Südafrika - Westküste, Cederberge & Landesinnere

Wir verlassen den Großraum Kapstadt und fahren die Westküste hoch. Auf dem Campingplatz in Gaanzekral treffen wir Verena & Wolfgang aus Österreich wieder die seit einigen Jahren unterwegs sind und die uns so großartig unterstützt haben als wir am Anfang unserer Reise das Problem mit der Hinterachse hatten. Wir verbringen drei entspannte Tage miteinander, kochen und grillen gemeinsam und haben uns viel zu erzählen. Am letzten Abend kommen noch Yvonne & Rene dazu die wir schon am Kap getroffen haben. Schweren Herzens verabschieden wir uns voneinander und hoffen, dass sich unsere Wege irgendwann nochmal kreuzen. Sehr schön war’s mit euch. 

Paternoster ist ein malerischer Fischerort mit reetgedeckten und strahlendweißen Cottages. Von November bis April ist der Langustenfang die Haupterwerbsquelle. Allerdings sind dieses Jahr Anfang März hunderttausende Lobster an den Strand spaziert und dort zum Teil verendet. Das Fischereiministerium spricht von 500 Tonnen. Die Überlebenden Tiere werden in einer aufwendigen Aktion wieder aufgepäppelt und zurück ins Meer gebracht. Ursache ist wohl ein Mangel an Sauerstoff der vom Plankton absorbiert wird und dem Hummer nicht genug übriglässt. Hinzu kommt auch noch die Rot Alge die wohl alle Schalentiere befällt und deren Gift auch für den Menschen gefährlich werden kann. Angesichts der Situation, die wir nicht wirklich einschätzen können, verzichten wir schweren Herzens auf den Verzehr von Lobster und Muscheln die man am Strand überall für wenig Geld kaufen kann. Die Nacht verbringen wir im Cape Columbine Naturreservat fünf Kilometer außerhalb der Stadt, zwischen den Felsen direkt am Meer. Ein wunderbarer Platz für ein schönes Lagerfeuer und das obligatorische Braai. (Südafrikanischer Grillabend) 

Unser nördlichster Stopp an der Westküste ist Lambertsbay. Dort ist das Naturschutzgebiet Bird Island, nur 100m vom Ort entfernt. Hier gibt es eine von nur sechs weltweiten Kaptölpel Kolonien und es ist die Einzige die zu Fuß erreichbar ist. Man kann bis auf wenige Meter an die Tiere herangehen und stundenlang dabei zuschauen wie sie ihre Startversuche machen. Erst wird sich kräftig mit den Füßen abgestoßen und wild mit den Flügeln geschlagen. Wenn dann die Abbruchkante zum Meer näherkommt verdoppeln sich die Flügelschläge und dann stürzt man sich über die Kante und hofft auf genug Auftrieb unter den Flügeln. Ein tolles Schauspiel das wir in einem kleinen Videoclip festgehalten haben. Video Kaptölpel

2005 fiel eine Gruppe von Seebären über die Tölpel her und tötete über 200 von ihnen. Kurz danach floh die ganze Kolonie und siedelte sich mehrere Kilometer weiter in unzugänglichem Gebiet an. Für den Tourismus von Lambertsbay bedeutete das einen Einbruch von 65 Prozent. Irgendjemand kam dann auf die geniale Idee von einem lokalen Künstler gefertigte Tölpelattrappen aus Plastik auf den alten Brutplätzen in die Nester zu setzen. Bereits wenige Stunden später kamen die ersten Tölpel angeflogen und begannen damit die vermeintlichen Rivalen aus den Nestern zu werfen. Der Erfolg stellte sich also schnell ein und heute leben wieder mehr als 10.000 Tiere auf der Insel. 

Dann geht es weiter ins Landesinnere zu den Cederbergen. Auf dem Weg dorthin ereilt uns mal wieder ein Defekt. Die Druckluftleitung, die für die Motorbremse und die Luftfedersitze zuständig ist, platzt an einer T-Verzweigung ab. Eine notdürftige Reparatur, mangels Ersatzteils mit Isolierband, hält leider nur wenige Kilometer. Wir schaffen es bis in den nächstgrößeren Ort, aber wie das Schicksal so spielt ist gerade Samstagmittag, alle Werkstätten sind zu und die Bevölkerung ist im Wochenendmodus, d.h. die Schlange vor dem Liquor Store ist entsprechend lang. Nach etlichen vergeblichen Telefonaten einer netten Dame an der Tankstelle war klar, wir haben ein Problem. Bei der vor uns liegenden Strecke sind einige Bergpässe mit 1000m zu überwinden und ohne funktionierende Motorbremse ist das keine gute Idee. Der örtliche Campingplatz liegt direkt neben dem 18.000 Bewohner fassenden Township und hat speziell für die Wochenenden keine gute Bewertung. Die nächstgelegene Möglichkeit ist auf einer kleinen Farm, ca. 10km hinter der Stadt den Berg hinauf, und die steuern wir an. Das erweist sich dann als absoluter Glücksfall, denn der Farmer ist auch Truckerfahrer und weiß gleich worum es geht. Er nimmt mich mit in die Stadt zu seinem Kumpel der nicht nur ein Baumaschinengeschäft, sondern auch eine T-Verzweigung für mein Luftproblem hat, made in Germany von der Firma Würth. Sachen gibt’s die gibt’s gar nicht. Am späten Nachmittag ist das Problem Geschichte und wir genießen entspannt die letzten Sonnenstunden des Tages. 

Am Morgen verabschieden wir uns von unserem freundlichen Helfer und fahren über den Pass bis zum Travellers Rest. Dort gibt es ein Permit für den fünf Kilometer langen Sevilla Rock Art Trail. Hier gibt es Fundorte von Felsmalereien der San, oder auch Bushmen, die tausende von Jahren als Jäger und Sammler umherzogen und auf Klippen und Felsvorsprüngen Malereien hinterlassen haben die man gehäuft in den Cederbergen und den Drakensbergen findet. Die ältesten werden auf bis zu siebenundzwanzigtausend Jahre geschätzt. Eine sehr schöne Wanderung in einer tollen Felsenlandschaft und sehr empfehlenswert. 

Nachmittags erleben wir einen Temperatursturz von fast 20 Grad binnen weniger Stunden. Das gefällt uns gar nicht und wir entscheiden uns noch eine weitere Nacht bei unserem freundlichen Helfer zu verbringen, da wir dort sowieso auf dem Rückweg nochmal vorbeikommen. Am Morgen geht es weiter in die Cederberge bis kurz vor Algeria zu einer Mango Farm die von Deutschen bewirtschaftet wird. Die Mango Saison beginnt zwar erst in ein paar Wochen aber erste leckere Früchte gibt es schon und Karin macht gleich mal ein paar Gläser Mango Marmelade. Der zugehörige Campingplatz erstreckt sich über mehr als einen Kilometer am Fluss entlang und hat über 120 Plätze. Zurzeit sind wir fast die einzigen Gäste, aber am Wochenende kommen die Kapstädter hierher und dann ist der Platz ausgebucht. Wir genießen die Ruhe vor dem Sturm und vertreiben uns die Zeit mit langen Spaziergängen und ein paar Schwimmeinheiten im Fluss.  Das Wetter spielt auch mit und die Temperaturen steigen wieder in Richtung 30 Grad. 

Weiter geht’s über Citrusdal zu den Hotsprings nach The Baths. Für unsere Größe gibt es auf dem Campground nur 2-3 Plätze, aber wir haben vorsichtshalber reserviert. Die Anlage befindet sich inmitten von Zitrusfarmen, denn wir sind hier im Zentrum des Zitronen- und Orangenanbaus. Jährlich werden gut 100.000 Tonnen geerntet und als Saft, oder unbearbeitet in die ganze Welt exportiert. Einige bis zu 43 Grad heiße Mineralquellen in schön angelegten Felsenpools laden zum Relaxen ein. Bei gut 35 Grad Außentemperatur allerdings ein zweifelhaftes Vergnügen, aber Gottseidank hat man wegen Manni auch an einen Kaltwasser Pool gedacht.  

In den nächsten Tagen ist langes Wochenende. Viele Südafrikaner sind unterwegs und die Campingplätze sind fast alle ausgebucht. Mit Mühe und Not finden wir noch einen Stellplatz auf einer Farm bei Tulpagh und treffen uns dort mit Lucia & Wolfi die wir zuletzt am Kap gesehen haben. Gemeinsam machen wir für einen Tag die Gegend unsicher. Tulpagh wurde 1969 bei einem Erdbeben stark beschädigt und in der Folge in einem Wiederaufbauprogramm im kapholländischen Stil restauriert und steht heute unter Denkmalschutz. Das warme Klima ist ideal für den Weinanbau und rund um den Ort gruppieren sich mindestens 20 Weingüter. Wir brauchen also nicht lange zu überlegen wie wir den Tag rumbringen und haben eigentlich nur die Qual der Wahl. Wolfi meldet sich freiwillig als Fahrer, Karin navigiert und Lucia und Manfred zwängen sich im Pickup hinten rein. Die erste Station ist eine Champagner Probe im Weingut Twee Jonge Gezellen und so wie die Dame einschenkt bezweifeln wir, ob wir hier überhaupt nochmal wegkommen. 

Irgendwann bekommen wir Hunger und wechseln den Standort. Im Weingut Montpellier findet in dem malerischen Garten gerade eine Hochzeit statt, aber das Restaurant hat geöffnet und serviert leckere Pizzen zur Weinprobe. Das passt zwar nicht ganz zusammen aber schön war’s trotzdem. Gegen 17:00 ist generell Feierabend bei allen Weingütern und wir machen uns auf den Heimweg. Nach diesem anstrengenden Tag bringen wir am Abend nichts mehr zustande und liegen alle früh im Bett. 

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege wieder und wir fahren weiter Richtung Osten. Wir kommen nun in die große Karoo, einer Hochebene mit einer Ost-West Ausdehnung von gut 750 Kilometern. Unser Ziel ist der Karoo Nationalpark und bis dahin sind es 400 endlose Kilometer auf schnurgerader Straße in einer Steppenartigen Landschaft mit ein paar Hügeln. Schön fürs Auge aber anstrengend zum Fahren. Wenn man nun aber denkt, toll, da kann man sich sicher bestimmt überall abseits der Straße in die Wildnis stellen, der wird bitter enttäuscht. Die Route ist durchgängig eingezäunt und wenn mal ein Weg rechts oder links reingeht kommt nach 50m ein verschlossenes Viehgatter. In dem Kur- und Ferienort Matjesfontein machen wir Mittagspause. Der Ort liegt an der Bahnstrecke Johannesburg-Kapstadt und ist seit 1970 Nationaldenkmal. Im Milner Hotel logierten schon Edgar Wallace und Rudyard Kipling. Wir haben dort auf jeden Fall einen sehr geschmacklosen Burger gegessen und können nur hoffen, dass Edgar Wallace diesen nicht serviert bekam. Ansonsten hätte er womöglich den Henker von London dort hingeschickt. Übernachten dürfen wir auf dem riesigen Hotelparkplatz auch nicht und so fahren wir noch ein paar Kilometer weiter nach Laingsburg und finden dort am Golfplatz einen netten Platz für die Nacht. 

Im Karoo Nationalpark buchen wir zwei Nächte und fahren gleich mal einen kleinen Loop von 10km ab wo wir zwar nicht viel Tiere sehen, dafür aber einen Picknickplatz entdecken der einen sehr schönen Pool hat. Den merken wir uns gleich mal für den nächsten Tag vor. Es soll auch 15 Löwen im Park geben und am Morgen machen wir uns kurz nach acht auf den Weg zum großen 45km Loop. Kaum sind wir ein paar Hundert Meter gefahren stehen doch tatsächlich drei Löwinnen direkt vor uns. Wir können unser Glück kaum fassen. Die Tiere lassen sich von uns nicht stören und halten sich gut eine Stunde in der Umgebung unseres Autos auf.  

Die nächsten zwei Stunden fahren wir den landschaftlich schönen Weg ab und sehen einiges an Zebras und sonstigem Getier, aber generell überwiegt die Landschaft. Am frühen Nachmittag steuern wir den Picknickplatz mit Pool an und verbringen dort den Rest des Tages. 

Kurz vor Britstown haben wir uns mit Ebi und Elke auf einer Farm verabredet. Mit Ebi waren wir ja in der Weingegend unterwegs als er sein Single Dasein gefristet hat. Nun ist seine Frau Elke wieder aus Deutschland zurück und die Beiden sind auf dem Weg nach Namibia. Leider ändert sich das Wetter und unser Grillabend fällt buchstäblich ins Wasser. Aber davon lassen wir uns nicht beeindrucken und ziehen kurzerhand in unser Auto um und verbringen einen feuchtfröhlichen Abend. 

Auf unserem weiteren Weg nach Osten liegt Kimberley. Hier wurde 1869 der erste Diamant gefunden was einen Diamantenrausch zur Folge hatte, ähnlich dem Goldrausch in Kanada in 1896. Die Diamanten wurden in kleinen Claims von hunderten von Suchern im Tagebau abgebaut. So entstand das wohl größte je von Menschenhand gegrabene Loch. Im Laufe der Zeit wurden dort über 2700 Kilogramm Diamanten gefördert, was 14,5 Millionen Karat entspricht. Von einer Aussichtsplattform kann man sich das Loch mit einem Durchmesser von 1500m und einer Tiefe von 240m sehr gut anschauen und im angeschlossenen Minenmuseum bekommt man einen Eindruck von den ungeheuren Strapazen die die Menschen zu dieser Zeit auf sich genommen haben.

Nicht weit von Kimberley übernachten wir auf der Kandirri Game Farm. Auf dem Gelände gibt es Giraffen, Zebras, Antilopen und einiges mehr. Das Highlight ist allerdings ein Löwengehege. Dort kann man sich zwei Löwinnen, einen Löwen, und als Attraktion einen weißen Löwen, aus nächster Nähe anschauen und nachts hört man die „Könige“ brüllen. Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen dann auch noch drei Giraffen vorbei. 

Wir durchqueren immer noch die große Karoo auf endlosen schnurgeraden Straßen und brauchen nun mal ein paar Tage Erholung. Die finden wir auf einem netten Campground in Ladybrand bei dem wir gerade so durchs Tor passen. 

Nach ein paar erholsamen Tagen geht es weiter zum Golden Gate Highlands Nationalpark. Der Campground liegt auf 1800m und die Abendsonne lässt die gelben und roten Sandsteinformationen in einem goldenen Licht erstrahlen. Nach Sonnenuntergang wird es jedoch sehr schnell empfindlich kalt. Die Gegend lädt zum Wandern ein und am Morgen um neun Uhr ziehen wir los um den Gipfel vom Wodehouse auf über 2400 Meter zu erklimmen. Ein wunderschöner Rundweg von gut 13km mit ein paar Klettereinlagen in steilem Gelände und fantastischen Aussichten. Auf den abgelegenen Bergwiesen sehen wir sogar die seltenen Weißschwanz Gnus und nach gut 6 Std und 500 Höhenmetern sind wir wieder am Auto.  

Die Draksenberge sind die größte Bergkette im südlichen Afrika und dort ist auch der Royal Natal Nationalpark. Kurz davor ist ein Golf Resort mit einem Campground und einem grandiosen Blick auf das sogenannte Amphitheater, ein Felsmassiv von 5km Länge und bis zu 500m Höhe. Eingerahmt wird das Ganze von drei Dreitausendern und in der Mitte stürzt der Thukela River in fünf Kaskaden über 900m in die Tiefe. Einen Tag nutzen wir für eine schöne Wanderung im Park. Wir gehen den Gorge Trail der 7km bis zum Eingang der Schlucht führt. Den Weg muss man dann aber auch wieder zurück. Abends sitzen wir auf unserer Terrasse mit Blick auf die Berge, machen Lagerfeuer, grillen und genießen die überraschend warmen Temperaturen. Tom Cruise checkt gerade die Lokation für Mission Impossible 8 und für die nächsten Tage sollen viele Helikopter und Flugzeuge in der Gegend unterwegs sein. Tom sieht leider nichts von uns und wir nichts von ihm, aber woher sollte er auch wissen, dass "Die Ausreiser" gerade in der Gegend unterwegs sind. 

Dann ist leider Schluss mit Outdoor. Wir geben Gas und fahren bis nach Johannesburg. In Stadtnähe kommen wir an einigen der riesigen Townships vorbei. An Ampelkreuzungen stehen sehr motivierende Hinweisschilder wie z.B. High Crime Area, Beware of Hi-Jacking, oder Danger, Smash and Crash Area. Da wird man doch ein wenig unruhig, wenn man an einer roten Ampel halten muss. Wir gehen noch ein paar Tage in ein Backpacker Hostel wo wir auf der Wiese campen und das Auto in Ruhe auf sieben Wochen Pause vorbereiten können. 

Damit endet nun unsere erste 3-Monats Etappe in Südafrika. Schön war’s. Unser Sohn Felix heiratet im Mai und diesen Event dürfen wir nicht verpassen. Deshalb müssen wir unsere Reise für ein paar Wochen unterbrechen. Ab 1. Juni sind wir dann wieder unterwegs und werden weiter berichten. Bis dahin viel Vergnügen beim Lesen und Bilder anschauen. 

Unsere Route für diesen Streckenabschnitt - 2400 km

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Kommentare: 3
  • #1

    Lydia Nallin (Sonntag, 03 April 2022 19:50)

    Hallo Manfred,

    vielleicht erinnerst Du Dich noch - wir haben einige Zeit bei DEC zusammen gearbeitet.
    Ich habe Eure Seite zufällig entdeckt, als ich nach ehemaligen Kollegen von DEC gesucht habe.
    Toll was Ihr da macht.

    Ganz liebe Grüße Lydia aus dem Ahrtal - Bad Neuenahr-Ahrweiler

    lydia.nallin@gmx.de

  • #2

    Margit (Montag, 04 April 2022 10:49)

    Dann guten Rückflug in die Heimat und zieht euch warm an, wir haben andere Temperaturen. Grüße Margit

  • #3

    Gisela Rohr (womo-abenteuer) (Montag, 04 April 2022 20:19)

    Ist Südafrika nicht unbeschreiblich toll? Da bekomme ich direkt Fernweh, wir mußten leider unsere 3. geplnte Tour wegen Corona absagen.
    Um so schöner von Euch jetzt die tollen Fotos zu sehen.
    Grüße Gisela