Nach fünf wundervollen Wochen in Neufundland überqueren wir Ende Mai den Golf von Sankt Lorenz. Von St. Barbe ist es nur eine kurze Überfahrt von eineinhalb Stunden bis nach Blanc Sablon, ganz im äußersten Norden von Quebec. Da müssen wir doch gleich mal das französische Flair ausnutzen und holen uns in einem Cafe frische Croissants. Das war´s dann auch schon mit Quebec denn nur ein paar Kilometer weiter sind wir bereits in Labrador und finden auch gleich einen Traumplatz an einem See wo wir 2 Tage bleiben. Vor uns liegt nun der Trans Labrador Highway mit ein paar kleinen Ortschaften und ansonsten viel Nichts und endlosen Wäldern. Der Highway endet nach 1700 km am St Lorenzstrom in der Provinz Quebec. Wichtig ist also in erster Linie ein voller Tank, denn die nächste Tankstelle kann schon mal mehr als 500 km weit weg sein. Auf der kompletten Strecke gibt es nur vereinzelt Handy Empfang und wir nutzen den Service der Polizei und leihen uns im Northern Light Hotel ein Satellitentelefon. Das kostet nichts und verbindet einen im Notfall direkt mit der Royal Canadian Mountain Police.
In L´Anse Amour schauen wir uns den mit 33m höchsten Leuchtturm der Atlantikprovinzen an und übernachten an einem Trailhead in Red Bay mit einem tollen Blick über die Bucht. Von dort geht es über 689 Stufen bis ganz hinauf zu mehreren schönen Aussichtspunkten. Ein zweiter Trail führt am Meer entlang zu zahllosen alten Walknochen und einem Eisberg. Red Bay ist eine Stätte des UNESCO Welterbes. Im 16. Jahrhundert haben die Basken hier Wale gejagt und auch gleich an Ort und Stelle verarbeitet und das Öl nach Europa geschafft. Zu dieser Zeit wurden Millionen Liter Lampenöl benötigt das aus dem Tran der Wale gewonnen wurde. Im Town Center ist ein 16 Meter langes Walskelett von einem Nördlichen Glattwal ausgestellt und es gibt einen informativen Film über die Walfänger in dieser Zeit.
Dann gibt es nicht mehr viel zu sehen und wir geben Gas und legen die 500 km bis Happy Valley Goose Bay in zwei Tagen zurück. In dem Ort mit knapp 8000 Einwohnern treffen alle wichtigen Land-, Luft- und Schiffsverbindungen Labradors zusammen. Hinzu kommt noch eine Militär Airbase mit der längsten Landebahn Nordamerikas. Auch Bundeswehr Piloten trainieren hier. Weiter in den Norden, zu den wenigen Siedlungen der Inuit, geht es von hier nur noch mit Schiff oder Flugzeug.
Wir bleiben eine Nacht, tanken voll, füllen unsere Vorräte auf, machen die Wäsche und dann geht’s auch schon wieder auf den endlosen Highway durch Wald und Tundra bis nach Churchillfalls. Hier entstand in den 60er Jahren eines der größten Wasserkraftwerke Kanadas. Zur Verteilung des Stroms wurden 100m breite Schneisen für die Strommasten durch den Wald gefräst, und das auf einer Länge von mehr als tausend Kilometern. Das Krafthaus befindet sich in einer unterirdischen Kaverne von den Abmessungen eines 15-stöckigen Hochhauses. Leider können wir wegen Servicearbeiten das gigantische Werk nicht besichtigen.
Wir finden einen wunderschönen Platz am Fluss und bleiben dort gleich für vier Tage. Die Eiseskälte, die uns die letzten 6 Wochen begleitet hat, ist sommerlichen Temperaturen gewichen und endlich kommt auch mal Manni´s Hängematte zum Einsatz. Als besondere Überraschung besucht uns ein Schwarzbär der in aller Ruhe an unserem Auto entlangläuft, aber zum Glück kein Interesse an uns Zweibeinern hat.
Auf der Weiterfahrt laufen wir am Ortsausgang noch einen schönen Trail zu einem Wasserfall bevor wir wieder Durchstarten. Nach einer Übernachtung an einem See, in dem wir sogar schwimmen können, erreichen wir Labrador City. Hört sich an wie eine Großstadt, hat aber nur 7000 Einwohner. Die Stadt wurde in den 60er Jahren gegründet um die riesigen Eisenerzvorkommen in der Gegend zu erschließen. Das Erz wird im Tagebau abgebaut und demzufolge sieht die Gegend aus wie eine Mondlandschaft. Riesige Radlader lassen unser Monster Mobil dagegen winzig klein aussehen. Alleine ein Rad ist schon so hoch wie unser Auto. Eigens für den Transport der Rohstoffe wurde eine über 400 Kilometer lange Eisenbahntrasse bis zum Sankt-Lorenz-Strom in Quebec gebaut. Ansonsten gilt es den Tank voll zu machen und die Vorräte auszufüllen, bevor es auf die letzten 500 Kilometer geht.
Kurz hinter dem Ort verlassen wir Labrador und kommen in die Provinz Quebec und das heißt auch, es wird Französisch gesprochen was wir gleich im Supermarkt von Fermont erfahren dürfen. Wir durchqueren endlose Wälder und Seenlandschaften, meist auf Schotterpisten die man gut fahren kann. Zwischendurch kommen auch asphaltierte Abschnitte, aber die sind zum Teil so uneben und mit Absenkungen die man meistens erst sieht, wenn es zu spät ist. Einige Kilometer entfernt, aber Gottseidank nicht auf unserer Route, sehen wir die Rauchfahnen von einem großen Waldbrand und die Löscharbeiten per Flugzeug. Mittlerweile haben wir sommerliche Temperaturen von 25 Grad und wenn wir einen Übernachtungsplatz anfahren freuen sich schon tausende von Moskitos auf unseren Besuch.
200 Kilometer vor dem Ziel passieren wir noch Manic 5, die höchste Pfeiler Staumauer der Welt mit 214 Meter Höhe und 1314 Metern Länge. Leider sind wir auch dort zu früh dran, denn die kostenlosen Führungen beginnen erst übermorgen. Aber ab dort ist die Straße durchgehend geteert und in gutem Zustand und am späten Nachmittag erreichen wir Baie Comeau am Sankt-Lorenz-Strom. Wir sind anfangs etwas irritiert, denn plötzlich sind wir im Stadtverkehr mit vielen Autos, an die wir uns erstmal wieder gewöhnen müssen. In den vergangenen Wochen waren wir meistens alleine unterwegs und Begegnungen mit anderen Autos eher Mangelware. Nun erholen wir uns ein paar Tage von der langen Fahrt auf einem schönen Stellplatz mit Blick auf den Sankt Lorenz Strom.
Gut erholt geht es weiter immer am Meer entlang, eine Stecke die auch Route der Wale (Route de balenas) genannt wird. Am Cap de Plaisir ist ein schöner Aussichtspunkt, aber leider sieht man nur ganz in der Ferne mit viel Phantasie ab und zu einen Wal blasen. Unterwegs müssen wir immer wieder Stopps an den zahlreichen Fischmärkten machen und uns diverse lokale Leckereien einkaufen. Über den Touristenort Tadoussac geht es zügig bis nach Quebec City. Vor den Toren der Stadt liegt der Wasserfall von Montmorency der dort 83m in die Tiefe stürzt. Von den Parkplätzen führt eine Seilbahn hinauf und über eine Hängebrücke kann man den Wasserfall überqueren und anschließend eine steile Holztreppe wieder hinuntersteigen.
In Quebec City waren wir bei unserem letzten Besuch in 2018 schon einmal und stellen uns auch wieder auf den Parkplatz an der Marina. Der ist zwar kein Schnäppchen, aber dafür kann man alles zu Fuß gut erreichen. Es ist Freitagabend und es ist richtig was los. Bei herrlichem Wetter spielt sich das Leben draußen ab und man kommt sich vor wie in Paris. Vom alles überragenden Grand Hotel Chateau Frontenac in der Oberstadt hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und den Hafen.
Am nächsten Nachmittag geht es weiter Richtung Montreal. Unterwegs finden wir in dem kleinen Ort Grindine einen herrlichen Wiesenplatz für die Nacht, wo wir nochmal Luft holen können für den Besuch der Millionenstadt Montreal. Wir stellen uns auf einen Walmart Parkplatz und können von dort mit der Metro ganz bequem alle Sehenswürdigkeiten erreichen. Montreal ist die zweitgrößte französischsprachige Stadt der Welt. Man genießt das Leben bei gutem Essen und Wein. In Downtown gibt es außer den Wolkenkratzern nicht viel zu sehen. Zurzeit ist es eine komplette Großbaustelle und selbst als Fußgänger muss man Umleitungen in Kauf nehmen. Im alten Montreal und der Hafengegend fühlt man sich dann schon eher wie in Frankreich mit Straßenmusikanten und netten Kneipen.
Am nächsten Tag fahren wir ins Olympiagelände, aber auch dort treffen wir auf viele Baustellen. Wir wären gerne mit der Seilbahn auf den 175m hohen schiefen Turm gefahren der das Stadion überragt, aber man ahnt es schon, closed for renovation. So besuchen wir das Insectarium mit einer perfekten Präsentation über die Welt der Insekten. Das hat sich wirklich mal gelohnt.
Bei 35 Grad machen Stadtbesichtigungen nicht wirklich Freude und nach zwei Tagen haben wir fertig mit Montreal. Nun geht es weiter in die Provinz Ontario. Was wir dort erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog.
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Brigitte (Dienstag, 25 Juni 2024 18:57)
Es ist immer toll Eure Berichte zu lesen.
Auch die Berichte der vergangenen Reisen lese ich immer mal wieder.
Ganz toll ! Vielen Dank dafür.
Viele Grüße Brigitte und Norbert
Margit (Mittwoch, 26 Juni 2024 09:10)
Toller informativer Bericht und schöne Aufnahmen. Weiterhin gute Fahrt.
Grüße vom Bodensee Margit
Manni 1 (Freitag, 28 Juni 2024 15:09)
Eine super grüne Landschaft. Macht Lust auf Wandern. Wir können Euch noch viele Schnaken schicken Haben wegen Hochwasser hie Millionen. Macht’s weiterhin gut. Liebe Grüße