Honduras & El Salvador

Früh am Morgen verlassen wir den Somoto Canyon und fahren zur Grenze nach Honduras. Die Grenzformalitäten sind ziemlich unübersichtlich und wir nehmen uns einen Helfer die hier überall herumlungern und für ein paar Dollar ihre Dienste anbieten. Es empfiehlt sich allerdings den Preis vorher auszuhandeln. Die Jungs verlangen ansonsten kalt lächelnd $20. Angesichts eines monatlichen pro Kopf Einkommens in Nicaragua von $160 und in Honduras von $195 sollte man hier Maß halten, auch wenn der Gesichtsausdruck noch so leidend ist.Ein paar Dollar sind mehr als genug.

Nach gut zwei Stunden sind wir durch und machen uns mit gemischten Gefühlen auf den Weg. Obwohl Präsident Juan Orlando Hernández die Reduzierung der Armut als wichtiges Ziel genannt hat gelten immer noch 64,5% der Haushalte als arm oder sehr arm und den gewalttätigen Jugendbanden (maras) haben sich mittlerweile über 40.000 Jugendliche angeschlossen. Angesichts dieser Fakten verspüren wir wenig Lust uns hier länger aufzuhalten, geben Gas und durchqueren das Land in gut drei Stunden ohne großen Aufenthalt.

 

Der Grenzübertritt nach El Salvador ist überraschend übersichtlich und einfach. Ein Helfer wird hier nicht benötigt, auch wenn man schon einen Kilometer vorher bedrängt wird. Einfach Ruhe bewahren und weiterfahren. Auch hier haben wir nach gut zwei Stunden den Papierkram erledigt und starten durch an die Küste. Wie Honduras ist auch El Salvador nicht gerade ein Paradies des Friedens. Der jahrelange Bürgerkrieg hat tiefe Wunden hinterlassen die erst langsam heilen. 2015 hat das Land nun auch noch die Spitzenposition bei der Mordrate von Honduras übernommen und ist 20mal höher als in USA. Aber irgendwie müssen wir da jetzt durch, zumal die Situation in den Ländern die danach kommen auch nicht viel besser ist.

 

Unser Ziel ist der Campingplatz Rio Mar und das dazugehörige Hotel Tortuga Verde an der Playa Esperansa. Der Strand ist endlos aber eigentlich nur für Surfer und der Campingplatz nimmt nicht gerade einen Spitzenplatz ein. Hinzu kommt, dass samstags Party Nacht ist, und das heißt volle Dröhnung bis weit nach Mitternacht, also auf jeden Fall nix für Rentner. Das Hotel ist 500m weiter am Strand entlang und wir gehen dort für eine Nacht auf den Parkplatz bis die Party vorbei ist und wir uns umstellen.

Nach zwei Tagen  fahren wir weiter in die Berge zur Laguna Alegria, einem malerisch gelegenen Kratersee auf 1300m mit smaragdgrünem Wasser. Nachdem wir die letzten Wochen meistens Temperaturen jenseits der 35 Grad Marke hatten müssen wir nun plötzlich nach Sonnenuntergang die Vliesjacken rausholen und lange Hosen anziehen. Nachts fällt die Temperatur auf 15 Grad und unser Frühstück nehmen wir am nächsten Morgen seit langem mal wieder im Auto ein. Auf der Weiterfahrt machen wir noch einen Stopp in Berlin, einem kleinen Bergdorf in der Nähe. Nix besonderes, aber halt Berlin. 

Nördlich der Hauptstadt San Salvador, die wir großräumig umfahren, liegen zwei interessante Ausgrabungsstätten die wir uns natürlich anschauen wollen.  Als erstes besuchen wir  Joya Ceren das 1993 ins Verzeichnis der Welterbestätten aufgenommen wurde und auch das Pompeji Amerikas genannt wird. Bei mehreren Vulkanausbrüchen um 535 n.C. wurde die kleine Mayasiedlung unter einer 5-6m dicken Ascheschicht begraben. Erst  1976 wurde der Ort wiederentdeckt und seitdem ausgegraben. In dem sehr schön gestalteten Areal sind in einem kleinen Museum viele Alltagsgegenstände zu sehen und auf dem Gelände die Überreste der damaligen Dorfstruktur. In einer nachgebauten Schwitzhütte kann man nachempfinden wie eine Sauna vor 1500 Jahren ausgesehen hat. Von dort fahren wir weiter zu den Ruinen von San Andres die 600-900 n.C. von den Mayas bewohnt wurden. Man glaubt, dass hier bis zu 12000 Menschen gelebt haben. Zu sehen ist eine restaurierte Pyramide mit zwei Terrassen und ein kleines Museum. 

Die Nacht verbringen wir im Nationalpark Los Volcanes. Der Parkplatz ist auf dem Vulkan Cerro Verde in 2200m Höhe und von dort hat man einen tollen Ausblick auf den Vulkan Santa Ana und den aktiven Vulkan Izalco. Er brach im 20. Jahrhundert mehrmals aus, zuletzt 2005 wobei er Erdrutsche auslöste und tausende von Menschen evakuiert werden mussten. Da es in der Vergangenheit öfter zu Überfällen gekommen ist, darf man nur mit Führer wandern und die 4-stündige Tour auf den Gipfel wird von 2 bewaffneten Polizisten begleitet. Angesichts der ruhigen und friedlichen Atmosphäre auf dem großen und sehr schön gestalteten Parkplatz mit Picknickplätzen und Möglichkeit zum Zelten ist es das doch sehr befremdlich. Abends kommt der Getränkelaster zum Auffüllen und wird von einem mit Shotgun bewaffneten Wachmann begleitet, der den Ladevorgang mit der Waffe im Anschlag überwacht. Nichtsdestotrotz ist der Sonnenuntergang vom Aussichtspunkt sensationell und anschließend gibt es bei uns noch einen Umtrunk mit reichlich Rum für die beiden Holländer Rick und Nora und die Kanadier Mike und Gen. Sie müssen in ihren nicht so gut isolierten Autos übernachten und brauchen dafür viel innere Wärme. Wir verbringen auf jeden Fall einen sehr netten Abend und tauschen unsere Reiseerfahrungen aus. 

Bei der Fahrt über Land und durch die Ortschaften fällt uns auf, dass vor allen Geschäften in denen Waren umgeschlagen werden, egal ob winziger Tante Emma Laden oder Supermarkt, ein Bewaffneter mit einer Shotgun im Anschlag davor steht. Auch fast alle Fahrzeuge die Güter transportieren werden von einem Bewaffneten begleitet. Am Anfang erschrickt man dann doch ganz schön wenn man von einem Kleinlaster überholt wird und der Flintenlauf aus dem Fenster herausschaut. Trotzdem fühlen wir uns nicht unwohl. Die Bevölkerung ist sehr freundlich und zuvorkommend und wir erleben eine großartige Landschaft. Es ist wohl mehr so, dass die Bandenkriminalität auf die Ballungszentren beschränkt ist und die „Jungs“ dort weitgehend unter sich bleiben. Wir fahren die Ruta de Las Flores, das Aushängeschild von El Salvador, und stellen uns in der kleinen Ortschaft Juayua für ein paar Tage bei einem Hotel auf den Parkplatz. Der Ort ist bekannt für seine „feria gastronomica“ die jedes Wochenende stattfindet. Hier kommen die Menschen aus dem ganzen Land zusammen und probieren die beste Küche der Region. Das Ganze entpuppt sich dann aber doch eher als ein großer Markt mit Verkaufsständen und Essbuden. Von gegrillten Leguanen und Fröschen am Spieß, wie unser Reiseführer vollmundig berichtet, ist leider nichts zu sehen. 

Vor dem Grenzübertritt wollten wir uns noch einen Tag in einer Therme gönnen, aber bei über 30 Grad Außentemperatur und 40 Grad Wassertemperatur fanden wir das nicht so prickelnd und sind gleich durchgestartet zur Grenze. Und das war`s dann auch schon mit El Salvador, dem kleinsten Land in Mittelamerika, aber dafür mit der größten Bevölkerungsdichte. Nun werden wir in den nächsten Wochen Guatemala erkunden und euch darüber im nächsten Blog berichten. Bis dann. Hasta Luego. 

Und hier noch einige Schnappschüsse

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Kommentare: 3
  • #1

    Jürgen (Mittwoch, 27 Januar 2016 10:41)


    Der vierundvierzigste:

    Jetzt gibt MOMO aber echt Fersengeld:
    Die crew will nicht, daß man sie überfällt!
    Nicht jeder sombrero
    tarnt 'nen pistolero,
    doch unsicher bleibt dieser Teil der Welt!

    PP

  • #2

    Margit (Mittwoch, 27 Januar 2016 11:41)

    Hallo ihr Zwei,
    Ihr seid wieder unterwegs, das ist super. Karin ist wieder fit.

  • #3

    Stefan und Petra (Mittwoch, 27 Januar 2016 19:19)

    Ui ihr seit zackig drauf... Schöne Bilder und guter Bericht