In der Mitte der Welt

Vor unserem Heimflug nach Deutschland bleiben wir noch ein paar Tage in Cuenca und erholen uns von den Strapazen der letzten Tage, die mit Krankenhausaufenthalt und Raubüberfall nicht gerade ereignislos waren. 

Cuenca hat einen sehr schönen Ortskern und lädt zu ausgedehnten Spaziergängen in der Altstadt ein. Gottseidank habe ich noch meine alte Olympus Kamera die nun zu neuen Ehren kommt. In Ecuador werden ja auch die berühmten Panamahüte hergestellt und Cuenca ist eine Metropole dafür. Im Hutmuseum erfahren wir alles über den Fertigungsprozess und am Schluss der Führung kaufen wir uns jeder einen schönen Hut, so wie Humphrey Bogart und Julia Roberts es schon vor uns getan haben. Keine Frage wer damit besser aussieht....

Am 17.1. fliegen wir nach Deutschland und freuen uns auf unsere Kinder, Verwandten und Freunde. Die Zeit daheim vergeht mal wieder wie im Flug und am 1.3. sind wir wieder zurück. Unser Auto haben wir in der Zeit bei einer netten ecuadorianischen Familie gut und sicher abgestellt und finden es auch wieder unbeschadet vor.

Wir bleiben noch ein paar Tage in Cuenca zum Akklimatisieren und vertreiben uns die Zeit mit den beiden Schweizern Leo & Lisbeth die auch mit einem 1017er unterwegs sind. Unser MOMO bekommt auch noch Sicherheitsfolien für die Scheiben, damit die bösen Jungs außen vor bleiben müssen.

Aber irgendwann geht es dann doch weiter und wir fahren in die Berge und wollen, optimistisch wie wir sind, ein paar Tage im Nationalpark Cajas auf 4000m Höhe verbringen. Dazu muss man wissen, dass zurzeit Regenzeit ist und das Wetter sich mehrmals am Tag ändert. So empfängt uns dann dort auch eisige Kälte die uns ziemlich stark an unseren Deutschlandaufenthalt erinnert. Dazu kommen noch starker Wind und Dauerregen. Der Stopp im Nationalpark fällt dann auch dementsprechend kurz aus, ca. 5min, und wir starten durch nach Westen ins Tiefland. Eine gute Stunde später schwitzen wir dann bei über 30 Grad und 90% Luftfeuchte und wir hadern nun mit uns selbst was wohl das kleinere Übel ist.

Wir haben auch noch ein kleines Behörden Problem das wir dringend lösen müssen. Wir selbst haben ein Visum für 180 Tage bis 25. Juni, aber unser Visum fürs Auto läuft Ende März aus, dafür haben wir nämlich nur 90 Tage bekommen. Fürs Auto ist der Zoll (Aduana) zuständig und so machen wir uns auf den Weg in die Millionenstadt Guayaquil und suchen die Aduana, die wir letztendlich am Hafen finden. Mit dem Auto dürfen wir nicht auf das Gelände, also bewacht Karin MOMO und ich mache mich auf den Weg unser Problem zu lösen. Es ist 10:00 am Vormittag. Relativ schnell finde ich die richtige Stelle und muss eine Nummer ziehen, das ist obligatorisch in Ecuadors Behörden. Kaum ist es 12:00 bin ich auch schon dran, nur um gesagt zu bekommen, dass unzählige Kopien von allen Papieren notwendig sind, vorher geht nichts. Der Copyshop ist nebenan und verdient sich eine goldene Nase, so auch an mir. Zurück heißt es dann Nummer ziehen und gegen 14:00 stehe ich wieder am Schalter. Nach 5min harter Arbeit übereicht mir die Dame ein Papier und teilt mir mit, dass ich so in 2-3 Tagen nochmal kommen, oder im Internet den Status der Bearbeitung checken soll. Zum Glück bin ich ja tiefenentspannt sonst hätte ich womöglich dem Wachmann die Knarre entwendet. Nach längerer Diskussion erfahre ich, dass die Genehmigung meines Anliegens von einer anderen Stelle weiter bearbeitet wird, die 10m Luftlinie entfernt ihrer ausgedehnten Mittagspause frönt. Dann taucht doch tatsächlich jemand auf der sich für mich zuständig fühlt. Ich darf ihn in einen anderen Wartesaal begleiten und kaum eine Stunde später gehen wir ans Auto, das innen und außen ausgiebig fotografiert wird (wir sind jetzt bestimmt auf seiner Facebook Seite zu sehen) bevor ich wieder im Wartesaal Platz nehmen darf. Langsam werde ich nervös, denn es ist bereits 17:00 und  Feierabend. Ich wende mich an die Empfangsdame und frage wo denn mein Bearbeiter abgeblieben ist. Hilft zwar nicht viel, endet aber damit, dass ich die Handynummer der Dame bekomme. Ich soll doch mal anrufen, oder wenn ich jemand wüsste, sie ist auf der Suche nach einem deutschen Mann....  Zwischenzeitlich tausche ich mich immer mal wieder mit einem jungen Kolumbianer aus, der auch die Verlängerung für 180 Tage braucht und ebenfalls seit heute Morgen in der Warteschlange sitzt. Dann geschieht doch noch ein echtes Wunder. Gegen 17:15 halte ich tatsächlich meine Verlängerung in den Händen. Der Kolumbianer darf morgen wiederkommen. Zwei Stempel pro Tag sind dann wohl doch zu viel verlangt. Karin hatte derweil all die Stunden bei über 30 Grad ihren Spaß bei der Bewachung des Autos und in der Diskussion mit einem hartnäckigen Polizisten, der uns abschleppen wollte, weil wir da nicht stehen dürften.


Nun aber nichts wie raus aus der Stadt bevor es dunkel wird. 60km außerhalb ist die Finca Gloria und auf dem riesigen Gelände erholen wir uns erstmal ein paar Tage.  Aber es ist brütend heiß und feucht und der Spaß hält sich in Grenzen, zumal die unterschiedlichsten Stechmücken großen Gefallen an uns finden. 

Nach drei Tagen fahren wir weiter ans Meer auf den Campground Islamar. Ein wunderschön gelegener Platz auf einem Hügel mit tollem Blick auf den Pazifik. Dazu weht ein angenehmer Wind der die Hitze erträglich macht. Wir bleiben fast eine Woche bevor wir an der Küste weiter nach Norden fahren und in Puerto Lopez Station machen.  Dort stehen wir ein paar Tage direkt am Strand unter Palmen bevor es weiter geht nach Canoa, einem quirligen Backpacker Ort nach unserem Geschmack. Wir stehen auch hier direkt am Strand, Bars und Kneipen sind gleich um die Ecke, was will man mehr. 

Nach ein paar Tagen ziehen wir weiter. Die Orte am Strand, die wir anfahren, sehen alle sehr runtergekommen aus und gefallen uns nicht besonders und so landen wir 250km weiter nördlich an der Playa Escondido, einer netten Anlage mit Cabanas und Camping aber leider ohne Playa, dafür aber gefühlten 3 Millionen Stechmücken bei 90% Luftfeuchte und über 30 Grad. Da kommt Freude auf. Die Feier anlässlich unseres zweiten Jahrestages im Auto am 24.3. fällt dementsprechend etwas verhalten aus. Nach zwei Tagen haben wir die Nase voll und verabschieden uns von Strand und Meer und fahren in die Berge nach Mindo auf 1200m Höhe. Das Klima ist dort schon wesentlich angenehmer und wir finden einen schönen Stellplatz auf einer Hacienda mit Naturpool und abendlichem Froschkonzert. Der Ort lädt zu Spaziergängen im Regenwald ein und wir besuchen eine Schmetterlingsfarm und eine Kakaoplantage und lernen dort alles über die Herstellung von Schokolade.

Dann geht es weiter zur Mitte der Welt (Mitad del Mundo). Waren wir vor gut einem Jahr noch am Ende der Welt in Ushuaia haben wir nun die Äquatorlinie erreicht. Diese ist touristisch 100% vermarktet. Ob die gezeichnete Linie nun genau auf 00.00.00 liegt oder etwas daneben spielt dabei keine Rolle. Das Monument, um das ein rein touristisches Dorf errichtet wurde, liegt auf jeden Fall 180m daneben. Das interessanteste ist noch das Museum Inti Nan. Dort kann man mit einem Bein auf der Süd –und mit dem anderen Bein auf der Nordhalbkugel stehen und erfährt nebenbei noch einiges über die Amazonas Indianer und die Herstellung von Schrumpfköpfen. Bei einem Experiment wird gezeigt, dass das Wasser auf der Nordhalbkugel links rum,  und im Süden rechts rum und genau auf der Äquatorlinie dann senkrecht abfließt. Ich habe einen kleinen Videoclip gemacht der das veranschaulicht. (siehe unter Videos)

Wir fahren weiter an Quito vorbei und mal wieder über einen Pass von 4000m bis wir auf 3400m bei den Thermen von Jamanco ankommen. Dort bleiben wir ein paar Tage und genießen das tägliche Bad in 40 Grad heißem Wasser.  

Von hier geht es nun weiter nach Oriente, in das Amazonastiefland von Ecuador. Was wir dabei so alles erleben erzählen wir euch dann wieder im nächsten Blog. Wir hoffen ihr hattet Spaß beim Lesen und Bilder betrachten und wünschen euch allen ein schönes Osterfest.

Bis dann. Hasta Luego.  

Und hier noch einige Schnappschüsse

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Kommentare: 9
  • #1

    Anna Singer (Samstag, 04 April 2015 08:01)

    Frohe Ostern und weiterhin eine gute Zeit!

  • #2

    prembert@online.de (Samstag, 04 April 2015 11:26)

    Hallo Ihr Weltenbummler,

    gestern habe ich noch überlegt ob ich mal versuchen soll den Manfred auf seinem Handy anzurufen um zu hören wann der nächste Bericht folgt.
    Und heute ist er da! Wie man sieht geht es Euch gut nach den Wochen im
    bayrischen Winter.
    Tolle Bilder wie immer und der kompetente Bericht dazu.
    Weiterhin alles Gute für die nächsten Etappen, verbunden mit einem
    Ostergruß aus der Heimat.
    Elke und Peter

  • #3

    bernhard (Samstag, 04 April 2015 11:58)

    bernhard (Saturday, 04 April 2015 11:54)

    Hallo Karin und Manfrd,
    dieser ketzte Bericht war eine sehr schöne Erinnerung an meine Reise nach Ecuador in 1999: Cuenca , Cajas NP, Mitad del Mundo ; Oriente, Galapagos (Oriente kommt bei euch ja noch, auch Galapagos ? ) . Unsere Tochter verbrachte nach dem Abi ein Jahr in einem sozialen Projekt in Cuenca und ich besuchte sie. Ihr seid sehr entspannt unterwegs, was ja offensichtlich zur Vermeidung von Kollateralschäden ;-) im Hafen von Guayaquil je auch nötig ist.
    Ich lese weiter mit ! Gute Weiterfahrt in den Oriente ! In Ambato in der Nähe des Tungurahua könnt ihr auch in heißen Quellen baden -- dort geht auch eine Straße runter in den Oriente. Und gute Süßigkeiten gibt es dort auch ! (Name fällt mir nicht mehr ein) -- bedeutet aber auch ein Stück Rückfahrt nach Süden.
    Bernhard
    Grüße
    Bernhard

    PS: der Link aus dem Newsletter funktionierte nicht direkt , man musst über "Aktuell" und da war ich zuerst in die Englisch-Abteilung gerutscht.

  • #4

    Markus Kurtenbach (Samstag, 04 April 2015 15:35)

    :) Einfach nur beneidenswert

  • #5

    Christiane (Samstag, 04 April 2015 22:24)

    Felices Pascuas - Frohe Ostern Euch beiden!
    Ich schwelge immer im Fernweh wenn ich Eure Berichte lese und würde am liebsten auch gleich wieder meine Koffer packen....
    Ich wünsche Euch weiterhin Buen Viaje, unvergessliche Reiseeindrücke & nette Bekanntschaften.
    VLG

  • #6

    Horst Peter (Sonntag, 05 April 2015 17:55)

    Hallo,
    bin immer wieder begeistert von euren Berichten und den atemberaubend schönen Fotos.
    Wünsche euch aus Lantershofen weiterhin alles Gute und nette, hilfsbereite Landsleute, wo immer ihr unterwegs seid.

  • #7

    Margit (Dienstag, 07 April 2015 17:16)

    Hallo ihr zwei.
    Man sieht, die neue Kamera macht auch hervorragende Fotos. Alles Super.
    Weiterhin gute Fahrt und alles Gute.
    Herzliche Grüße Margit

  • #8

    Jürgen (Dienstag, 07 April 2015 17:37)


    Der einunddreissigste:

    Ein süddeutsches Paar in Cuenca
    das suchte nach Schutz für sein Kopfhaar
    der Panamahut
    steht ihnen saugut
    viel besser als Humphrey und Julia

    (if not quite satisfactory, look for the english version on the appropriate page of this blog)

    PP

  • #9

    Hermann (Samstag, 11 April 2015 20:23)

    Liebe Karin, lieber Manfred, wie klein ist doch die Welt. Vor ein paar Tagen wollten wir noch in Radolfzell Kaffee trinken und jetzt seid Ihr schon wieder in fernen Länder! Schöne Bilder, wie immer und schön, dass es nur gute Nachrichten gibt! Respekt vor der Auswahl unseres Ablegers! Wünsche Euch weiterhin eine gute und unbeschwerte Zeit! Liebe Grüße Hermann