Südafrika - Garden Route

Die Fahrt zurück an die Küste dauert etwas länger als geplant, denn wir bleiben ein paar Tage auf dem schönen River Campground und vertreiben uns die Zeit mit Schwimmen, lesen und Braai, dem südafrikanischen Barbecue. 

Schließlich schaffen wir es doch noch bis ans Meer und machen einen ersten Stopp in Jeffreys Bay. Der Ort ist ein Hotspot für Surfer und das Herz unseres Sohnes Felix würde angesichts der Möglichkeiten sicher höherschlagen. Wir bleiben eine Nacht und genießen Meeresfrüchte zu Mittag und Margarita zum Sunset. Ein paar Kilometer weiter wartet mit St Francis Bay schon die nächste Bucht. Die gute Infrastruktur im Ort nutzen wir um die Wäsche zu waschen, bevor wir uns etwas außerhalb in der Nähe vom Leuchtturm auf einen schönen Parkplatz am Meer stellen und den Tag mit Strandspaziergängen und einem ausgiebigen Sonnenbad ausklingen lassen.  

Nun geht es immer an der Küste entlang bis zum Tsitsikama NP. Dort gehen wir für ein paar Tage auf den Storms River Mouth Campground mit einem schönen Meerwasser Swimmingpool. Von dort machen wir eine Wanderung über drei Hängebrücken und dann weiter steil den Berg hinauf bis zum Lookout Point. Hier waren wir 2009 schon mal und müssen ein Foto an gleicher Stelle machen. Das T-Shirt von einst habe ich leider nicht mehr gefunden, aber ansonsten passt alles. Am nächsten Tag gehen wir in die andere Richtung immer an der Küste entlang bis zu einem kleinen Wasserfall. Der Weg geht über Stock und Stein mit einigen Klettereinlagen. Karins Wanderschuhe haben diese Tortur nicht überlebt und sich nach der Hälfte des Weges verabschiedet. Der Wanderweg ist auch der Anfang des Otter Trails den man in normalen Zeiten ein Jahr im Voraus buchen muss und für den maximal 12 Wanderer pro Tag erlaubt sind. 

Wir ziehen es vor mit unserem Auto zum Natures Valley zu fahren anstatt den Otter Trail zu laufen und verbringen ein paar schöne Stunden mit schwimmen in der Lagune. Auf der Weiterfahrt kann man sich aus 214 Meter Höhe von der Bloukrans Brücke stürzen und hoffen, dass das Bungee Seil hält. Wir haben drauf verzichtet und lieber ein paar Fotos von den Wagemutigen gemacht.  

Birds of Eden ist die größte Freiflug-Voliere der Welt und überspannt einen mehr als 2ha großen Waldbereich über einer Flussschlucht. Auf Holzstegen und Hängebrücken wandert man durch das Urwald ähnliche Gelände und kann dabei Hunderte von Vogel Spezis aus der Nähe bewundern. 

Für die Nacht stellen wir uns auf einen Strandparkplatz in Keerboom, nachdem wir beim angesagten italienischen Restaurant „Enrico“ ein leckeres Abendessen genossen haben. Morgens begrüßen uns dann Delfine zum Frühstück.

In der Nähe von Plettenberg verbringen wir zwei entspannte Tage auf einem schönen Campground am Meer. Einheimische erzählen uns, dass der Platz wohl zu den besten 10 in Südafrika gehört. Dem können wir nur beipflichten. Das Meer um die Ecke, Platz für die Hängematten, eine Feuerstelle für unser Potje und abends ein schönes Lagerfeuer, was brauchen Manni und Karin mehr. 

Gut erholt fahren wir ein paar Kilometer bis zum Robberg Nature Reserve, einer Halbinsel die man auf schönen Wanderwegen umrunden kann. Wie der Name schon vermuten lässt gibt es hier jede Menge Robben die sich an der felsigen Steilküste und in der tosenden Brandung sichtlich wohlfühlen. Das lockt dann auch gerne mal die weißen Haie an, was den Surfern an den nahen Stränden weniger gefällt. 

Knysna ist laut Reiseführer einer der schönsten Ferienorte an der Garden Route und dementsprechend touristisch. Die Waterfront ist der in Kapstadt nachempfunden, nur um einiges kleiner. Nach einem mäßigen Sushi Mittagessen in einem netten Lokal am Wasser fahren wir etwas außerhalb nach Buffalo Bay. Dort stehen wir direkt am Meer und nach Sonnenuntergang sind wir alleine. Bei einem Strandspaziergang entdecke ich in der Ferne viele Einheimische am Strand die dort irgendeiner geheimnisvollen Tätigkeit nach gehen. Es sieht tatsächlich so aus als würden sie den Sand umgraben und durchsieben. Das muss ich mir natürlich aus der Nähe ansehen. In der Tat wird der Sand tatsächlich gesiebt und dabei Polypropylen Kugeln von 1-2mm Durchmesser gefunden. Pro Tag werden so 10-20 Kilo pro Suchteam gewonnen die dann zur Verarbeitung weitergegeben werden. Ob das nun ein Beitrag zur Reduzierung des Plastikgehalts im Meer, oder eher ein Geschäftsmodell ist, weil sich der Plastikrohstoffpreis in den letzten Jahren verdoppelt hat, konnte mir auch Google nicht sagen. 

In der Nähe von Wilderness gehen wir für ein paar Tage auf den schönen Ebb & Flow Campground am Fluss. Nach den vielen Beach Übernachtungen mit dem permanenten Hintergrundrauschen der tosenden Brandung freuen wir uns auf ein paar geräuschlose Nächte. Von dort aus besuchen wir samstags den Farmersmarket in Sedgefield. Auf einem riesigen Gelände wird alles angeboten was bei den Bauern so wächst. Im Gegensatz zum Supermarkt, wo wirklich alles nur in Plastik eingeschweißt zu haben ist, gibt es die Ware unverpackt direkt von den Farmen der Umgebung. Natürlich gibt es auch viel Kunsthandwerk und jede Menge Fressbuden und eine wirklich gute German Curry Wurst. Am Nachmittag machen wir noch einen schönen Spaziergang am Fluss entlang nach Wilderness. Der Ort selbst hat für unseren Geschmack nicht viel zu bieten, aber es ist geradezu unglaublich wie viele Villen hier in bester Lage den Weg säumen und sich BMW und Porsche in den Doppelgaragen ein Stelldichein geben. Am Sonntag machen wir noch eine Wanderung am Fluss entlang zu einem kleinen Wasserfall. Der Weg ist über 4,5 Kilometer weitgehend mit einem hölzernen Bordwalk und über Treppen befestigt und es muss eine Menge Arbeit gewesen sein das Material hierher zu schaffen und in dieser Urwald ähnlichen und schweißtreibenden Umgebung den Weg in nur 6 Monaten Bauzeit anzulegen. Als Highlight muss man sich unterwegs auf einem Ponton mit Muskelkraft über den Fluss ziehen. Am Wasserfall angekommen lädt uns das braune Wasser in den Badetümpeln allerdings nicht zum Baden ein und so sind wir am frühen Nachmittag wieder am Auto und gehen lieber im Fluss schwimmen.

Oudtshorn ist bekannt für seine Straußenfarmen. Ab dem 18. Jahrhundert waren Straußenfedern als Hutschmuck der reichen Damen in Europa in Mode was dazu führte, dass Strauße weltweit fast ausgerottet wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen dann die Südafrikaner Strauße in Farmen zu züchten und erlebten Anfang des 20. Jahrhunderts einen regelrechten Boom für Straußenfedern. Heute spielen die Federn in der Straußenzucht kaum noch eine Rolle. Verwertet wird von dem Tier praktisch alles. Das Fleisch geht in der Regel als Delikatesse in den Export und aus der Haut werden Ledertaschen hergestellt. Als einzige Gäste auf einer Farm bekommen wir sogar eine deutschsprachige Tour. Dabei erfahren wir viel über das Tier und sind nun praktisch Experten in Sachen Strauß. Fliegen hat er im Laufe der Jahrtausende verlernt, dafür erreicht es eine maximale Geschwindigkeit von 70km/h und kann 50km/h eine halbe Stunde lang halten. Zum Vergleich, ein Löwe kommt mit seinen 4 Beinen auf 80km/h aber nur für eine sehr kurze Zeit. Nach einem kurzen Besuch im Stadtmuseum müssen wir zum Mittagessen gleich mal ein Straußensteak probieren. Schmeckt sehr lecker, fast genauso wie ein gutes Rinderfilet. 

Wir fahren weiter Richtung Swartbergpass, biegen aber kurz vor dem Anstieg links ab, weil wir den Pass bei unserem Besuch in 2009 schon mal gefahren sind. Als Alternative nehmen eine unbefestigte Nebenstraße durch eine grandiose Landschaft die uns unter anderem auch an einigen privaten Game Reservaten vorbeiführt. Dort sehen wir dann ganz überraschend eine große Giraffenherde vor einer malerischen Bergkulisse. 

Die alte Bahnstation in Calitzdorp hat ein englisches Ehepaar zu einem Campground umfunktioniert. Mit der Draisine wollten wir eigentlich eine Szene aus dem Film „Der Schuh des Manitou“ nachstellen, aber leider hat es mit der Kostümierung nicht geklappt. Es ist gut 40 Grad heiß und sehr staubig, aber praktischerweise ist gleich um die Ecke ein Weingut mit einem guten Restaurant und Portweinverkostung. Was soll man also machen, wenn man eine verlockende Speisekarte sieht und im Schatten unter Weinreben den einen oder anderen Wein probieren kann? Später hat es dann bei einem Gewitter zwar noch unwesentlich abgekühlt, aber das war dann schon nicht mehr so wichtig. Den Portwein können wir im Übrigen wärmstens empfehlen. 

Wir sind nun auf der Route 62, die in Anlehnung an die Route 66 gnadenlos vermarktet wird. So hat sich Ronnie mit seiner Bar am Straßenrand einst Gedanken gemacht warum bei ihm niemand anhält und kurzerhand den Namen in „Ronnies Sex Shop“ umbenannt und wirbt damit schon einige Kilometer vorher. Seitdem boomt sein Geschäft, obwohl von Sex weit und breit nichts zu sehen ist, bis auf ein paar BHs die einige Touristinnen im Laufe der Jahre in der Bar hinterlassen haben.

Ganz in der Nähe ist der Warmwaterberg Campground und wie der Name bereits vermuten lässt ist es eine Therme mit drei heißen und einem kalten Becken in denen man mit Blick auf die umliegenden Berge wunderbar entspannen kann. 

In Swellendam ist für Karin mal wieder ein Frisörbeuch fällig. Nach einer Stadtbesichtigung mit den schönen Reetgedeckten Häusern und einem ausgezeichneten Mittagessen fahren wir raus an den Staudamm zu einem superschönen Platz am Wasser. Hier kommen nur ab und zu ein paar Hundeausführer vorbei und nach Sonnenuntergang sind wir alleine. Morgens um sieben schallt es dann von draußen „Good Morning Karin and Manni“. Das animiert uns auch gleich zu einem herrlichen Bad im Morgendunst. An dieser Stelle müssen wir auch mal erwähnen, dass wir sehr angetan sind von der unaufdringlichen Freundlichkeit der Südafrikaner. Das macht das reisen wirklich sehr angenehm.  

Der Bontebok Park ist schön am Fluss gelegen und die Böcke kommen direkt am Platz vorbei, oder man fährt die 15km des Parks ab. Am nächsten Tag geht es weiter über eine steinharte Rüttelpiste bis zum De Hoop Nationalpark. Der liegt malerisch hinter den schneeweißen Dünen und bei der Anfahrt zur Rezeption sehen wir schon mehr Bonteboks als im vorher besuchten gleichnamigen Park. In der Nähe des Campgrounds ist ein schöner Pool und ein sehr gutes Restaurant wo wir unseren 40. Jahrestag in netter Atmosphäre angemessen feiern können. Am nächsten Morgen fahren wir noch einen schönen Loop bis zum Strand der hinter den Dünen in wunderschönen Farben leuchtet. 

Über Arniston geht es weiter nach Port Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Es ist schon ein erhabenes Gefühl nach dem südlichsten und nördlichsten Punkt in Amerika nun auch am südlichsten Punkt Afrikas zu sein, wobei wir sogar mit einem Bein im Indischen und mit dem anderen im Atlantischen Ozean stehen können.

Hermanus zieht sich etliche Kilometer an der Küste entlang mit vielen netten Kneipen, aber kleinen Parkplätzen die sich nicht wirklich zum Übernachten eignen. Fündig werden wir erst in Kleinmond. Dort geht es etwas beschaulicher zu und wenn die Strandkneipe um 21:00 zu macht ist man alleine.

Auf der weiteren Fahrt an der Küste entlang machen wir noch einen Stopp im Harald Porter Botanical Garden mit interessanten Einblicken in die Kapflora und bei den Afrikanischen Pinguinen in Betty’s Bay.

In Pringle Bay stehen wir direkt hinter den Dünen und genießen einmal mehr einen tollen Sonnenuntergang.

Nun reicht es erstmal mit Strand und Meeresrauschen und es geht weiter in die Weingegend um Stellenbosch und Paarl. Was wir dabei erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin viel Vergnügen beim Lesen und Bil

Unsere Route für diesen Streckenabschnitt - 1500 km

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Kommentare: 9
  • #1

    Ruth Seematter (Freitag, 04 März 2022 20:42)

    Herzlichen Dank für den tollen Bericht. Wir freuen uns schon auf Afrika.
    Weiter gute Reise und schöne Erlebnisse.

  • #2

    Gerhard aus Freiburg (Freitag, 04 März 2022 20:53)

    Nach den vielen furchtbaren Bildern des grausamen Krieges in der Ukraine, des unsagbaren Leids der Bevölkerung, der vielen Toten auf beiden Seiten und der sinnlosen Zerstörung zahlreicher Städte ist es eine Wohltat, Eure Bilder einer heilen und intakten Welt zusehen! Weiterhin eine gute Reise wünscht Euch Euer
    Gerhard

  • #3

    Marc und Carina (Freitag, 04 März 2022 22:27)

    Wieder einen tollen erlebniss, es ist immer so schoen euhren storys xu lesen und die wundrschoene fotos zu beachten.Geniess weiter euhren trip und lass uns mit geniessen.Sei bitte auch vorsicht.Liebe gruessen von die kleine belgier xxx

  • #4

    Margit (Samstag, 05 März 2022 09:54)

    Bei einem Espresso habe ich euren Bericht und die tollen Fotos genossen. Einfach super.
    Weiterhin gute Fahrt.
    Grüße vom Bodensee Margit

  • #5

    Axel (Samstag, 05 März 2022 13:15)

    Liebe Karin, lieber Manfred,
    Ihr habt wieder mal alles richtig gemacht - herzlichen Glückwunsch zum 40. Hochzeitstag und weiterhin viel Spaß in "down under africa".

  • #6

    Heike und Oskar (Samstag, 05 März 2022 14:53)

    Wie immer "N E I D".......
    Wunderschöne Zeit euch beiden, passt auf euch auf und bleibt gesund.

  • #7

    Heike & Bernd (Samstag, 05 März 2022 20:05)

    Wir freuen uns, dass Ihr Euch so wohlfühlt, denn das werden wir dann auch! Vielen Dank für den schönen Bericht und die tollen Fotos.

  • #8

    Bernd und Eva Segreff (Sonntag, 06 März 2022 08:32)

    Guten Morgen Karin & Manni,
    wir haben uns an den herrlichen Bildern erfreut. Für uns besonders interessant, zumal wir Euch in Keurboomstrand mit Eurem Wagen gesehen haben. Wir kennen das “Paradies” denn wir sind seit 17 Jahren von Mitte Januar bis Anfang März in Keurboom zum Ueberwintern. Wir wünschen Euch noch viele schöne Erlebnisse und das traumhafte Suedafrika.
    Herzliche Grüße Bernd & Eva Segreff aus Grossburgwedel bei Hannover �

  • #9

    Marion Kabbe (Montag, 07 März 2022 15:42)

    Schön, dass Ihr wieder unterwegs seid. Wieder einmal bin ich von den Fotos begeistert �.
    Grüßle
    Marion