Mexiko (4) - Die Pazifikküste und das zentrale Hochland

Nachdem unser Besuch wieder heimgeflogen ist bleiben wir noch ein paar Tage in Oaxaca und erledigen einige Servicearbeiten. Aber dann geht es weiter an die Pazifikküste. Die Straße ist sehr kurvig und bergig und für die 250km brauchen wir 2 Tage. 

Unterwegs übernachten wir in einem kleinen Bergdorf auf dem Parkplatz vom Gemeindehaus. Für die restlichen 100km brauchen wir dann nochmal gut vier Stunden bis wir San Augustin erreichen, ein kleines Fischerdorf am Pazifik. Es ist nichts los und wir stehen direkt am Strand. Da der Ort in einer geschützten Bucht liegt kann man sogar im Pazifik schwimmen, was sonst meistens wegen der starken Strömung nicht der Fall ist. Durch die sehr gefährliche Unterströmung ertrinken jedes Jahr Dutzende Urlauber.  Wir genießen den Strand und das Meer bevor es uns nach ein paar Tagen weiterzieht. 

Wir fahren ein Stück Richtung Süden bis Huatulco, einem Megaprojekt der mexikanischen Tourismusbehörde. Hier entsteht bis 2018 eins von fünf touristischen Großzentren. Ein sehr umstrittenes Projekt, weil zuvor Landenteignungen und Zwangsumsiedlungen vorgenommen werden mussten. Aber wir stellen sehr schnell fest, dass man als Individual Urlauber hier nichts verloren hat wenn man nicht eins der großen All-inklusive Hotels gebucht hat. Alles ist sehr steril und es könnte überall auf der Welt sein. Also fahren wir doch besser in die andere Richtung bis zum Hippie Ort Zipolite. Mexikos legendärer Kultstrand ist nach wie vor Treffpunkt der internationalen Traveller Szene und dort gefällt es uns dann schon besser, zumal wir Rüdiger und Kathrin mit ihrem VW Bus wieder treffen, mit denen wir schon in Xpu-Ha im Yucatan eine schöne Zeit verbracht haben. Unser Stellplatz liegt direkt am Strand und rundherum sind jede Menge Strandkneipen. Die Schuhe gehen also für längere Zeit in den Schrank. Fernsehen gibt es auch und so ist mittags um 14:00 Zeit für die Fußball Europameisterschaft und die Spiele der deutschen Mannschaft. Das Wetter ist meistens super und die Brandung beachtenswert. Zipolite heißt auf zapotekisch „Strand der Toten“ und trägt seinen Namen nicht zu unrecht. Die tückische Unterströmung ist äußerst gefährlich und mehr als Füße nass machen ist nicht drin. Abends sitzen wir bei Kerzenschein in einer der zahlreichen Kneipen am Strand. Leckeres Essen, Füße im Sand, Cocktail in der Hand, was will man mehr. Später kommen noch die beiden Schweizer Rike und Martin dazu und zu sechst lassen wir es uns so richtig gut gehen. 

Doch dann wird die Idylle etwas getrübt. Die mexikanischen Lehrer in den umliegenden Regionen proben seit Wochen den Aufstand, weil sie mit der Neuregulierung des Bildungswesens nicht einverstanden sind. In Oaxaca haben wir ja schon Bekanntschaft damit gemacht, doch nun hat sich die Lage dramatisch verschärft und die Stimmung ist sehr aggressiv. Überall sind Straßenblockaden und wir sitzen quasi mittendrin in der Falle. Sprit und Lebensmittel werden langsam knapp und Kathrin und Rüdiger schaffen es gerade so sich auf dem Schwarzmarkt ein paar Kanister Diesel zu ergattern. Nach 10 Tagen fahren wir  weiter und kommen ohne Probleme bis Puerto Escondido, einem Hot Spot für Surfer. Dort sind gerade die Big Wave Surf Meisterschaften. Die Wellen sind mehr als 10m hoch und die gesamte Weltelite ist am Start. Ein unglaubliches Spektakel. Wer mehr dazu wissen und sehen will, hier geht`s zur Webseite mit Infos  & Videos: Big Wave Surf Contest in Puerto Escondido - Mexiko

Puerto Escondido ist ein chilliger Ort mit vielen Kneipen und wir haben einen schönen Platz am Südende der Bucht. Jeden Tag erkundigen wir uns über die Lage der Straßenblockaden und entscheiden uns dann sonntags in Richtung Acapulco weiter zu fahren. Bei der ersten Blockade werden wir an den LKWs vorbei durchgewunken. Ein paar Kilometer weiter stehen wir dann aber vor einer weiteren Blockade. Man hat ein Zeltdach über die Straße gespannt und die Verhandlungen starten erstmal mit $50. Die Atmosphäre ist Gottseidank friedlich und alle sind nett und freundlich. Am Ende sind wir dann bei $20 und ich erkläre, dass ich leider keine Dollars habe. Na gut, dann halt 20 Pesos, was gerade mal ein €uro ist. Dafür wird dann das Zeltdach abgebaut damit wir passieren können. Viva Mexiko. Nun stehen wir vor der Entscheidung Acapulco ja oder nein.  Wegen Bandenkriegen und Überfällen wollten wir dort eigentlich nicht hin, aber nun sind wir so nah dran und entscheiden uns dann doch für einen Stopp um die Klippenspringer zu sehen. Der Glanz von Acapulco als Bade und Partystadt ist seit langen verblasst. Nach blutigen Machtkämpfen des mexikanischen Drogenkartells wollte niemand mehr dort investieren und 2012 erklärte der Bürgermeister die Stadt sogar für technisch bankrott. Wir gehen auf einen RV Park etwas außerhalb. Der ist zwar bis Oktober geschlossen, aber man lässt uns trotzdem rein und wir dürfen zum Sonderpreis dort stehen. Am nächsten Morgen geht es dann mit dem Sammeltaxi in die Stadt. Unser Taxifahrer ist völlig durchgeknallt. Mit über 100 Sachen rast er die enge Küstenstraße entlang, spielt derweil am Handy und das alles mit völlig kaputten Stoßdämpfern. Aber wunderbarer weise kommen wir unbeschadet an unserem Ziel an. Die Küstenlinie ist nach wie vor sehenswert, aber viele Hotels stehen leer und an den Stränden tummeln sich überwiegend Einheimische. Pünktlich um 13:00 sind wir an der Quebrada zur Show der Klippenspringer, wohl die bekannteste Attraktion in Acapulco. Gesprungen wird aus 25-35m in eine enge Schlucht wo das Wasser gerade mal 4m tief ist. Durch das hereinrauschende Wasser erhöht sich die Eintauchtiefe und der  Absprung muss daher genau berechnet sein. Die Show ist wirklich sehenswert und wir sind froh, dass wir den Abstecher gemacht haben. Sechs junge Burschen springen aus Höhen von über 30m und machen dabei noch Saltos und Schrauben. Danach bummeln wir noch durch die Innenstadt und besuchen die Festung San Diego, die 1783 zum Schutz vor Piratenüberfällen errichtet wurde. 

Am nächsten Tag geht es weiter. Wir haben Glück und es ist nur eine Blockade an einer Mautstelle wo wir ein paar Pesos zahlen müssen um durchzukommen. Auch gut, denn die normale Maut wäre das Doppelte gewesen. Unser Ziel ist Taxco auf 1800m Höhe. Die barocke Silberstadt ist eine der schönsten Städte des Landes, quasi das mexikanische Rothenburg. Die Stadt steht komplett unter Denkmalschutz und lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Silber wird schon lange nicht mehr abgebaut, aber eine Haupteinnahmequelle ist trotzdem der Verkauf von Silberwaren an Touristen. Das Edelmetall wird dafür aus anderen Bundesstaaten eingeführt. Wir bummeln durch die engen Gassen und wundern uns, dass hier überhaupt Autos fahren dürfen. Der Ort erstickt förmlich im Verkehr und VW-Käfer als Taxis sind zu Hunderten präsent und verpesten die Luft, sehen aber toll aus. Obwohl zu fast hundert Prozent touristisch hat sich die Stadt eine schöne Atmosphäre bewahrt, und ist absolut sehenswert. 

Wir fahren weiter zu den Grutas de Cacahuamilpa. Wir haben eigentlich keine hohe Erwartungshaltung und wollen uns die Tropfsteinhöhlen nur anschauen, weil sie gerade auf dem Weg liegen und man auf dem Parkplatz gut übernachten kann. Aber was wir dann zu sehen bekommen macht uns sprachlos. Die Dimensionen sind unglaublich. Die riesigen Kammern mit bis zu 80m Höhe liegen tief im Berginnern mit atemberaubenden Stalagmiten und Stalaktiten. Der Hin und Rückweg mit einem obligatorischen Führer ist zusammen 4km und wir sind fast zwei Stunden in der Höhle unterwegs und bestaunen die fantastischen Gesteinsformationen. 

Unser nächster Stopp ist die archäologische Stätte Xochicalco. Die wenig besuchte Ruinenstätte überrascht uns mit sehr gut erhaltenen Pyramiden auf einem riesigen Gelände. Hauptbau ist die „Pyramide der gefiederten Schlangen“ mit eindrucksvollen Reliefdarstellungen. 

In Cuernavaca schauen wir uns in einem großen Einkaufszentrum das EM Viertelfinale Deutschland-Italien an. Völlig geschafft vom Elfmeterkrimi schaffen wir es dann noch bis Metepec wo wir in einer großen Ferienanlage einen schönen Übernachtungsplatz finden.  Von dort geht es weiter zu den beiden Städten Cholula und Puebla am Fuß vom alles überragenden aktiven Vulkan Popocatepetl. Cholula ist ein schönes  geschichtsträchtiges Städtchen mit über 45 Kirchen  und war bereits 200 v.Ch. bewohnt. Eine der Hauptattraktionen ist die Tepanapa Pyramide. Mit einer Seitenlänge von 430 und 460 Metern und fast 66 Meter Höhe ist sie die an Volumen größte Pyramide der Welt. Zur Erforschung wurden im Inneren Tunnel von 8km Gesamtlänge angelegt und als Besucher betritt man die untertunnelte Pyramide an der Nordseite und gelangt dann einige Zeit später auf der Ostseite wieder an Tageslicht. Von dort geht man dann weiter auf den Hügel zu einer schönen Kirche die von den spanischen Eroberern auf der Pyramide erbaut wurde. Um die Überlegenheit ihres Gottes zu demonstrieren errichteten die Spanier, wenn immer es möglich war, ihre Kirchen auf den Pyramiden. Von oben hat man einen tollen Ausblick auf die Stadt und den Vulkan. 

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Puebla. Größter Arbeitgeber mit rund 15.000 Beschäftigten ist dort Volkswagen. Am 31.7.2003 rollte hier der letzte VW Käfer vom Band der es weltweit immerhin auf eine Gesamtstückzahl von 21,3 Millionen brachte. Puebla hat ein sehr sehenswertes historisches Zentrum und ist seit 1987 Weltkulturerbe. Blickfang am Hauptplatz, dem Zocalo, ist die monumentale Kathedrale die 1575-1649 gebaut wurde. Sie besteht aus 5 Schiffen und 14 Seitenaltären und wird mexikoweit an Größe nur noch von der Kathedrale in der Hauptstadt übertroffen. Leider ist heute Montag und bis auf das Amparo Museum sind alle anderen Museen geschlossen. Während der Kolonialzeit entwickelte sich Puebla zu einem bedeutenden Kunst - und Handelszentrum. Das bekannteste Produkt waren die Talaveras, glasierte, farbenfroh bemalte Kacheln. Die Herstellung der Talavera Keramik ist sehr aufwendig und wir machen eine Führung in einer der größten Fabriken bei Uriarte Talavera. Alles wird hier von Hand in einem extrem aufwendigen Prozess gefertigt und  das Endprodukt sind wunderschöne Keramikarbeiten in allen Facetten. 

Von Cholula aus fahren wir über den Paso de Cortes bis auf 3700m. Zwischen Puebla und Mexiko-Stadt erstreckt sich um die beiden Vulkane Popocatepetl und Iztaccihuatl der gleichnamige Nationalpark und die unbefestigte Straße bis hoch zum Eingang vom Park fordert MOMO mal wieder alles ab. Der Popocatepetl ist seit dem 14. Jahrhundert 30mal ausgebrochen und heute der seismologisch am besten überwachte Vulkan der Welt. Kein Wunder angesichts der potentiellen Bedrohung von 30 Millionen Menschen im Umkreis. Eigentlich wollten wir ja oben übernachten, aber es ist richtig kalt und regnerisch und wir ziehen es dann doch vor etwas weiter unten in wärmeren Regionen zu campieren. 

Nun sind wir in Tepotzotlan im Einzugsbereich von Mexiko-City auf einem großen RV Park und bereiten uns auf unseren Urlaub in Deutschland vor. Bevor wir losfliegen machen wir aber noch ein paar Tage Mexiko-City unsicher und werden darüber in einem eigenen Blog berichten. Bis dann. Hasta Luego. 

Und hier noch einige Schnappschüsse

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Marc und Carina (Sonntag, 10 Juli 2016 11:57)

    Hallo ihr beiden, wir haben wieder genossen von euhre story und schoene bilder, beim sehen und lesen kriegen wir wieder heimwee nach reisen :-)..... wir wunschen euch einen gueten heimflug und hoffen einander mal zu treffen....das wurde schoen sein. Geniess die letzten tagen , liebe gruessen von die motorrad Belgier Marc und Carina xxx
    wie lange bleibt ihr zuhause...schreib uns mal ...x

  • #2

    Jürgen (Montag, 22 August 2016 15:57)


    Der einundfünfzigste:

    Es fährt uns im Taxi ein schlimmer Finger
    zum Ausblick auf tollkühne Klippenspringer.
    Bei Straßenblockade
    hilft Blockschokolade:
    Für's Nervenkostüm ist das echt der Bringer!

    PP