Kanada - Am Polarmeer

In Dawson City füllen wir unsere Vorräte auf und dürfen dann auch noch erleben wie die Deutsche Fußballnationalmannschaft die WM versemmelt. Und für so ein Spiel sind wir um 6 Uhr aufgestanden. Unfassbar. 

Aber das Leben geht weiter, genauso wie unser Dauerurlaub, und den lassen wir uns von solchen Kleinigkeiten natürlich nicht vermiesen. Unser nächstes großes Ziel ist der nördlichste Punkt den wir auf dem amerikanischen Kontinent erreichen wollen und der liegt ganz oben am Polarmeer kurz unterhalb des 70. Breitengrads.  Dazwischen liegen 900 Kilometer Schotter und Schlammpiste, der sogenannte Dempster Highway, dessen Bau 1959 begonnen wurde und 20 Jahre dauerte bis zu seiner Fertigstellung.

Nach einem Ruhetag machen wir uns auf den Weg. Sonne und Regen wechseln sich in schöner Gleichmäßigkeit ab und bereits nach wenigen Kilometern ist unser MOMO von oben bis unten mit Dreck bespritzt und wie es aussieht wird das wohl in den nächsten Tagen auch so bleiben. Gleich nach den ersten Kilometern liegt ein großer LKW samt Aufleger im Graben und ein Stück weiter ist ein Wohnwagen Gespann vom Wege abgekommen. Wenn es hier regnet wird die Piste ganz schnell sehr weich und schlammig und es fährt sich wie auf Glatteis. Die Landschaft ist großartig und vermittelt einem das Gefühl einer unendlichen Weite und Einsamkeit. Siehe auch den Video dazu: Dempster Highway

Nach drei Tagen haben wir Inuvik, unser erstes Etappenziel erreicht. Eine Kleinstadt mit gut 3000 Einwohnern die hier 3 Monate im Jahr mit 2-3 Std Tageslicht auskommen müssen, und das bei eisigen Temperaturen. Alle Gas und Wasserleitungen sind wegen dem Permafrost oberirdisch verlegt. Früher ging es ab hier nicht mehr weiter, aber seit November 2017 gibt es eine neue Straße die bis nach Tuktoyaktuk am Polarmeer führt. Vorher war der Ort nur im Winter über den zugefrorenen McKenzie River zu erreichen, der dabei als Straße diente. Also treten wir MOMO nochmal 150 km über Schotter und Dreck und dann ist es soweit. Nach dem südlichsten Punkt in Ushuaia am 1.1.2014 stehen wir nun, viereinhalb Jahre und 84500 km später, am Polarmeer. Mission completed! Es weht ein arktischer Wind und viel mehr als 10 Grad sind nicht drin. Im Winter wurden hier schon minus 57 Grad gemessen. Zu Ehren des Kanada Days am 1. Juli ist auf dem Dorfplatz ein Fest und mit Musik und traditionellen Tänzen. 

Wir verbringen eine kalte und taghelle Nacht direkt am arktischen Meer und machen uns am nächsten Morgen wieder auf den Rückweg. Neben uns campiert ein Radfahrer der von Vancouver aus 4000 km hier hochgestrampelt ist. Tauschen möchten wir mit ihm nicht wirklich. Nach insgesamt 10 Tagen und 1900 km sind wir wieder in Dawson angelangt und müssen erst einmal Zentimeter dicken Schlamm und Dreck vom Auto waschen bevor wir Dawson erkunden.  

In Dawson hat sich seit unserem ersten Besuch im Jahr 1986 nicht viel verändert. Es wird immer noch Gold geschürft und die Dredge #4, eine riesige Goldschürfmaschine, wurde zwischenzeitlich auch innen zugänglich gemacht. Die schön restaurierten alten Gebäude und die Saloons sind immer noch sehenswert und der Piano Spieler im Downtown Hotel gibt wie immer jeden Abend alles. Auf dem Dempster haben wir Rita & Hermann aus Bad Tölz mit ihrem BayerMAN  getroffen und ziehen nun mit den Beiden durch die Kneipen. Natürlich darf auch ein Besuch bei Gertie’s nicht fehlen, dem legendären Spielsalon der 1971 eröffnet wurde. Die Can Can Girls sind, wie schon 1986, immer noch eine Augenweide, wurden aber wohl zwischenzeitlich durch jüngere Damen ersetzt. Am nächsten Tag verabschieden wir uns von Rita & Hermann die leider in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind. War sehr schön mit euch. Wir sehen uns dann hoffentlich Ende des Jahres in Bad Tölz.

Nun heißt es Strecke machen und alles wieder zurück. Bei den Five Finger Rapids am Yukon River legen wir eine Gedenkminute ein und lassen nochmal den Moment Revue passieren, als wir 1986 dort durchgepaddelt sind und hinterher das Wasser aus dem Kanu schöpfen mussten. Von oben sieht es eigentlich ganz harmlos aus, aber als Kanute werden die Wellen schon mal 1m hoch. In Whitehorse halten wir uns nur kurz auf und fahren dann den gut 800 km langen Cassiar Highway durch eine wunderschöne Landschaft die ganz klar unter unseren Top 5 eingeordnet werden muss. Ein kleiner Abstecher von 100 km führt uns nach Stewart und Hyder wo wir aber leider um 2 Wochen zu früh ankommen. Die Lachse und Bären die man dort ganz bequem vom Holzsteg aus beobachten kann sind leider noch nicht da. So müssen wir uns mit dem Salmon Gletscher begnügen der aber nicht minder schön und die lange Anfahrt absolut wert ist. 

Kilometer um Kilometer geht es nun zurück in den Hochsommer. Langsam erreichen die Temperaturen 25 Grad und mehr und wir legen die eine oder andere Fahrpause an herrlich gelegenen Seen ein und können seit langem auch mal wieder eintauchen. Über Jasper geht es zusammen mit tausenden von anderen Touristen über den Icefield Parkway Richtung Banff. Der eine oder andere Schwarzbär, der friedlich am Straßenrand grast, ist sich offensichtlich nicht bewusst, dass er ein mittleres Verkehrschaos verursacht. Auch wenn wir hier schon zum dritten Mal entlang fahren hat die Strecke noch nichts von ihrem Reiz verloren und zählt mit zu den schönsten der Welt. 

Durch den Kootenay Nationalpark geht es hinunter bis zur Grenze nach USA. Kurz davor machen wir noch einen Besuch in Fort Steele, einem liebevoll restaurierten Ort der 1864 zu den Zeiten des Goldrausches gegründet wurde. 

Danach geht es hinüber nach Montana. Dort machen wir einen längeren Stopp am Ashley Lake und besuchen unsere kanadischen Freunde Leona & Brad bei denen wir letztes Jahr schon zwei wundervolle Wochen verbracht haben. Nach den Tausenden von Kilometern in den letzten zwei Monaten ist nun eine längere Fahr -und Erholungspause dringend notwendig.

Danach geht es dann zügig weiter nach Chicago. Wir werden natürlich weiter berichten. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen.

Und hier noch einige Schnappschüsse

Unsere Route - 5400 Kilometer

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Kommentare: 4
  • #1

    Marion Kabbe (Mittwoch, 01 August 2018)

    Es war wieder wunderbar Euren Bericht zu lesen und die herrlichen Bilder anzusehen. Gute Fahrt

  • #2

    Leo & Lisbeth Knecht (Donnerstag, 02 August 2018 12:48)

    Für die wunderbaren Bilder und die interessante Erzählung sagen wir euch herzlichen Dank. Wie tut das Betrachten eurer Bilder aus der kalten Gegend uns doch gut, denn das Thermometer steht in den letzten Tagen auf 36°C.
    Mit lieben Grüssen aus der Schweiz

  • #3

    Silvia &Marita (Dienstag, 07 August 2018 14:01)

    Hallo
    Es ist einfach herrlich diese Berichte zulesen, es ist so als wären wir dabei.
    Den vieles ist uns ja bekannt.
    Weiterhin viel Spaß und Grüße aus dem tropischen Moers
    WWW.wohnmobiltourusacan.de

  • #4

    Jürgen (Donnerstag, 09 August 2018 16:16)


    Der sechsundsiebzigste:

    Durch Schotter und Dreck zum Polarmeer fahr'n:
    Für MOMO viel Stress nach 5 Powerjahr'n!
    mission completed!
    job eingetütet!
    Mit Eindrücken, schönen und sonderbar'n!!

    Sonderedition Manfred - 7.August 2018:

    Sieht Manfred man so auf der Matte steh'n,
    sieht man ein gepflegtes Betriebssystem!
    release 6.7
    ist nicht übertrieben,
    der Virenschutz top, kann so weitergeh'n!!

    PP