USA – Im Süden von Arizona

Unsere Einreise nach USA in Nogales verläuft problemlos. Weil alle so nett sind fragen wir einfach mal nach ob wir vielleicht auch ein Visa für 12 Monate bekommen können und sind dann doch etwas überrascht als wir das anstandslos und ohne große Rückfragen bekommen. 

Direkt nach der Grenze genehmigen wir uns erst einmal einen Hamburger. Ist ja nun nicht so, dass es den in Mexiko nicht gegeben hat, aber da wird die Plastikgesellschaft halt nicht so zelebriert wie in Amerika, und wir müssen uns ja frühzeitig auf den „American way of Life“ einstellen. Dann geht es auf der Interstate nach Tucson.

Wir sind erstaunt über die Straßenbreite und müssen auch keinen Schlaglöchern ausweichen. Dafür patrouilliert die „Border Control“ im Umkreis von 30km um die Grenze und verursacht am Checkpoint einen mittelprächtigen Stau. Ist wohl eine Vorstufe von Trump`s Mauer.

Zum Ankommen gehen wir auf den Parkplatz von einem Spielkasino. Die sind rund um die Uhr geöffnet und man darf dort generell kostenlos sein Wohnmobil parken. Für den Fall, dass man mitten in der Nacht den Drang für ein Pokerspiel, oder nach einem Spielautomaten verspürt ist der Weg also nicht allzu weit. 

Am nächsten Tag ziehen wir um auf einen RV Park für 55+. Kein Witz. Der Platz hat 1100 Stellplätze (nein, da ist keine Null zu viel) und direkt gegenüber das Ganze nochmal. Dazu muss man wissen, dass Tucson und Phoenix zu den am schnellsten wachsenden Städten in USA zählen. Jeder der es sich leisten kann kommt zum Überwintern hier her und so sind riesige Rentner Areale, mit allem was die ältere Generation so braucht, entstanden und ständig kommen neue dazu. Wir installieren unsere neuen Batterien und sind ansonsten der Hingucker. Alle paar Minuten kommt jemand vorbei und will wissen was das denn für ein hammermäßiges Auto ist. Wir überlegen schon ob wir ein Schild anbringen, so in etwa wie Besuchszeiten von 16:00-1700 und Foto $5. 

Zu Weihnachten ziehen wir um auf einen etwas kleineren RV Park im Westen der Stadt. Dort treffen wir uns mit Heike und Bernd, die wir bereits vor drei Jahren in Argentinien getroffen haben. Wir haben uns viel zu erzählen, kochen gemeinsam und verbringen ein paar schöne Tage zusammen bevor die Beiden wieder weiterziehen. Vielen Dank nochmal an euch Beide für die schöne Zeit.

Kurz darauf bekommen wir Besuch von unseren Freunden Monika & Gerhard aus Grafing. Gerhard hat im Januar Geschäftstermine in Las Vegas und so haben wir als Treffpunkt Tucson ausgemacht. Wir besuchen gemeinsam den Saguaro National Park und Monika sucht gleich mal eine „kleine“ Rundwanderung von 9 Meilen raus. Eigentlich wollten wir ja nach der Hälfte das Desert Museum besuchen, aber die ca. 100m lange Schlange am Eingang hat uns dann doch abgeschreckt, zumal wir die sehenswerte Museum/Zoo Kombination schon bei einem früheren USA Besuch bewundert haben. Auf dem Parkplatz steht einsam ein deutsches Steyr Expeditionsmobil mit Düsseldorfer Kennzeichen und wir hängen einen Zettel dran wo wir zu finden sind. Tatsächlich kommen Hermann und Martina am Abend auf unseren Campground und wir verbringen ein paar nette Stunden zusammen. Sie sind bisher die einzigen die wir getroffen haben, die auch nach Norden unterwegs sind, und so werden sich unsere Wege sicher nochmal kreuzen. Hat Spaß gemacht mit euch. 

Mit Moni & Gerhard besuchen wir das Titan Missile Museum. Der Besuch gleicht einer Zeitreise in die 60er Jahre zu Zeiten des kalten Krieges. Zu sehen ist das komplette Abschusssilo einer Titan 2 Atomrakete, das bis 1984 rund um die Uhr einsatzbereit war. Ein Gruselkabinett der besonderen Art, dass einem sehr eindrucksvoll vor Augen führt wie nahe wir bei der Kuba Krise 1963 vor einem dritten Weltkrieg standen. Zum Glück hat damals niemand den Schlüssel für den Atomraketenstart drehen müssen wie ich es zur Demonstration tun durfte. Über die Methode „Frieden durch Abschreckung“ kann man allerdings geteilter Meinung sein. Aber offensichtlich hat es bis heute ganz gut funktioniert. 

Am nächsten Tag fahren wir zur Biosphere 2, wo von 1991 bis 1993 acht Männer und Frauen in einem geschlossenen nicht mit der Umwelt verbundenen Ökosystem gelebt haben. Das Experiment sollte beweisen, dass Leben in einem eigenständigen, geschlossenen ökologischen System Leben langfristig möglich ist. Das Projekt wurde auch von der NASA beobachtet um die gewonnenen Erkenntnisse für zukünftige bemannte Basen auf Mond, oder Mars zu nutzen. Auch wenn in den Augen der Öffentlichkeit das Projekt gescheitert ist, ergaben sich für die Wissenschaft wichtige Erkenntnisse zur Erprobung künstlicher Lebensräume. Heute wird Biosphere 2 von der University of Arizona verwaltet. Biosphere 1 ist im Übrigen die Erde. 

Nachmittags fahren wir zum Lost Dutchman Campground in Apache Junction bei Phoenix. Der Platz ist malerisch gelegen und genau das richtige für uns um mit Moni & Gerhard Silvester zu feiern. In der Nähe ist eine alte Ghost Town, also quasi eine Westernstadt für Touristen, die ganz nett gemacht ist, natürlich auch mit Saloon und dem obligatorischen Shoot-out. Wir nehmen alles mit inklusive den vier Bier für $25 im Saloon. 

An Silvester sitzen wir am Lagerfeuer und stoßen das erste Mal um 16:00 Uhr Ortszeit auf das neue Jahr in Deutschland an. Danach gibt es leckeren Schmortopf über offenem Feuer. Wir trotzen den ziemlich kühlen Temperaturen mit viel Wein, Bier, Rum und Tequila und bewundern um Mitternacht bei noch klarem Himmel das Feuerwerk vom 40 Meilen entfernten Phoenix. Kaum haben Moni & Gerhard es sich auf unserem Notbett gemütlich gemacht fängt es an zu regnen. Glück gehabt.

Der erste Tag des neuen Jahres empfängt uns mit 8 Grad und eisigem Wind und am Nachmittag verabschieden sich unsere Freunde, aber erst nachdem wir noch ausgiebig ein paar runden Schafkopf gezockt haben. Wir bleiben noch einen Tag und fahren dann den Apache Trail, eine 40 Meilen lange und sehr schöne, zum Teil unbefestigte Straße durch die Berglandschaft und übernachten auf einem einsamen Campground am Apache Lake. Weiter geht es am nächsten Tag zum Tonto National Monument am Roosevelt Lake, einer Höhle in der Felswand (Cliff Dwelling) von denen es in dieser Gegend mehrere gibt und die vor ca. 600 Jahren von den Salado Indianern bewohnt wurden. 

Eigentlich wollten wir ja dann weiter in den Süden fahren, aber Pläne von Langzeitreisenden sind ja nur grobe Anhaltspunkte und auch dazu da um geändert zu werden. In Richtung Norden in der Nähe von Pine gibt es nämlich noch eine Natural Bridge die wir uns anschauen wollen und als wir dann bei Pine übernachten und auf die Karte schauen stellen wir fest, dass der Grand Canyon gar nicht mehr so weit weg ist und wir ihn ja auch noch nie im Winter gesehen haben. Also machen wir kurzerhand einen kleinen 200 Meilen Abstecher und fahren zum Teil durch dichtes Schneetreiben und über schneebedeckte Straßen zum South Rim vom Grand Canyon. Auf Mathers Campground lernen wir Nancy und Thomas kennen die seit ein paar Jahren in USA arbeiten. Mit ihrem Van übersiedeln sie gerade von New York nach Portland und wir verbringen ein paar nette Stunden zusammen in unserer „warmen Stube“, denn draußen ist es bitterkalt. Nachts fällt Neuschnee, aber am Morgen empfängt uns stahlblauer Himmel mit minus 7 Grad und wir machen einen ausgedehnten Spaziergang am Canyon Rand entlang bei optimalem Fotowetter. 

Am nächsten Tag verlassen wir den Grand Canyon und setzen unsere Reise nach Süd-Osten fort wie ursprünglich geplant. Über Flagstaff geht es bis zum Petrified Forest wo wir einen Übernachtungsstopp einlegen und am Morgen den National Park besichtigen. Zu sehen sind die Reste versteinerter Wälder 200 Millionen Jahre vor unserer Zeit. 

Von dort geht es nun zügig weiter nach New Mexico und Texas. Aber was wir dort erleben erzählen wir euch dann wieder im nächsten Blog. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen. 

Und hier noch einige Schnappschüsse

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Kommentare: 8
  • #1

    Markus Kurtenbach (Donnerstag, 12 Januar 2017 09:03)

    Der Westen der USA fehlt auf jeden Fall auch noch auf meiner Liste :) Habt ihr schon ne Ahnung wann ihr in etwa in Alaska sein werdet? Werde von der Uni aus vermutlich 3 Wochen dort auf Exkursion sein.

  • #2

    Karin und Heiner (Donnerstag, 12 Januar 2017 15:32)

    Ich "durfte" auch den Schlüssel drehen, war schon ein seltsames Gefühl.
    Im Biosphere 2 waren wir auch am nächsten Tag und dann in der Westernstadt beim Shoot-out.
    Schöne Bilder! Weiterhin gute Fahrt und alles Gute.

  • #3

    Jindra (Donnerstag, 12 Januar 2017 17:54)

    Eurer RB ist nicht nur unterhaltsam und interessant, sondern man lernt bei lesen auch noch einiges dazu:)!
    Alles Gute für das neue Jahr und weiterhin gute Fahrt!

  • #4

    Marion Kabbe (Donnerstag, 12 Januar 2017 18:10)

    Ich freu mich schon auf die Fortsetzung :-))

  • #5

    Christiane (Freitag, 13 Januar 2017 22:39)

    Ich will mehr Fernweh !!!!
    Vielen Dank für Euren neuesten Reisebericht. Die USA stehen auch noch auf meiner Wunschliste ... und wenn ich schon selbst nicht hinkomme, dann gehe ich eben auf Erkundungstour mit Euch, jejejej ICh wünsche Euch ein spannendes Jahr 2017 und viele tolle Erlebnisse, Eindrücke und Treffen.
    GLG

  • #6

    Jürgen (Mittwoch, 15 Februar 2017 10:34)


    Der neunundfünfzigste:

    Im Staat Arizona in USA
    ist endlich ein campground für oldies da!
    Nach Weihnachten kommen
    (per Flug, nicht geschwommen)
    die Freunde aus Grafing, na Prost Neujahr!

    Sonderedition Weihnachten und Jahreswechsel:

    Zu Weihnachten kam nicht der Weihnachtsmann,
    denn dieses Mal war'n Bernd und Heike dran!
    Mit Gerhard und Moni
    wünscht Euch Platzpatroni
    im Neuen Jahr möglichst kei Reifenpann!!

    PP

  • #7

    A+K Weltenbummler (Samstag, 25 März 2017)

    Hallo Ihr Beiden,
    das ist ein wunderschöner Beitrag. Im Rahmen unserer fast zweijährigen Reise durch die USA/Ostkanada waren wir natürlich auch in Phoenix, Tuscon und all den anderen schönen Ecken Arizonas. Wir haben einen halbwegs warmen Ort für den Winter in den USA gesucht und wurden einzig in Phoenix fündig. Es ist der wärmeste Punkt, neben den südlichen Florida Keys. Arizona ist ein unglaublich schönes Reiseziel, vor allem die Kakteen-Nationalparks. Den Grand Canyon im Winter zu erleben, wir hatten 0 Grad, ist ein besonderes Vergnügen.
    Die Grenzposten gab es vor 5 Jahren auch schon, nur war dort kein Betrieb. Man stellte uns nur zwei Fragen, dann konnten wir weiterfahren.
    Wir wünschen Euch noch viele schöne Reisen und alles Gute.

  • #8

    Ute Lauermann (Donnerstag, 20 April 2017 15:13)

    Hallo, wir sind stille Leser Ihres interessanten Blogs, neid- und erwartungsvoll, weil wir Ähnliches vorhaben. Mich verblüffte die Info, dass Sie bei der Einreise in die USA 12 Monate "bekommen" haben. Hatten Sie sich vorab ein B2 Visum beschafft? Oder...? Nach allem, was man liest, gibt es jetzt auf aufs B2 nur noch 180 Tage und i.d.R. wird eine Verlängerung nicht mehr genehmigt. Und ohne Visum gibt's ja eh' max 90 Tage... Falls die Auskunft simpel ist, bedanke ich mich dafür: mokolwane@web.de. Merci+ alles Gute!