Namibia Teil 3 - Der Norden

Nach fast 4 Monaten Heimaturlaub, bei dem wir auch zwei neue Enkelkinder begrüßen konnten, geht es Mitte April endlich wieder auf Tour. Qatar Airways bringt uns entspannt nach Windhoek wo MOMO geduldig auf uns wartet. Nach ein paar Servicearbeiten und einigen Tagen im Urban Camp verlassen wir Windhoek in Richtung Swakopmund. Unsere erste Übernachtung machen wir in der Uitkyk Lodge umgeben von Giraffen, Springböcken und Vogel Strauß. Die beiden Nashörner, die sich auch auf der Farm rumtreiben, haben wir leider nicht gesehen.

In Swakopmund beziehen wir wieder unseren Lieblingscampingplatz „Alte Brücke“ und treffen dort auch Susa & Pit wieder, mit denen wir letztes Jahr schon einige Zeit zusammen waren. Gemeinsam besuchen wir die ausgezeichneten Restaurants, schlürfen köstliche Walvis Bay Austern und essen Sushi bis zum Abwinken. 

Wir fahren weiter nach Norden immer am Meer entlang bis nach Hentiesbay. Dort genießen wir wohl zum letzten Mal für längere Zeit frische Meeresfrüchte bevor es dann weiter in die Einsamkeit geht. Wir finden einen schönen Stellplatz in den Hügeln abseits der Straße. Leider ist es kühl, diesig und windig bei 12 Grad und 90% Luftfeuchte und nach Sonnenuntergang freuen wir uns, dass wir uns in unser warmes und kuscheliges Einzimmerappartement zurückziehen können.

Nicht weit von unserem Übernachtungsplatz ist Cape Cross mit einer Seerobben Population von über Hunderttausend Tieren. Wir entrichten den völlig überzogenen Eintrittspreis um uns das Spektakel aus der Nähe anzuschauen. Die Robben liegen faul rum und werden von einem bestialischen Gestank umgeben der uns in der Folge noch den ganzen Tag begleiten wird. Den Ammoniak Geruch wird man so schnell nämlich nicht mehr los. Richtig interessant ist das Ganze wohl zur Paarungszeit im Dezember/Januar. Dann halten sich bis zu 250.000 Tiere dort auf und nach der Geburt des Nachwuchses streifen die Schakale herum, auf der Suche nach Beute. 

Danach verlassen wir das Meer und biegen ab zum Messum Krater, eine 100km Offroad Piste auf der sich MOMO endlich mal wieder so richtig wohl fühlt. Auf der harten Wellblechpiste kommen wir mit max. 20km/h voran, aber pro Kilometer, die wir uns vom Meer entfernen, wird es auch ein Grad wärmer und als wir nach gut 20km den ersten Stopp einlegen müssen wir erstmal den Dresscode wechseln, denn draußen hat es gut 35 Grad. Mitten in dieser Einöde treffen wir auf die Welwitschia mirabilis die zu den ältesten Pflanzen der Welt zählt. Die gab es schon vor 112 Millionen Jahren und sie wächst nur in der Namib Wüste im südlichen Afrika. Das älteste Exemplar wurde auf 1500 Jahre geschätzt. Nach gut 50km Piste reicht es uns für heute und wir finden einen schönen Übernachtungsplatz in malerischer Umgebung mitten im Nirgendwo. 

Am nächsten Tag verlassen wir nach knapp 100km die Piste durch den Krater und treffen auf die Mainroad die auch nichts anderes ist als die Piste wo wir herkommen, nur etwas breiter und ab und zu mit dem Radlader behandelt. Immerhin erhöht sich dort die Durchschnittsgeschwindigkeit auf 30-40km/h. Den Campground am Elephant Rock lassen wir aus und suchen uns ein paar Kilometer weiter lieber einen schönen freien Stellplatz an einem anderen Felsen der uns bei der brütenden Hitze etwas Schatten spendet.

Über den kleinen Ort Uis geht es weiter zur White Lady Lodge, ein Touristen Hotspot am Brandberg, dem mit 2500m höchsten Bergmassiv Namibias. Das merkt man schon an der Anfahrt, denn alle paar Kilometer springen geschäftstüchtige Einheimische auf unser Auto zu und wollen Kristallsteine an den Mann bringen. Dazu kommen noch ein paar kleine Himba Dörfer am Weg deren Bewohner einen ebenfalls wild winkend zum Anhalten bewegen wollen.

Die White Lady Lodge ist deshalb so beliebt, weil hier ab und zu die Wüstenelefanten auftauchen die auf der Suche nach Wasser hauptsächlich im Flussbett des Unab entlangwandern und, wenn sie denn da sind, dich direkt auf dem Campground besuchen. Leider waren bei unserem Besuch weit und breit keine Elefanten zu sehen. Dafür war es mit mehr als 35 Grad brütend heiß und staubig und tagsüber kostet jede Bewegung unendlich viel Kraft und Energie. Erst nach Sonnenuntergang wird es ein paar Grad kühler und somit halbwegs erträglich. 

Eigentlich wollten wir weiter nach Norden fahren, müssen aber nun einen kurzen 150km Abstecher nach Omaruru machen denn, man ahnt es schon, uns hat mal wieder ein Defekt ereilt. Der Kompressor fördert nicht die Luft die er soll und hat wohl irgendwo ein Leck das wir auch mit telefonischer Beratung von unseren Reisefreunden Rene und Wolfi nicht identifizieren können.  Also machen wir uns nach zwei Tagen auf den Weg zu Carsten in Omaruru den wir vom letzten Jahr kennen. Der braucht nicht mal 5 Minuten um festzustellen, dass der Kompressor am Luftauslass undicht ist. Die Schraube ist locker und muss nur gescheit angezogen werden. Altes Mercedes Leiden an dieser Stelle. Naja, wenn’s weiter nichts ist? Ich weiß jetzt auf jeden Fall wo sich der Kompressor befindet und, dass ich einen 27er Maulschlüssel brauche. Meine hören nämlich bei 22 auf. Wir sind auf jeden Fall happy, dass das Problem schnell beseitigt werden kann. Die nächsten Hunderttausend Kilometer wollen wir nun aber keine Werkstatt mehr sehen, außer zum Öl wechseln und abschmieren. 

Aufgrund des Abstechers in die Werkstatt planen wir die Route etwas um und feiern unseren 36. Hochzeitstag in der Nähe von Outjo auf einem einsamen Campground. Karin’s Outdoor Küche zaubert mal wieder einen leckeren Fisch auf den Tisch und dazu gibt’s Aperol Spritz. 

Über eine Nebenstrecke, bei der wir ab und zu Viehgatter öffnen müssen, kommen wir zur Fingerclip Lodge die malerisch in den Bergen eingebettet ist und auch noch leckeres Mittagessen serviert. Die Gegend erinnert ein wenig an Monument Valley in USA, aber die Attraktion ist der Fingerclip Felsen. Wenn man die 4*4 Piste mit einem sehr steilen letzten Abschnitt gemeistert hat, kann man sein Fahrzeug dort oben sehr fotogen in Position bringen.

Am nächsten Tag treffen wir uns mit Anke & Dieter aus Pirna in der Ugab Lodge. Die Beiden sind für 3 Wochen mit einem Leihwagen und Dachzelt unterwegs und wir haben sie zuletzt 2021 in Albanien getroffen. Am Pool lässt es sich schön relaxen und wir verbringen einen netten feuchtfröhlichen Abend. 

Die Beiden haben ein strammes Programm und müssen morgens früh los. Wir fahren erstmal weiter nach Kamanjab zur Oppi Koppi Lodge wo man von Vogel Strauß zum Frühstück begrüßt wird. Der Besitzer hat ein Herz für Overlander und man darf dort kostenlos auf dem Campground stehen so lange man will. Außerdem wird man in einem Fotoalbum mit Bild und einer kurzen Beschreibung verewigt. Wir blättern die zahlreichen, nach Jahr geordneten Ordner durch und finden einige bekannte Gesichter die wir in den 10 Jahren, die wir nun unterwegs sind, in verschiedenen Erdteilen getroffen haben.

Weiter geht es nach Hoada wo wir uns nochmal mit Anke & Dieter verabredet haben. Der Campingplatz liegt in einer kleinen Felsenlandschaft und erinnert ein bisschen an den Yoshua Tree Nationalpark in USA. Sogar eine Sundowner Bar und ein kleiner Pool sind liebevoll in die Felsen eingebettet. 

Morgens verabschieden wir uns nun endgültig von den Beiden denn es geht in entgegengesetzte Richtungen. Sie fahren in den Etosha Park und wir rauf in den Norden. Ob das so eine gute Idee ist bezweifeln wir mehrmals auf der wirklich schrecklichen Piste. In Palmwag wollen wir übernachten, aber es ist alles voll. Eigentlich unvorstellbar in dieser Einöde. Also müssen wir weitere hundert Kilometer harte Wellblechpiste hinter uns bringen bevor wir in Khowarib ankommen und dort auf den Community Campground gehen. Beim Abstellen zeigt meine Reifedruckanlage einen Druckverlust von ein bar am rechten Hinterreifen. Uns schwant übles und tatsächlich hat sich ein kleiner Stein durch die Decke gedrückt. Draußen ist es gut 35 Grad und wir sind nicht begeistert angesichts des bevorstehenden Vergnügens eines Reifenwechsels. Ich checke die Alternativen mit der netten Dame vom Campground und die handelt kurzerhand mit der Reifenwerkstatt im 30km entfernten Seisfontein einen Deal aus. Ein Trupp von drei Leuten kommt vorbei, montiert das Rad ab und ich fahre mit ihnen nach Seisfontein. Dort in der Reifenwerkstatt wird das Loch in knapp 30 Minuten fachmännisch geflickt und rechtzeitig zum Sonnenuntergang ist alles erledigt. Wir im Übrigen auch. Aber der Community Campground liegt sehr schön an einem Fluss der sogar Wasser führt und so ist die Aktion bald vergessen.

Am nächsten Morgen starten wir zu weiteren 160km schlechter Piste. Zwischendurch wird es ab und zu etwas besser, aber insgesamt ist das Ganze eine Tortur für Mensch und Material. Am frühen Nachmittag kommen wir endlich in Opuwo an. In der Country Lodge treffen wir Susa & Pit wieder und verbringen den Nachmittag am Pool. Opuwo ist ein wilder Mix der Kulturen. Himba, Damaras, Hereros und sonstige Ethnien leben hier in zum Teil wirklich erbärmlichen Verhältnissen. Auf dem Weg zu einer Lodge durchqueren wir eine kleine Siedlung die nichts anderes ist als eine Ansammlung von notdürftig zusammengeflickten Igluzelten. Aus allen Ecken kommen Kinder auf unser Auto zugestürmt und winken uns zu. Nicht weit vom Ort entfernt ist unser Campingplatz, gut bewacht und eingezäunt mit Stacheldraht und Starkstrom und rund um die Uhr von bewaffnetem Security Personal bewacht. Angesichts der Armut, nur wenige Meter entfernt, kann man beim Bad im Infinity Pool nicht unbedingt nur Vergnügen empfinden. 

Ein besonderes Erlebnis ist das Einkaufen im Supermarkt. Dass ein Haufen Kinder aufs Auto aufpassen will kannten wir ja schon. Neu war, dass die Himba Frauen einem den Spar Prospekt mit den Sonderangeboten unter die Nase halten und ihre Einkaufswünsche anhand der Bilder kundtun. Da heißt es Ruhe bewahren und cool bleiben. 

Nachdem wir uns ein paar Tage von den Strapazen erholt haben geht es ein paar Kilometer weiter bis zu einem Himba Dorf. Dort stellen wir uns auf den Campground und verbummeln den Tag in der Hängematte. Am Morgen besichtigen wir das Dorf und verbringen fast drei Stunden dort. Die Himba leben noch heute als Halb Nomaden nach den Jahrhunderte alten Traditionen. Seit ein paar Jahren ist das Dorf als Living Museum gestaltet und bietet damit die Möglichkeit die Kultur der Himba hautnah zu erleben. Das hat den Vorteil, dass man nach Herzenslust Fragen stellen, fotografieren und filmen kann und nicht jedes Mal um Erlaubnis fragen muss. Unser Guide Robert spricht gut Englisch und gestaltet die Führung sehr interessant. Den Namen Robert hat er von seinem Urgroßvater geerbt. In der für uns Europäer unrühmlichen Kolonialzeit konnten die Siedler die traditionellen afrikanischen Namen nicht aussprechen und gaben ihnen einfach Namen die sie kannten. 

Wir dachten ja der Weg kann eigentlich nicht schlimmer werden, aber weit gefehlt. Die Fahrt bis Epupa ist eine steinharte Wellblechpiste und wir sind froh, als wir endlich auf dem Campground ankommen. Dort treffen wir auch Susa und Pit wieder. Der Platz liegt direkt am Wasserfall und wir sitzen in der ersten Reihe. Wenn man fast 400 Kilometer durch Staub und Dreck gefahren ist, wo Wasser ein kostbares Gut ist, kann man es kaum glauben, wenn sich plötzlich die Epupa Falls vor einem auftun, umgeben von einer Palmenoase. Wir laufen die Wanderwege an den Fällen ab und genießen den Sundowner auf der Terrasse des Restaurants. 

Auf der anderen Seite des Kunene Flusses ist Angola. Eine beinharte Offroad Piste führt am Grenzfluss entlang und an vielen Stellen geht es nur mit Allrad und Schrittgeschwindigkeit über große Felsen und tiefe Furchen. An einer Stelle ist die Piste weggewaschen und man muss eine Umfahrung nehmen die für unsere 10-Tonner eine echte Herausforderung ist. Für die gut 100 Kilometer brauchen wir sieben Stunden und kommen gegen 17:00 völlig erledigt am Zeltplatz an. Wir stehen das erste Mal seit langer Zeit wieder auf einem Rasenplatz direkt am Fluss. Schwimmen ist leider nicht, denn es soll Krokodile geben. Aber der Campground ist ganz ansprechend und wir brauchen dringend mindestens einen Tag Fahrpause. 

Nach zwei entspannten Tagen geht es weiter in den Etosha Park. Was wir da erleben erfahrt ihr dann im nächsten Blog. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen. 

Unsere Route für diesen Reiseabschnitt - 3000km

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Kommentare: 3
  • #1

    Seematters (Montag, 29 Mai 2023 13:16)

    Danke vielmal. Wir kommen auch. Um Moment sind wir noch in Äthiopien.
    Liebe Grüße Ruth und Fredy

  • #2

    Margit (Montag, 29 Mai 2023 19:51)

    Toller Bericht, beeindruckende
    Aufnahmen.
    Weiterhin gute Fahrt.
    Liebe Grüße vom Bodensee ⛵️

  • #3

    Martina und Peter (Dienstag, 30 Mai 2023 09:13)

    Hallo ihr Beiden! Interessant, Euren Bericht zu lesen. Dass wir uns auf dieser Strecke 4x begegnet sind, war ein schöner Zufall. Schade, dass wir zu Gunsten von Etosha einen Tag eher vom traumhaften Hoada Camp abgereist sind, wir hätten uns gern noch etwas länger mit Euch unterhalten. Aber die Welt ist nicht so groß, vielleicht klappt es irgendwo anders. LG aus Chemnitz ��️�️