Kanada - Nova Scotia 10.4. - 23.4.2024

Ende Februar holen wir unser Fahrzeug aus dem Winterlager und bereiten es auf die nächste große Tour vor. Wir haben uns entschieden nochmal Nordamerika zu bereisen. Dort hoffen wir auf endlose Weiten und Freiheit und Abenteuer. Auf unserer Panamericana Tour von 2013 bis 2018 haben wir zwar vieles schon gesehen, wollen aber diesmal mehr abseits der Haupttouristen Routen fahren. MOMO bekommt nach dem Winterschlaf ein paar notwendige Upgrades und Ende März bringen wir das Fahrzeug nach Hamburg zum Verschiffen nach Kanada. Am 10. April fliegen wir nach Halifax, dem zweitgrößten Hafen in Ost-Kanada. Halifax gehört zur Provinz Nova Scotia und der größte Teil besteht aus einer langgestreckten Halbinsel umgeben vom Wasser des Atlantiks. In der Kolonialzeit im 17. und 18. Jahrhundert haben sich hier viele Europäer angesiedelt, hauptsächlich aus Irland, Schottland, England, Frankreich und Deutschland. Heute leben 36 ethnische Bevölkerungsgruppen in der Provinz was zu interessanten Sprechweisen und besonderen Dialekten führt, wie zum Beispiel das akadische Französisch. Aber die Hauptsprache ist Englisch und so müssen wir vorerst nicht unser eingerostetes Schulfranzösisch aktivieren.

Wir checken gegen Mittag im Hotel ein und nutzen gleich das schöne Wetter für eine Stadtbesichtigung bei blauem Himmel und frischen 10 Grad. Zuletzt waren wir 2018 hier als wir unser Auto nach Deutschland zurück verschifft haben. Verändert hat sich nicht viel und die Waterfront ist immer noch so nett anzusehen wie vor 6 Jahren. Karin findet zielgerichtet das Sushi Restaurant wieder, das uns vor 6 Jahren schon begeistert hat und heute qualitativ immer noch so gut ist wie damals. Auf jeden Fall schon mal ein gelungener Auftakt unserer Nordamerika Tour 2.0. 

Nach einer Nacht im Hotel machen wir uns auf den Weg um MOMO auszulösen. Nach einem kurzen Meeting mit unserer Agentin bekommen wir unsere Verladepapiere und müssen von dort erstmal zum Zoll. Der prüft den Reisepass und stellt uns ein paar Fragen zur Reiseroute. Es wird zwar nach Waffen und Alkohol gefragt, aber das Auto selbst wird nicht gecheckt. Wie auch. Es steht ja 5km weit weg im Hafen und der junge Mann sieht nicht so aus als wollte er sein warmes Büro ohne Not verlassen. Beim Zoll treffen wir Nicole und Roland die gerade ihre Weltreise starten und die Panamericana fahren wollen. @milaontour4x4. Zu viert geht es mit dem Taxi weiter zum Hafen und der spannende Teil beginnt. Jeder der sein Fahrzeug schon mal verschifft hat weiß, dass das komische Gefühl in der Magengegend erst aufhört, wenn man sein gutes Stück wieder unbeschadet in den Händen hält und man hinter dem Lenkrad sitzt und alles einfach hinter sich lassen kann. Gottseidank ist alles in Ordnung, nur meine Fensterkurbel ist abgebrochen. Entweder war es Materialermüdung, was ja nach 36 MOMO Lebensjahren durchaus mal passieren kann, oder der Verladefahrer hat das Cockpit mit einem Fitnesss Studio verwechselt.

Wir bleiben noch eine Nacht im Hotel und nutzen den großen Hotelparkplatz um das Fahrzeug wieder reisefertig zu machen. Am nächsten Tag checken wir aus und machen erstmal einen Großeinkauf bei Walmart. Es regnet in Strömen bei stürmischem Wind um die 5 Grad. Nachdem alle Stauräume gut gefüllt und die Kreditkarte leer ist, fahren wir 20km außerhalb von Halifax zum Terance Bay Riverpark und verbringen dort eine ruhige Nacht. 

Das Wetter hat sich heute für Nebel und Regen entschieden und so sehen wir den berühmten Leuchtturm von Peggy´s Cove nur im Dunst. In der Hochsaison werden die Kreuzfahrt Passagiere mit Bussen von Halifax aus hierhergefahren, schließlich ist es der Hotspot in Nova Scotia den man gesehen haben muss. Jetzt sind nur eine Handvoll Touristen unterwegs und wir sind so gut wie alleine. Dafür sehen wir halt nicht viel, aber wir hatten ja schon 2018 das Vergnügen bei strahlendem Sonnenschein. 

Wir fahren weiter an der Küste entlang und finden einen schönen Übernachtungsplatz beim Graves Island Provincial Park. Wir folgen der Küstenlinie über Chester, Lunenburg, Liverpool und Shelburne bis nach Yarmouth. In den kleinen Ortschaften gibt es meistens eine schöne Waterfront mit historischen Häusern und immer eine nette Kneipe mit frischem Meeresgetier auf der Speisekarte. Bei Yarmouth fahren wir die Stichstraße zum Leuchtturm und finden dort einen netten Stellplatz umgeben von Wasser. 

Mittlerweile haben wir stahlblauen Himmel und fahren weiter bis nach Digby. Dort ist die weltweit größte Fangflotte für Jakobsmuscheln zu Hause und wir lassen uns in einem netten Lokal die guten Stücke auf verschiedene Arten zubereiten und decken uns anschließend noch beim Fischmarkt ein bis unser Gefrierfach voll ist. Kurz nach Digby finden wir einen schönen Stellplatz in der Nähe vom Meer. In der Sonne ist es heute fast 20 Grad und nach einem Spaziergang am Strand kommen auch unsere neuen Liegestühle zum Einsatz, bis wir uns nach Sonnenuntergang in die gute Stube zurückziehen. 

Unsere nächste Station ist Annapolis. Hier haben sich bereits 1605 die Franzosen niedergelassen und bauten um 1650 das Fort Anne. In den folgenden Jahrzehnten haben sie sich dann immer wieder heftige Auseinandersetzungen mit den Briten geliefert bis das Fort 1710 endgültig in die Hände der Briten fiel. Von der Anlage, die strategisch günstig an der Flussmündung liegt sind nur das Munitionsdepot und die Offiziersquartiere übriggeblieben. Der Ort selbst wirkt wie aus der Zeit gefallen mit gut erhaltenen Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert. 

Über Margretsville mit dem einzigen schwarz/weißen Leuchtturm weit und breit, alle anderen sind rot/weiß, geht es weiter nach Kentville zum Wäsche waschen und um das Spiel Bayern gegen Arsenal auf dem Walmart Parkplatz im Internet zu schauen. Die Nacht verbringen wir in Kingsport an der Bay of Fundy die an manchen Stellen einen Tidenhub von 16m hat. Gegen 20 Uhr kommen acht Mädels die wohl hier ihren regelmäßigen Stammtisch haben. Dick eingepackt in Schlafsäcke und Decken machen sie Party mit Lagerfeuer am Strand und das bei 5 Grad und eisigem Wind. Wir beobachten das Spektakel aus dem Fenster unserer warmen Stube und sind sicher, dass die Menschen hier wohl ein anderes Kälteempfinden haben müssen. Tagsüber sieht man nämlich auch schon jede Menge Leute in T-Shirts und kurzen Hosen bei 10 Grad, während wir ohne Daunenjacke, Schal, Handschuhe und Mütze nicht auf die Idee kämen ins Freie zu gehen. 

Auf dem Weg in den Norden von Nova Scotia kommen wir durch Truro und machen einen Spaziergang auf dem Bible Hill Trail am Campus Gelände. Hier gibt es ganz unerwartet ein Stück deutscher Geschichte. Im Jahr 2000 hat man ein paar Betonplatten der Berliner Mauer hierher transportiert und ein kleines Areal damit gestaltet.

 

Die Nacht verbringen wir ganz in der Nähe im Nirgendwo mitten im Wald. Morgens sitzen wir entspannt beim Frühstück als plötzlich der Handy Alarm losgeht. Eine Emergency Warnung lässt uns wissen, dass in Truro auf dem Campus eine bewaffnete Person rumläuft und alle gebeten werden in den Häusern zu bleiben, oder Schutz zu suchen. Das ist genau da, wo wir gestern die Berliner Mauer angeschaut haben. Zum Glück sind wir bereits 20 km weg vom Geschehen und können unseren Kaffee in Ruhe austrinken.  

In New Glasgow schauen wir uns das wirklich sehenswerte Industriemuseum an. Hier wird sehr anschaulich dargestellt wie die handwerkliche und technische Entwicklung vom 18. bis zum 20. Jahrhundert das Leben und die Arbeitswelt verändert hat. 

Wir kommen durch Antigonish, ein kulturelles Zentrum von schottischen Traditionen. Hier finden jedes Jahr im Juli die Highland Games statt, das größte schottische Festival außerhalb von Schottland. Leider ist um diese Jahreszeit noch nichts los und wir überqueren die Brücke nach Cape Breton Island bei Port Hastings. Einige Kilometer weiter finden wir einen netten Stellplatz direkt am Wasser und erleben einen herrlichen Sonnenuntergang.  

Wir folgen der Straße immer am Meer entlang und hätten wirklich sehr gerne eine Whisky Verkostung in der großen Destillerie gemacht an der wir vorbeikommen. Leider stehen wir vor verschlossenen Toren, da die Saison erst Mitte Mai beginnt.

 

Inverness liegt am St. Lorenz Golf und verdankte im 19. und 20. Jahrhundert ihren wirtschaftlichen Aufschwung der Kohleförderung, bis nach dem 2. Weltkrieg aufgrund stagnierender Nachfrage alle Minen geschlossen wurden. Heute lebt die Stadt mit ihren 1500 Einwohnern vom Fischfang und vom Tourismus. Wir stellen uns auf den Parkplatz vom Minen Museum und später kommen noch Robert und Janet dazu die wir bei der Verschiffung in Hamburg kennengelernt haben. Abends gehen wir zu viert in einen Pub mit Live Musik und schauen uns aus nächster Nähe an, was man in Inverness an einem Samstagabend so macht. Dazu gehört auf jeden Fall jede Menge Alkohol und eine One Man Band die für uns unbekannte Country Songs spielt, die aber hier offensichtlich jeder kennt, denn es wird aus voller Kehle mitgesungen. Fühlt sich an wie in Schottland oder Irland und wir verbringen einen feucht fröhlichen Abend bis kurz vor Mitternacht.

In der Nacht hat es in Strömen geregnet und morgens ist alles trüb und verhangen. Wir verabschieden uns von Janet und Robert werden sie aber sicher nochmal wiedersehen, da sie ungefähr die gleiche Route fahren wollen wie wir. Nach einigen Kilometern kommen wir in den Cape Breton Highlands Nationalpark. Die malerische Straße folgt über 100 Kilometer der Parkgrenze mit schönen Aussichtspunkten. Darüber hinaus ist der Park mit einer Fläche von 1000qkm weitgehend unberührt und nur für Wanderer zugänglich. Wir machen einen Stopp beim Skyline Trail und starten unsere Wanderung auf dem 8km langen Rundweg gegen Mittag in dichtem Nebel. Doch nach einer guten Stunde setzt sich die Sonne durch und wir sehen die herrliche Landschaft in all ihrer Pracht. Wir fahren weiter bis Ingonish und stellen uns dort für die Nacht an den Hafen in Gesellschaft der Fischerboote. Erstaunlicherweise gibt es dort sogar ein freies WLAN mit guter Performance. 

In Sidney endet unsere Tour durch Nova Scotia und wir nehmen am 23. April die Fähre nach Neufundland. Was wir dort erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin viel Vergnügen beim Lesen und Bilder anschauen. 

Route in Nova Scotia - 1500 km von Halifax bis Sydney

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Kommentare: 5
  • #1

    Bernhard (Mittwoch, 24 April 2024 23:11)

    Hallo Karin und Manfred,
    ich wünsche euch eine gute Fahrt bei eurem erneuten Besuch von Canada und USA. Ihr werdet sicher auch noch unbekannte Flecken finden.
    Herzliche Grüße
    Bernhard

  • #2

    SuPi (Donnerstag, 25 April 2024 07:08)

    Tolle Bilder!
    Das wirkt von hier aus wie eine andere Welt!� Wenn ihn lange genug wartet holen wir euch wieder ein.���Grüße vom Blyde River!

  • #3

    Bernd Wolf (Donnerstag, 25 April 2024 07:35)

    Hallo Karin und Manfred,
    ich wünsche Euch eine gute Fahrt und schöne Erlebnisse auf dem nordamerikanischen Kontinent. Ihr seit ca. 6 Wochen früher dran, mein Fahrzeug soll am 22 Mai in Halifax eintreffen. Mal sehen, ob wir uns unterwegs mal treffen.
    Herzliche Grüße
    Bernd

  • #4

    Christa und Thomas (Donnerstag, 25 April 2024 09:14)

    Hallo Ihr Beiden! Wunderschöne Bilder und wir reisen virtuell mit Euch mit. Eure Tour planen wir für 2025, ursprünglich hätte es schon dieses Jahr sein können aber unser „Grosser“ ist immer noch nicht fertig und vor der ersten Verschiffung wollen wir auf europäischem Boden Erfahrung sammeln.Eine Frage hätte ich auch mal wieder:wie kriegt man diese emergency warnungen aufs Handy? Ist das eine App oder muss man sich wo anmelden? Alles Gute und viele schöne Reiseerlebnisse noch! Lg

  • #5

    ReRa (Donnerstag, 25 April 2024 10:12)

    Hallo Karin und Manfred,

    ich bin Fan eures Reiseblogs. Freue mich auf weitere Berichte. Euch eine schöne Zeit.

    Die Frage von Christa und Thomas zur ´emergency warnung` hatte ich auch? Liebe Grüße