Marokko - Teil 1

Eigentlich wollten wir ja Ende März in Richtung Asien losfahren, aber der deutsche Winter war uns dann doch zu lang und zu kalt und so haben wir uns entschlossen 2-3 Monate in Marokko zu verbringen bevor wir dann zur großen Tour aufbrechen. 

Über den Brenner geht es zügig bis Tramin wo wir einen ersten Übernachtungsstopp einlegen und uns in einer der der vielen Weinkneipen eine Südtiroler Brotzeit gönnen. Am Gardasee ist noch nicht viel los und es ist sehr angenehm die schöne Gegend einmal ohne den Touristenrummel zu genießen. Fahren mit MOMO ist hier nicht ganz einfach, weil praktisch überall eine 7,5 Tonnen Begrenzung ausgeschildert ist. Da hilft nur ignorieren und auf das Beste hoffen. Hat auf jeden Fall geklappt. In Lazise stellen wir uns vor einen geschlossenen Campingplatz und in Sirmione packen wir die Fahrräder aus und machen eine schöne Nachmittagsrunde am See entlang. 

Von Genua aus nehmen wir eine Fähre die uns in 2 Tagen nach Tanger bringt. Unglaublich wie die Autos, die hier auf die Fähre warten, beladen sind. Bisher wussten wir nicht, dass man die Dachlast von einem PKW so strapazieren kann, dass der Kotflügel praktisch auf dem Rad aufliegt. Und wundersamer Weise kann man das Auto sogar noch fahren. Auf der Überfahrt lernen wir den Schweiz-Italiener Mario kennen der schon 20mal in Marokko war. Von ihm bekommen wir ein paar gute Tipps für den Einstieg. Ja, und dann kommt der Entladevorgang. Fünf Fahrzeugreihen müssen sich zu einer vereinigen um aus dem Bauch des Schiffes zu gelangen und demzufolge wird um jeden Zentimeter erbittert gerungen. Gottseidank können wir uns das Gerangel ganz entspannt aus 2 Meter Höhe anschauen und nur den Kopf schütteln. Dasselbe Spiel wiederholt sich dann am Zoll. Einige Fahrzeuge werden zur Durchsuchung raus gewunken, bleiben dann aber so elegant stehen, dass niemand mehr durchkommt. Aber nach gut einer Stunde ist auch das geschafft und mit Mario fahren wir ein paar Kilometer zu einem schönen Platz am Meer für unsere erste Nacht in Marokko. 

Am Morgen trennen sich unsere Wege. Mario fährt zu seiner Freundin ans Meer und wir erstmal nach Martil auf einen Campground. Dort werden wir gleich von einer slowenischen Truppe, die mit 14 Wohnmobilen unterwegs ist, zu einer Geburtstagsfeier mit viel Wein und Slivowitz eingeladen. Der Tag ist also schon mal gelaufen. 

Martil ist ein reiner Ferienort mit Sandstrand und einer Promenade die sich Kilometer lang an der Küste entlangzieht. Jetzt, Mitte Februar ist hier noch alles geschlossen und wir nehmen ein Taxi in das wenige km entfernte Tetouan. Die Stadt hat fast eine halbe Million Einwohner und die Altstadt (Medina) mit den malerischen weißen Häusern wurde 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Kaum haben wir das Taxi verlassen werden wir von Schleppern angesprochen die uns die Stadt zeigen wollen und sich nur sehr schwer abwimmeln lassen. Daran müssen wir uns erstmal gewöhnen. Einer ist so hartnäckig und trottet uns so lange hinterher bis er praktisch dazu gehört und wir ihn eigentlich nicht mehr wegschicken können. Gut zwei Stunden schlendern wir mit ihm durch die engen Gassen und lassen alles auf uns wirken, natürlich auch einschließlich des unvermeidbaren Teppichgeschäfts. Aber kaum haben wir ihn entlohnt und verabschiedet spricht uns schon der Nächste an, usw, usw. Es ist Freitag und da ist traditionell Couscous Tag. Die reicheren Familien kochen dann mehr und bringen es zur Moschee wo bedürftige Familien gespeist werden. Wir probieren das Traditionsgericht in einem Restaurant, sind aber nicht sehr angetan. Die MOMO Küche ist deutlich besser. Nach einem Kaffee, den wir in einem der vielen Straßencafé in der warmen Frühlingssonne genießen, nehmen wir ein Taxi zurück zum Campingplatz. Dabei erwischen wir leider einen Kamikaze Fahrer der uns mit arabischer Musik beschallt und dabei fährt, als möchte er gleich heute noch zu Allah. Aber wir haben‘s unbeschadet überstanden. Über unsere weltweiten Taxi Erlebnisse können wir bald ein Buch schreiben. 

Dann geht es weiter nach Chefchaouen. Die Stadt wurde 1471 gegründet und ist wegen den malerischen weiß blauen Häuser sehr sehenswert. Vom Campingplatz etwas oberhalb der Stadt können wir die Altstadt in wenigen Minuten bequem zu Fuß erreichen. Im Zentrum ist ein großer Platz mit zahlreichen Cafes wo man wunderbar relaxen und bei einem Cafe au lait ganz entspannt das bunte Treiben beobachten kann. Anschließend bummeln wir durch die engen Gassen und sind angesichts der unzähligen und wunderschönen Motive froh, dass es die Digitalfotografie gibt. 

Wir fahren viele Kilometer übers Land mit schlechten Straßen und vielen Schlaglöchern. Die Gegend ist herrlich und erinnert an die Toskana mit unzähligen Olivenbäumen und landwirtschaftlichen Anbauten mit dem Unterschied, dass meistens die Frauen auf den Feldern arbeiten und dazu mit Kopftuch, oder auch ganz verschleiert rumlaufen. Die Männer tragen dagegen Kapuzenumhänge die uns, abgesehen von der Farbgebung, an Nikolaus erinnern. Wir halten in einem kleinen Ort und kaufen auf dem Markt ein. Ein ganzer Beutel voll Gemüse für knapp ein Euro. Am Straßenrand kaufen wir die saftigsten Orangen die wir seit langen gegessen haben und in einer Ölmühle decken wir uns mit feinstem Olivenöl ein. Auf einem schönen Campingplatz In der Nähe von Volubilis treffen wir Reiner und Brigitta mit dem Hund Lotta die ihrem Expeditionsmobil den klangvollen Namen Groschengrab gegeben haben und Anja, Jörg und Hund Rudi die mit einem alten Magirus Deutz Baujahr 1963 unterwegs sind. 

Nach einem Ruhetag besichtigen wir die Ausgrabungen von Volubilis, die größte römische Ausgrabungsstätte in Marokko. Die Stätte ist sehr gut erhalten und auch berühmt für die schönen Mosaikarbeiten. Auf einer der Säulen hat sich zu unserer Freude ein Storchenpaar ganz fotogen in Szene gesetzt. Anschließend spazieren wir noch durch das ein paar km entfernte Moulay Idriss, der ältesten Stadt Marokkos, gegründet im Jahr 788. 

Unsere nächste Station ist Meknes, eine der vier Königsstätte in Marokko. Wir können auf einem Parkplatz in Stadtnähe übernachten und bei einem ersten Spaziergang verirren wir uns auch gleich in den Gassen der Königsstadt, verfolgt von einer ständig anwachsenden Horde von Kindern die uns den Weg zeigen wollen. Leider sind das Mausoleum und das Museum wegen Renovierung bis Ende März geschlossen und wir irren etwas verloren umher. Abends wollen wir uns mal was gönnen und entscheiden uns für das Restaurant mit dem klangvollen Namen 1001 Nacht. Eigentlich ist es das Wohnzimmer einer marokkanischen Familie und man muss vorher reservieren. Die Umgebung war zwar ganz nett, aber wir waren die einzigen Gäste und das Essen mehr als mager. Das war nun bereits das zweite Mal, dass wir eine der berühmten und hochgelobten Tajinen essen wollten und irgendwie nicht das bekommen haben was wir uns vorgestellt haben. Aber wir sind ja noch eine Zeitlang hier. Am nächsten Morgen bummeln wir noch durch die engen Gassen der Souks und durch die Markthalle, aber wir sind zu früh dran und fast alle Läden haben noch zu. Das macht also nicht wirklich Spaß und so fahren wir weiter. 

Fes lassen wir erstmal links liegen. Uns steht der Sinn mehr nach Einsamkeit und davon soll es im Süden reichlich geben. Wir machen einen Stopp auf einem schönen Campingplatz und bewundern die vielen Störche die auf fast jedem Haus ihre Nester gebaut haben und sich auf die Aufzucht des Nachwuchses vorbereiten. Ganz in der Nähe ist der Ifrane Nationalpark wo im Zedernwald jede Menge Berberaffen in den Bäumen rumturnen und von den Touristen mit Bananen gefüttert werden. 

Weiter Richtung Süden ändert sich sie Landschaft langsam aber stetig und erinnert uns an die heißen und trockenen Steinwüsten und tiefen Schluchten in Arizona und Nevada, hier allerdings immer wieder unterbrochen durch kleine grüne Oasen mit Palmenwäldern. Unterwegs sehen wir immer wieder Nomaden die ein sehr ärmliches Leben führen und ihre paar Schafe und Ziegen in der kargen Landschaft umhertreiben und in ganz einfachen Behausungen wohnen.  

In Goulmima startet eine Dreischluchten Rundfahrt die wir in den nächsten Tagen machen wollen. Die weitgehend asphaltierte Straße führt zuerst in die Gheris Schlucht durch eine fantastische Landschaft mit vielen kleinen Lehmdörfer die zum Teil wie an den Felsen geklebt aussehen, bis nach Amellago. Von dort geht es weiter auf einer Hochebene in 1800m und dort finden wir einen schönen Platz in der Einsamkeit für die Nacht. Dachten wir zumindest, aber so einsam war es dann doch nicht, denn gegen Abend kommt ein Mopedfahrer vorbei und stellt sich als der Verantwortliche für die Gegend vor. Aus Sicherheitsgründen sollen wir doch bitte in den ein paar Kilometer entfernten Ort fahren und dort übernachten. Nach einem längeren Palaver dürfen wir dann aber stehen bleiben und verbringen eine herrlich ruhige Nacht.  

In Agoudal beginnt dann eine 4*4 offroad Piste die zur Dades Schlucht führt und es in sich hat. Gleich ein paar Kilometer hinter dem Dorf stehen wir bereits vor einer Engstelle die ich ganz mutig in ziemlicher Schräglage durchfahre und die Karin an den Rand eines Herzinfarktes bringt. Stundenlang holpern wir danach über Stock und Stein und schrauben uns hoch bis zur Passhöhe auf 2900m nur um dann von dort in ganz engen Serpentinen, in denen ich zum Teil rangieren muss, wieder nach unten zu fahren. Als wir das hinter uns haben suchen wir uns einen Platz im ausgetrockneten Flussbett und spüren erst beim Aussteigen wie gerädert wir sind. Am nächsten Morgen geht es etwas entspannter weiter und nach wenigen Kilometern haben wir wieder Asphalt unter den Rädern und durchfahren die Dades Schlucht. Die Straße windet sich in engen Serpentinen hinab und wir kommen uns fast vor wie im Grand Canyon. Von der Tour gibt es auch ein kleines Video hier

Nach einem weiteren Übernachtungsstopp verlassen wir die Dades Schlucht und fahren in Boulmane auf einen Campground wo wir unsere Schweizer Reisefreunde Elisabeth & Kurt treffen. Die Beiden sind auch seit 2013 unterwegs und seitdem fahren wir uns immer mal wieder über den Weg. Das letzte Mal haben wir uns 2017 in Kanada getroffen. Wir verbringen zwei schöne Tage miteinander und verabreden uns dann für eine Wüstentour in ein paar Tagen. 

Um unsere drei Schluchten Tour abzuschließen fahren wir noch in die Todrah Schlucht. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Stopp in Tinghir. Eigentlich wollten wir nur kurz ein wenig Gemüse auf dem Markt kaufen, doch ein netter Marokkaner spricht uns an und macht mit uns einen Rundgang durch die alte Kasbah. Zwangsläufig endet das Ganze dann zwar wieder bei einem Berber der so viele Teppiche hat, dass er sie verkaufen muss, aber alles ist völlig unaufdringlich und nach einem Tee und umfangreichen Erklärungen der Teppichherstellung verlassen wir ohne Teppich das Geschäft und gehen dann auf den Markt wo wir ursprünglich hinwollten. Hier ist alles noch sehr authentisch und gefällt uns ausnehmend gut. Das ändert sich dann schlagartig als wir in die Todrah Schlucht kommen. Hier ist alles sehr touristisch und ein Reisebus nach dem anderen drängt sich in dem engen Tal. Wir schauen uns das Ganze kurz an und gehen dann auf einen Campingplatz ein paar Kilometer vor dem Anfang der Schlucht, und vor dem Massenandrang. Hier ist die Welt noch in Ordnung und wir bekommen in einem netten Restaurant mit Palmengarten auch unsere erste, wirklich gute Tajine. 

Nun müssen wir erstmal einen Waschtag einlegen bevor es dann weiter geht in die Wüste. Aber davon berichten wir euch dann im nächsten Blog. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen. 

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Kommentare: 7
  • #1

    agundha (Montag, 11 März 2019 00:46)

    Ihr Lieben,
    ENDLICH !!!! sie hängt wieder die blaue Hängematte u drinnen liegt Manfred........leider nur auf einem anderen Kontinent. Schön zu wissen, dass ihr wieder unterwegs seid, zwischen all den engen Gassen, blauen Häusern, bunten Märkten u abgeschleppt von Teppichhändlern.......und nach enttäuschenden Restaurantbesuchen gibt es dann was "Gscheites" im MoMo.......darauf ist Verlass.
    BG vom unterwegsSEIN in der LAU.BE, zZ in Argentinien, senden Euch Agnes u Harold

  • #2

    Marion Kabbe (Montag, 11 März 2019 07:00)

    Toll, daß ihr wieder unterwegs seid und wunderbare Bilder und Berichte liefert. Bin begeistert.

  • #3

    Witold aus Polen (Montag, 11 März 2019 07:40)

    Es ist grossartig, dass Sie Ihre Beziehung erneut lesen konnen. Viel Gluck auf der nachste Etappe Ihrer Reise.

  • #4

    Willi Dumhard (Montag, 11 März 2019 10:35)

    selten ein so tollen Blog gelesen, würde mir gerne von euren Filmen eine Kopie machen, da wir das meiste auch erlebt haben, aber eben nur Fotos gemacht haben. Erlaubt ihr das?

    liebe Grüße
    Willi und Amon www.gruene-minna-auf-weltreise.de

  • #5

    prembert@online.de (Montag, 11 März 2019 11:35)

    Einfach toll, dass ihr wieder unterwegs seid und uns diesen schönen Bericht schickt.
    Wir haben unser Womo nach 11 Jahren verkauft und werden die kommenden Jahre mit
    der Bundesbahn fahren. Sofern sie fährt !!! Es ist uns nicht leicht gefallen aber aus gesundheitlichen Gründen war es besser so.

    Viele Grüße und weiterhin gute Fahrt
    Elke und Peter

  • #6

    Margit (Montag, 11 März 2019 15:29)

    Hallo Ihr Zwei,
    liebe Grüße aus dem dick verschneiten Skiurlaub in Österreich. Wir genießen hier die Winterlandschaft und ihr die Wärme in Marokko.
    Wir freuen uns wieder über eure tollen Berichten.
    Liebe Grüße Margit

  • #7

    Manni 1 (Montag, 11 März 2019 15:29)

    Karin, lass Dir noch Zeit mit Deinem Herzinfarkt. Ihr und Momo habt schon soviel gemeistert. Wer weiß was da noch alles kommt. Nur Mut��
    Ganz lieben Gruß Euch zwei
    Manni 1