In der Türkei - Der Westen

Nicht weit von Canakkale liegt Troja, laut Reiseführer eine der wichtigsten antiken Städte der Welt. Gleich am Eingang steht eine 10m große Nachbildung des Trojanischen Pferds in das man sogar hineinklettern kann. Der Rundgang durch die Anlage ist allerdings eher enttäuschend. Immerhin sind die frühesten Ausgrabungen auf 3700 vor Christus datiert und es wird immer noch fleißig gegraben. Aber man muss schon viel Phantasie mitbringen, oder ein sehr ausgeprägtes archäologisches Interesse, um sich vorstellen zu können wie es früher einmal war. Da schauen wir uns am besten doch gleich nochmal den Film mit Brad Pitt an was der Vorstellungskraft etwas auf die Sprünge hilft. 

Ein paar Kilometer von Troja entfernt ist ein langer Sandstrand wo der Überlieferung nach einst die Griechen angelandet sind. Heute ist dort ein wilder Campingplatz wo sich offensichtlich nur ganz selten mal ein Tourist hin verirrt. Es ist Wochenende und die Einheimischen kommen in Scharen um das Strandleben zu genießen. Meist sind es Großfamilien die ein paar Stunden zum Grillen und Relaxen hierherkommen. Tradition und Moderne sind hier gut zu beobachten. Während nicht wenige Frauen im Burkini schwimmen gehen, sieht man aber genauso viele im Badeanzug oder Bikini. Alle sind super nett und ab und zu spricht uns auch jemand auf Deutsch an. Ansonsten ist die Verständigung leider eher schwierig und mit Englisch kommen wir, zumindest hier in der Abgeschiedenheit, nicht weiter.  Wir stehen in erster Reihe mit Blick auf den Sonnenuntergang und ausreichend Platz für die Hängematten. Mehr geht erstmal nicht und wir genießen nochmal die Ruhe und Abgeschiedenheit bevor es dann im Süden immer touristischer wird.

Wir fahren weiter durch die Landschaft der Troas zwischen Troja und Assos. Ganz im Südwesten liegt das Heiligtum des Apollon Smintheion, ein sehr gut restaurierter Tempel aus dem 2. Jahrhundert vor Christus der auch in Homer’s Ilias erwähnt wird. 

Etwas weiter südlich kommen wir an den Ruinen von Assos vorbei, nach Troja die bedeutendste Sehenswürdigkeit in dieser Region. Vom Parkplatz steigt man durch die mit Marktständen gesäumten Dorfgassen hinauf zum Ausgrabungsgelände, bei gut 35 Grad ein zweifelhaftes Vergnügen. Belohnt wird man dafür mit einem grandiosen Rundum Blick bis auf die griechische Insel Lesbos und den beeindruckenden Überresten des Athena Tempels der vermutlich um 550 vor Christus gebaut wurde. 

Nach einem Tag Pause am Meer geht es weiter bis zur Königsstadt Pergamon die weitab vom Meer liegt. Auf dem 330m hohen Burgberg entstand hier in der Epoche des Hellenismus 350 bis 30 vor Christus eine antike Weltstadt. Eine Schweizer Seilbahn bringt uns ganz entspannt nach oben und das ist auch gut so, denn in dem weitläufigen und fast schattenlosen Gelände ist der Rundweg bei über 35 Grad anstrengend genug. Herausragend ist das Traianeum, ein von deutschen Archäologen restaurierter Tempel aus dem 1. Jahrhundert vor Christus.

Langsam aber stetig nähern wir uns nun den Touristen Regionen an der Südküste und da ist es jetzt, zur Hauptsaison, brechend voll. Mit Mühe finden wir in der Nähe von Foca einen Platz am Strand umgeben von türkischen Großfamilien bevor es weiter geht nach Ephesos der wohl sehenswertesten Ausgrabungsstätte in der Türkei. Morgens um acht stehen wir am unteren Eingang und sind fast alleine. Die großen Touristenbusse laden ihre Gäste am oberen Eingang ab und holen sie dann am unteren wieder ab. Wir laufen also gegen den Strom und haben das große Theater und die Bibliothek für uns, bevor uns dann auf der großen Heerstraße die ersten Reisegruppen entgegenkommen. Ionische Griechen gründeten die Stadt bereits im 2. Jahrtausend vor Christus. Die heutige Ruinenstätte ist auf 300 vor Christus datiert und wirklich ein sehenswertes Schmuckstück. 

Nun sind wir etwas unschlüssig wie es weiter geht. Zum einen lockt die Südküste mit schönen Stränden und blauem Meer, aber anderseits führen dort meist 50 bis 60km lange Stichstraßen hin die wir dann auch wieder zurückfahren müssen. Zum anderen kennen wir die Gegend von Marmaris bis Side von unseren Rucksackreisen in den 80ern und mit MOMO wird das auf den engen Straßen und in den Ortschaften sicher auch nicht ganz einfach. Wir entscheiden uns erstmal für eine paar Tage Pause in der Körfezi Bucht unterhalb von Mugla. Hier sehen wir ausländische Touristen nur mit dem Boot vorbeischippern und sind ansonsten unter Einheimischen Tagesausflüglern. 

Wir verzichten auf die Küstenregion und fahren nach Pamukkale. Dort gibt es im oberen Bereich zahlreiche Thermalquellen und das 30-50 Grad warme Wasser bildet beim Abkühlen Kalk der sich ablagert. So entstehen dann auf natürlichem Wege Abflussrinnen, terrassenförmige Becken und tiefe Tröge. Schon von weitem sieht man die weißen Kalkterrassen die wie ein vereister Wasserfall aussehen, aber auch Heerscharen von Menschen die sich am frühen Nachmittag wie auf einer Ameisenstraße darauf entlang bewegen. Wir gehen auf einen Campingplatz mit Pool und Blick auf das Geschehen und warten erstmal ab. Um 5:30 vor Sonnenaufgang sind wir wach und schauen uns die Ballon -und Gleitschirmflieger an die um diese Zeit in Massen aufsteigen. Leider fehlen uns etwas die Kontraste und es ist alles mehr grau in grau und wenig spektakulär. Pünktlich im acht Uhr stehen wir an der Kasse und sind mal wieder fast alleine. Nach ein paar Metern darf man nur noch auf einer vorgegebenen Route barfuß weitergehen. Als wir in den 80ern hier waren durfte man noch überall herumlaufen und auch in den Pools Baden. Seit 1997 ist das nun aufgrund des enormen Andrangs nicht mehr möglich. Aber es ist trotz allem Rummel immer noch sehr spektakulär. Nach einer guten halben Stunde und vielen Bildern ist man am oberen Ende und darf die Schuhe wieder anziehen, oder die Badehose, und mit vielen anderen im 35 Grad warmen Thermalwasser schwimmen gehen. 

Im oberen Teil beginnt die Ruinenstätte Hierapolis aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Das riesige Grabungsgelände und die vielen Thermen zeigen, dass das Heilwasser schon in der römischen Kaiserzeit bekannt war. Das Areal ist riesig und man kann stundenlang herumspazieren und die architektonischen Meisterleistungen aus dieser Zeit bestaunen. Am besten erhalten ist das große Theater das von italienischen Archäologen aufwendig restauriert und erst 2013 fertiggestellt wurde. Auch das Museum mit einer Galerie der Götterstatuen und kunstvoll verzierten Sarkophagen sollte man nicht auslassen. 

Unsere nächste Station ist der Salda Gölü. Der Kratersee gilt als der sauberste in der Türkei und sieht mit seinem tiefblauen Wasser und dem weißen Ufer aus wie ein Strand auf den Malediven. Wir finden das ist eine schöne Umgebung um Manfred’s Geburtstag zu feiern. Abends kommen noch Susanne und Christian dazu die mit ihrem Pickup ebenfalls auf dem Weg in den Iran sind. Wir verbringen einen netten Abend miteinander und werden uns bestimmt noch einige Male über den Weg fahren.  

Kurz vor Beysehir finden wir einen sehr schönen Übernachtungsplatz auf einer Landzunge direkt am See. Doch romantische Plätze haben auch ihren Preis in Form von gefühlten drei Millionen Mücken die wir am Morgen verscheuchen müssen, weil sie unser Auto so toll finden. Wir fahren in den Ort und besuchen dort eine seldschukische Holzsäulen Moschee aus dem 13. Jahrhundert. Die Decke wird von 46 Holzpfeilern mit 7m Höhe getragen und gibt dem Innenraum dadurch eine ganz eigene Note. 

Konya ist mit 1,3 Millionen Einwohnern die siebtgrößte Stadt der Türkei. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist das Mevlana Kloster, das religiöse Zentrum der Tanzenden Derwische des Mevlana Ordens. Die Stadt ist sehr stark religiös geprägt und man nimmt es mit den Sitten des Islam sehr genau. Im weiten Umkreis des Klosters herrscht absolutes Alkoholverbot und beim Spaziergang durch die Stadt sehen wir mehr als 90% der Frauen mit Kopftuch. Das Kloster ist Ziel vieler Pilger und die Holzsarkophage der Ordensführer werden von ihnen hoch verehrt. Es ist schon etwas befremdlich sich durch die Menge der Besucher zu schieben während mittendrin Tiefgläubige im Gebet versunken sind. Abends schauen wir uns noch die Tanzenden Derwische an die jeden Samstag um 19:00 kostenlos im Kulturzentrum auftreten. Eine sehr religiöse und mit Ritualen verbunden Zeremonie die ca. 90 Minuten dauert. 

Weiter geht es in Richtung Osten. Auf dem Weg kommen wir in Sultanhani an der sehr schön restaurierten Karawanserei Sultan Han aus der Seldschukenzeit vorbei Sie ist heute eines der Prunkstücke an der alten Karawanenroute und sieht von außen aus wie eine Festung. Der schön gestaltete Innenraum mit Säulen und Halbbögen und dazu die klangvolle Musik ist schon ein ganz besonderes Erlebnis. 

Nun geht es weiter nach Kappadokien mit märchenhafter Landschaft, unterirdischen Städten, Felsenwohnungen und Kirchen. Was wir da erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen. 

Und hier noch ein paar Schnappschüsse

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Bernhard (Donnerstag, 15 August 2019 19:48)

    Hallo Karin und Manfred,
    wieder eine sehr interessante Schilderung der Strecke und Sehenswürdigkeiten in der Türkei. u.a. auch die Aktualisierung über den Besuch in Pamukkale, wo man wohl auch dem Massentourismus wehren muss. Zum Glück seit ihr ja immer morgens früh vor Ort.
    Ich wünsche ich weiter eine gute Reise (und bin schon mal auf Georgien gespannt, wohin es ja wohl auch geht.
    Herzlichen Gruß
    Bernhard

  • #2

    Marion Kabbe (Donnerstag, 15 August 2019 19:49)

    Tausend Dank für den erstklassigen und wie immer positiven Bericht, was ich sehr schätze. Und natürlich für die grandiosen Bilder! Wie immer freue ich mich auf Eure Weiterreise.
    Grüßle
    Marion

  • #3

    Bernd und Carola Schneider (Freitag, 16 August 2019 18:26)

    Wir melden uns jetzt einfach einmal um Euch zu sagen dass wir von Beginn an Eure Reisen verfolgen und Eure Berichte und Bilder jedesmal sehr genießen. Die Berichte sind immer sehr lebendig, einfühlsam und eindrucksvoll. Die tollen Bilder unterstreichen das Gefühl als ob man dabei wäre. Weiterhin eine sichere Fahrt mit vielen spannenden Eindrücken und Begegnungen. Liebe Grüsse von Carola und Bernd aus Düsseldorf

  • #4

    Karin (Freitag, 16 August 2019 20:43)

    Das war ja eine richtige Kultur - Tour, sehr schöner Bericht und tolle Fotos!
    Bin gespannt, wie es bei euch weitergeht.

    Liebe Grüße von Karin

  • #5

    Margit (Freitag, 23 August 2019 10:55)

    Hallo Ihr Zwei,
    Wie nicht anderes gewohnt, wieder ein toller, informativer Bericht und die dazu gehörigen Fotos.
    Wir sind immer gern dabei von euch die neuesten
    News zu sehen und zu lesen.
    Weiterhin gute Fahrt. �
    Liebe Grüße vom Bodensee Margit