferung von Drogenhändlern debattierte erklärte Escobar dem Staat offiziell den Krieg. Für jeden toten Polizisten bezahlte er seinen Anhängern 2000US$. Im Dezember 1993, kurz nach seinem 44. Geburtstag, wurde er vom Militär auf der Straße erschossen und das Kartell zerfiel. Heute erleben wir eine hochmoderne Großstadt und die Metro ist so sauber, dass man sich daran in europäischen Großstädten durchaus ein Beispiel nehmen könnte. Wir können unser Auto vor dem Hostel Black Sheep parken, mit sehr guter Anbindung in die Innenstadt und nicht weit weg vom Ausgehviertel Poblado. Sonntags sind ganze Straßenzüge für den Autoverkehr gesperrt und die Bewohner nutzen das autofreie  Gelände um ausgiebig zu flanieren und Sport zu treiben. Die wohl originellste Attraktion ist die Plaza Botero in der Innenstadt. Hier hat der Künstler Botero 23 Monumentalskulpturen geschaffen, darunter, Adam, Eva, Katze, Hund, Pferd etc., allesamt üppig sinnlich, d.h. dick und rund und schwarz in Bronze. Der hohe Wiedererkennungswert hat den Künstler zu einem der bestbezahlten der Welt gemacht. 

Nach ein paar Tagen fahren wir weiter zum Stausee von Penol-Guatape, der die Hauptstadt mit Energie aus Wasserkraft versorgt. Der Stausee, der in den 70er Jahren aufgefüllt wurde, bedeckt die zerklüfteten Täler zwischen den beiden Gemeinden und entstanden ist eine künstliche Seenlandschaft mit vielen Inseln und Halbinseln, auf denen wohlhabende Kolumbianer ihr Feriendomizil haben. Aber die eigentliche Sehenswürdigkeit ist der „Piedra del Penol“ ein 200m hoher Granitmonolith der ein bisschen an den Zuckerhut in Rio erinnert. Über 735 Stufen geht es nach oben von wo man eine atemberaubende Aussicht auf die Seenlandschaft hat. Wir übernachten am Fuß des Felsens auf dem Parkplatz, trinken gemeinsam mit Jörg noch ein“ Sundowner“ Bier. Er ist mit seinem Motorrad auf dem Weg nach Cartagena, um von dort nach Europa zu verschiffen.  Am nächsten Morgen fahren wir noch ein paar Kilometer weiter nach Guatape. Der Ort ist fest in Tourismus Hand und viele Kolumbianer verbringen hier ihr Wochenende. Bekannt ist er wegen den freskenartigen Verzierungen an den Häusern, und an der unteren Hälfte vieler Gebäude sieht man Reliefs die Menschen, Tiere und andere Abbildungen zeigen. 

Nun müssen wir unseren Aufenthalt in Kolumbien etwas umplanen,  denn unser Sohn Felix kommt Anfang August für 3 Wochen zu Besuch und möchte die Zeit mit uns gerne am Karibikstrand verbringen. Kurzentschlossen ändern wir unseren Reiseplan und machen uns auf den Weg ins 700km entfernte Cartagena. Hört sich einfach an, ist aber nicht so. Durch Kolumbien ziehen sich drei Andenkordilleren mit über 3000m die man in einem ständigen auf und ab überqueren muss. Am ersten Tag schaffen wir gerade mal 250km in acht Stunden und sind froh als wir kurz vor der Dunkelheit einen Truckstop erreichen.  Auf unserem Weg durch die Berge bekommen wir auch ein etwas anderes Kolumbien zu sehen. Die Menschen hausen dort im Straßengraben unter Zeltplanen in Verhältnissen die wir uns noch nicht mal im Ansatz vorstellen können. An einer Baustellenampel müssen wir längere Zeit anhalten und fühlen uns nicht wirklich wohl als ein junger Bursche mit einem Stock ums Auto läuft, auf die Reifen schlägt, er will damit wohl die Luft prüfen,  und sich anschließend vor mich stellt und „Hey Gringo, Monetas“ sagt. Ist nix passiert, war aber doch eine unangenehme Situation. Abends, beim Übernachtungstopp an einer Tankstelle, wird das dann aber gleich alles wieder wettgemacht. Zwei junge Polizisten mit Motorrad vergewissern sich gleich mehrmals, dass es uns gutgeht und der Wachmann überlässt uns freundlicherweise seine Dusche im Hotelzimmer. Wir haben noch Zeit bis Felix kommt und machen für ein paar Tage Pause am Karibikstrand Playa Blanca. Wir stehen direkt am Wasser auf einem schönen Platz unter Palmen. Was will man mehr. Blöd nur, dass Wochenende  ist und das heißt, morgens um 8:00 werden die richtig großen Boxen rausgeholt und dann dröhnt den ganzen Tag sowas ähnliches wie südamerikanische Volksmusik in einer Endlosschleife mit 100 Dezibel. Wir müssen zwei Tage durchhalten, dann ist das Wochenende rum und himmlische Ruhe kehrt ein.

Nun sind wir auf dem Weg nach Cartagena und holen dort Felix vom Flughafen ab. Mit ihm werden wir dann hauptsächlich den Norden und die Karibikstrände unsicher machen.  Wie es uns dabei ergeht und was wir so erleben, erzählen wir euch dann wieder im nächsten Blog.

Bis dann Hasta Luego. 

Und hier noch einige Schnappschüsse

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Kommentare: 7
  • #1

    Karin und Heiner (Mittwoch, 05 August 2015 19:44)

    Viel Spaß zu dritt und Grüße aus dem karibisch heißen München!

  • #2

    Bernhard (Mittwoch, 05 August 2015 20:11)

    Hallo ihr beiden Ausreiser,
    ich bin weiter mit auf eurer Spur ! Die Bilder von Guatape zeigen ein sehr schönes Kolumbien.
    Viel Spaß beim "trauten" Familientreffen !
    Weiter alles Gute

    Bernhard

  • #3

    Gisela (Donnerstag, 06 August 2015 13:27)

    Kolumbien gefällt mir, schöne Zeit mit Eurem Sohn!
    Alles Gute
    Grüße Gisela aus dem Womo-Forum

  • #4

    Jasmin (Freitag, 07 August 2015 02:44)

    Ha!

    Wieder zwei die es nach Salento verschlagen hat. Irgendwie kommen da doch alle durch.
    Unser blauer Bus fährt und fährt und fährt... kaum zu glauben aber wahr!

    Ganz viele Grüße aus Lima
    Jasmin, Felix und Quito

  • #5

    Jürgen (Sonntag, 09 August 2015 11:35)


    Der sechsunddreissigste:

    Es bleibt umso länger die Birne klar,
    nimmst Du keine Drogen von Escobar.
    Kaffee dagegen
    ist wirklich ein Segen
    und ist in Kolumbien gar nicht rar!

    Sonderedition "Manfred" (7.August):

    Zu Manfreds Geburtstag, da fällt mir ein:
    Ein Blogger-Betriebssystem wäre fein!
    64 bit
    die wären der hit,
    Commodore vom Trödel dürft' preiswert sein!

    PP

  • #6

    Markus K (Mittwoch, 12 August 2015 14:17)

    Schickt mal guten Kaffee rüber ! :)

  • #7

    Margit (Sonntag, 23 August 2015 08:10)

    Hallo ihr Zwei.
    Wieder eindrucksvolle Bilder. Kolumbien scheint eine Reise wert zu sein. Viel Spaß mit Felix.
    Liebe Grüße Margit