Die sieben Wochen in Deutschland vergingen wie im Flug. Wir haben viel Zeit mit unserem Enkelkind verbracht und eine wunderschöne Hochzeit von unserem Sohn Felix und seiner Frau Melina gefeiert. Aber dann reicht es uns auch und wir wollen wieder auf Tour. Ein bisschen Wehmut ist dieses Mal schon dabei, da wir unser Enkelkind nun leider längere Zeit nicht sehen werden.
Am 31. Mai fliegen wir wieder zurück nach Afrika. Nach 17 Stunden, mit einem Stopover in Doha, kommen wir morgens um 10 ziemlich gerädert in Johannesburg an. Wir sind noch nicht so richtig wach was sich umgehend rächt. In einem Moment der Unaufmerksamkeit wird uns in der Tiefgarage, während wir darauf warten, dass unser Fahrer das Auto holt, ein Geldbeutel geklaut. Natürlich mit Kreditkarten, Personalausweis, Führerschein und was man sonst noch so mit sich rumträgt. Das fängt ja gut an. Ohne viel Hoffnung gehe ich zum Polizeibüro am Flughafen und schildere mein Missgeschick. Da reicht mir doch tatsächlich der nette Polizist meinen Geldbeutel der wohl gerade abgegeben wurde. Alles ist noch drin bis auf 40 Euro Bargeld in Landeswährung. Ich kann es kaum fassen. Der Tag ist also erstmal gerettet und mit einiger Verspätung können wir MOMO unbeschadet in Empfang nehmen. Die nächsten Tage erledigen wir einige kleine Arbeiten am Fahrzeug, machen einen Großeinkauf bei einem deutschen Metzger und genießen dort nochmal Currywurst und Weißbier. Dann verabschieden wir uns von den netten und hilfsbereiten Gastgebern Sinie und Gerhard und setzen unsere Afrika Tour fort.
Ohne Probleme finden wir aus dem Moloch Johannesburg raus, auch wenn uns manchmal etwas mulmig wird, wenn wir an einer roten Ampel halten müssen und die Jungs um unser Auto rumlungern, während wir vor uns die Schilder „high crime area“ lesen. Auf jeden Fall sind wir froh als wir den Ballungsraum hinter uns haben. Wir fahren Richtung Osten und nach gut 200 Kilometer machen wir einen ersten Übernachtungsstopp auf einem Campingplatz am Weg, umgeben vom Vogel Strauß und diversen Böcken.
Der Sound von MOMO nähert sich unaufhaltsam dem eines Formel 1 Boliden was aber leider nicht an einem Motor Upgrade liegt, sondern daran, dass das Auspuffrohr ein Loch hat was sich stetig vergrößert. Nach einigen vergeblichen Anläufen finden wir in Newcastle eine Werkstatt die ein geeignetes Ersatzteil hat und das Problem beheben kann. Um einige Dezibel leiser steuern wir das Natal Spa Resort an, eine nette Anlage mit einigen Hot Pools wo wir ein paar Tage verbringen und es uns gut gehen lassen. Morgens ist es nur wenig über null Grad und ein Bad im heißen Pool, umgeben von Wasserdampf, ist einfach herrlich.
Wegen den hohen Spritpreisen im Land wird über die sozialen Medien von unbekannten Initiatoren für Freitag, den 10. Juni ein landesweiter Shutdown ausgerufen. Das Motto ist, keiner geht zur Arbeit oder Schule, der öffentliche Transport steht still und es wird zu Demos und Straßenblockaden im ganzen Land aufgerufen. Das Ganze klappt aber nicht so richtig, da keiner mitmacht und die Transportorganisation sich davon distanziert. Wir wollten an dem Tag eigentlich weiterfahren, entschließen uns dann aber lieber noch einen Tag zu warten. Man weiß ja nie. Das Ganze ist dann letztendlich verpufft, nur in Durban und Johannesburg gab es ein paar Plünderungen von Supermärkten. Ganz entspannt geht es dann mit einem Tag Verspätung weiter bis zum Ithala Game Reserve. Dort hoffen wir mal wieder ein paar wilde Tiere zu sehen. Vom Eingang bis zu unserem Übernachtungsplatz sind es gut 20km übelste Piste die wir mit max. 10km/h fahren können. Zu sehen gibt es erstmal nicht viel, außer ein paar Zebras und Springböcke. Der Zeltplatz ist ein einfaches Buschcamp am Fluss und nicht eingezäunt. Vom Schwimmen wird abgeraten wegen Krokodilen und außer uns hat sich niemand hierher verirrt. Voll motiviert starten wir am nächsten Morgen um 7 Uhr zur Pirschfahrt. Leider wird die Piste eher schlechter und das Ganze ist eine ziemliche Tortur für Mensch und Material. Die Elefanten, Rhinos und Leoparden, die es hier geben soll, suchen wir leider vergeblich und nach einer weiteren Übernachtung verlassen wir reichlich frustriert den Park mit der Erkenntnis, dass sich das nicht wirklich gelohnt hat.
Da kann es im Hluhluwe Nationalpark ja nur noch besser werden denn hier gibt es alles was das Touristenherz begehrt und das auf einem riesigen Gelände von 960qkm. Man muss die Tiere nur noch finden. Campen im Park geht leider nicht, aber ein paar Kilometer vom Eingang ist ein netter kleiner Zeltplatz von dem aus wir unsere Touren starten. In drei Tagen legen wir gut 200km im Park zurück und hier wird die Mühe dann auch belohnt. Rhinos, Giraffen, Elefanten und jede Menge sonstiges Getier. Es gibt alleine über 20.000 Impalas. Leider sehen wir keine Raubkatzen. Dafür aber einen PKW der von einem Elefantenbullen attackiert und kurzerhand in den Graben geworfen wurde. Das Auto ist Schrott, aber die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Abends genießen wir den Sonnenuntergang und den Vollmond von unserem Logenplatz auf dem Campground.
Wir fahren weiter nach Richards Bay. Auf dem Weg dorthin fliegt uns ein Stein in die Windschutzscheibe, immerhin der erste Steinschlagschaden in neun Jahren. Gerechnet hatten wir damit eher auf dem Dempster Highway in Kanada und nicht auf einer Schnellstraße in Südafrika. Gottseidank gibt es sowas wie Car Glas auch hier und nach einer Reparatur von 30min ist nichts mehr zu sehen. Wir stellen uns ein paar Tage auf einen riesigen Caravan Park am Meer und genießen leckere Cocktails in der nahegelegenen Sundowner Bar und die Küche des Restaurants, die es allerdings nicht mit Karins Kochkünsten aufnehmen kann. Wer sonst kann mitten in der Wildnis Pizza und Aufläufe vom feinsten auf den Tisch zaubern. Morgens bekommen wir meistens Affenbesuch die auf unserem Dach rumtoben und uns neugierig durch das Dachfenster anschauen.
Nach ein paar Tagen geht es weiter nach St Lucia und in den Wetlands Imfolozi Park, ein riesiges Seengebiet mit Krokodilen und Nilpferden. Bei einer 2-stündigen Bootsfahrt kommen wir den Tieren sehr nahe. Vorsicht ist geboten, denn durch Hippos werden jedes Jahr gut 500 Menschen getötet. Sie zählen damit zu den gefährlichsten Tieren Afrikas. Unser Skipper erzählt uns, dass erst letzte Woche wieder eine Frau beim Wäsche waschen am Fluss ums Leben gekommen ist. Kann man kaum glauben, wenn man die Tiere im Wasser rumdümpeln sieht. Sie wiegen gut 2 Tonnen, erreichen eine Geschwindigkeit von 40km/h und fressen pro Tag 40kg Gras. Aber wenn man sich einen der Eckzähne aus der Nähe anschaut dann versteht man, dass man besser etwas Abstand hält.
Für Krokodile ist es zurzeit zu kalt und sie sind weitgehend abgetaucht. Nur vereinzelt sieht man mal eins faul am Ufer rumliegen.
Am nächsten Tag fahren wir noch 60 km durch den Park bis nach Cape Vidal und sehen dabei Nilpferde, dieses Mal sogar nicht nur die Schnauze und die Augen, sondern in voller Größe beim Grasen, sowie eine Herde Wasserbüffel, ein Nashorn ohne Horn und Zebras.
Wir verbringen zwei Tage in der Bushbaby Lodge wo abends pünktlich um 19:00 ein Bushbaby (dickschwanziger Nachtaffe) vorbeikommt und sich sein bereitgestelltes Essen abholt. Er lässt sich auch nicht davon stören, dass ich weniger als einen halben Meter von ihm weg stehe und mit Blitz fotografiere.
Nachdem uns ein Caravanclub mit ihren Wohnwagen einkreist ziehen wir es vor lieber ein paar Kilometer weiter zu einem Bushcamp zu fahren die außer der Übernachtung in Safarizelten auch ein paar Plätze für Camper anbieten. Dort haben wir richtiges Afrika Feeling. Morgens und abends wird per Holzfeuer das Wasser für die Outdoor Dusche erhitzt und im Restaurant kann man sich auf Bestellung verwöhnen lassen. Abends kommen Nyalas zu Besuch und wir sitzen am Lagerfeuer und bewundern den Sternenhimmel.
In den nächsten Tagen geht es nun weiter nach Eswantini, früher Swasiland. Was wir da erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin viel Vergnügen beim Lesen und Bilder anschauen.
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Ruth (Montag, 27 Juni 2022 11:57)
Schöne Erlebnisse interessant vermittelt. Herzlichen Dank und weiterhin gutes Reisen
SuPi (Montag, 27 Juni 2022 12:43)
Hallo ihr beiden!
Wie gewohnt mal wieder ein toller Bericht von eurer tollen Reise.
Das lässt schwer Neid aufkommen!
Habt weiter Spaß und lasst uns daran teilhaben.
Auf bald
Susa&Pit
Grüne-Minna (Montag, 27 Juni 2022 12:45)
Da möchte ich auch gerne sein. Viel Spaß epasst auf auf euch
Bernhard (Montag, 27 Juni 2022 13:12)
Hallo ihr Beiden,
da habt ihr in Johannesburg ja nochmals Glück gehabt. Der "Finder" hatte halt schon gleich den Finderlohn rausgenommen :-))) Weiterhin eine gute Reise ! Ich bewundere euch, wie zügig ihr immer euere allfälligen Reparaturen unterwegs abwickelt.
Viele Grüße
Bernhard
Markus Kurtenbach (Montag, 27 Juni 2022 14:00)
Wie immer super Bilder. Da habt ihr ja schon fast die bigfive abgearbeitet ;)
Jindra (Montag, 27 Juni 2022 16:56)
Hallo nach Afrika!
Da der Schreck am Anfang ein glückliches Ende genommen hat, wird die Reise bestimmt schön und unvergesslich, da die Götter bei euch sind.
Vieles, was ihr bis jetzt berichtet habt, haben wir auch bereist, die Fotos bringen Erinnerungen.
Südafrika ist einfach richtig schön.
Wir wünschen euch weiterhin gute Fahrt und viel Spaß, und freuen uns auf den nächsten Reisebericht.
Jindra & Paul
endlich-on-tour (Dienstag, 28 Juni 2022 21:37)
Vielen Dank für den schönen Bericht und die tollen Tierfotos!
Bis bald,
Heike & Bernd
Elisabeth und Kurt (Mittwoch, 29 Juni 2022 13:50)
Hallo ihr zwei Lieben
Toll, dass ihr euren Heimaturlaub genossen habt und nun wieder am reisen seid! Viele Bilder erinnern uns an unsere zwar kurze, aber nicht weniger interessante Reise im Jeep vor vier und fünf Jahren. Schön eure Bilder anzuschauen und den dazugehörenden Text zu lesen und ein klein wenig mit euch mitzureisen!
Passt weiterhin gut auf euch auf! Liebe Grüsse vom Zugersee Elisabeth und Kurt