Texas, Tennessee, Alabama, Arkansas, Mississippi, Kentucky, West Virginia
In USA angekommen machen wir erstmal zwei Tage Pause und planen unsere weitere Route. Wir kaufen uns eine Harvest Host Mitgliedschaft womit wir bei über 9000 Lokationen in ganz USA die erste Nacht umsonst stehen können. Dazu dann noch den Texas State Park Pass der sich bereits bei der dritten Übernachtung durch die Discounts selbst bezahlt. Gut ausgestattet geht es also weiter. Texas ist mit über 650.000 qkm Fläche fast doppelt so groß wie Deutschland, hat aber weniger als die Hälfte der Einwohner.
In Laredo halten wir uns nicht länger auf und fahren weiter nach San Antonio. Dort stellen wir uns auf einen Parkplatz beim Air Museum wo man sich historische Flugzeuge anschauen kann. Mit Uber geht’s in die Stadt zum River Walk, einer wunderschönen, lebendigen Promenade entlang des Flusses mit Restaurants, Geschäften und viel Atmosphäre. Direkt im Stadtzentrum von San Antonio, wenige Minuten vom River Walk entfernt ist „The Alamo“. Die von Spaniern 1792 gegründete Mission ist berühmt durch die Schlacht von 1836 im Texanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Mexiko. Am nächsten Morgen schauen wir uns noch die Mission San Jose an. Die Mission ist eine der fünf spanischen Missionen, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Sie ist oft als die "Queen of the Missions" bekannt, da sie die größte und architektonisch beeindruckendste unter den San-Antonio-Missionen ist.
Unsere erste Harvest Host Adresse ist die Chapline Whisky Destillerie. Hier wird feinster Bourbon in kleinen Mengen hergestellt und bereits vor 16:00 fangen wir an zu testen. Es heißt ja nur „kein Bier vor vier“. Von Whisky hat keiner was gesagt. Im Laufe der nächsten Stunde treffen jede Menge Gäste ein und wir haben sehr nette Gespräche. Einige Whiskys und Cocktails später sind wir gut bedient und suchen gegen 20:00 unser Auto auf.
Zum Frühstücken fahren wir zum Guadalupe River in den gleichnamigen Statepark. Das Wasser vom Fluss ist gerade mal knietief und Familien sitzen in Campingstühlen im Wasser und die Kids probieren diverse Wasserspielzeuge aus. Da wissen wir noch nicht, dass gerade mal 3 Tage später der Fluss innerhalb von 45 Minuten um 8 Meter steigt, eine Flutwelle alles mitreißt und mehr als 100 Menschen ihr Leben verlieren. Ist irgendwie ein komisches Gefühl so nah einem Ort gewesen zu sein der von so einer Tragödie heimgesucht wird. Der Wasserstand muss dabei so hoch gewesen sein wie die Oberkante der umgebenden Felsen auf den Bildern.
Von dort geht es weiter nach Luckenbach, ein kleiner aber legendärer Ort, der als Country-Musik-Hotspot bekannt ist und eine ganz besondere Bedeutung in der Musikgeschichte hat. Obwohl es hier nur weniger als 30 Einwohner gibt, zieht es jedes Jahr Tausende von Musikfans an, die die Atmosphäre eines traditionellen, rustikalen texanischen Musikortes erleben wollen. 1849 von deutschen Einwandern gegründet und bekannt geworden in den 1970er Jahren, als Willie Nelson, Waylon Jennings und andere prominente Country-Stars Luckenbach als Symbol der "Outlaw Country"-Bewegung feierten. International berühmt wurde der Ort dann 1977 durch den Song von Waylon Jennings, let´s go to Luckenbach Texas. Es ist Samstag und auf zwei Open Air Bühnen wird gespielt. Wir übernachten nur 1km weiter auf der Wiese von einem B&B.
Nicht weit entfernt liegt Fredericksburg, eine Stadt mit einer reichen deutsch-amerikanischen Geschichte. Sie wurde 1846 von deutschen Einwanderern gegründet und hat bis heute eine starke Verbindung zur deutschen Kultur und Sprache. Die Herkunft wird regelmäßig mit dem Kinderfest und dem Oktoberfest gefeiert. Familiennamen deutscher Herkunft sind weit verbreitet, genauso wie deutsche Architektur. Früher wurde hier noch ein deutsch-texanischer Dialekt gesprochen der aber heute fast ausgestorben ist. Wir gehen in der deutschen Bäckerei frühstücken und die Theke mit den Leckereien sieht fast so aus wie daheim. Nachdem wir im Supermarkt noch ein paar Einkäufe erledigt haben steht plötzlich er Sheriff da und will wissen was das für ein Auto ist. Ein besorgter Bürger hat wohl angerufen und gemeldet, dass auf dem Supermarktparkplatz ein verdächtiges Auto stehen würde.
Die nächsten 10 Tage verbringen wir in verschiedenen Stateparks die alle an einem See liegen. Der Inkslake Statepark hat als Besonderheit das „Devil’s Waterhole“, eine natürliche Schwimmlagune die beliebt ist für Klippensprünge bis zu 12 Meter in kristallklares Wasser. Ansonsten ist das Wasser in den Seen gut 30 Grad warm und trüb. Aber die Plätze sind alle sehr schön im Wald gelegen mit Feuerstelle die allerdings bei 35 Grad Außentemperatur kein Mensch wirklich braucht.
So bewegen wir uns langsam aber stetig immer weiter in Richtung Nordosten bis nach Texarkana. Die Stadt liegt zur Hälfte in Texas und zur anderen Hälfte in Arkansas. Daher der Name TexArkana. Wir übernachten im National Forest und am nächsten Morgen sind wir dann auch schon in Arkansas mit dem Beinamen „The Natural State“, weil es reich an Wäldern, Bergen, Flüssen, Seen und Wildtieren ist. Mit 3 Millionen Einwohnern und einer Fläche von knapp 138.000 qkm ist es in etwa so groß wie Bayern und Thüringen zusammen. In Eldorado gehen wir in einem alten historischen Eisenbahnwaggon frühstücken. Dort lernen wir dann auch Grits kennen, einen Maisgrießbrei der wohl zu einem typischen Südstaaten Frühstück dazu gehört.
Das war´s dann auch schon mit Arkansas und wir kommen nach Mississippi einem Staat mit einem Drittel der Größe von Deutschland und 2,9 Millionen Einwohnern. Der gleichnamige Fluss ist mit 3700km einer der längsten Flüsse Nordamerikas und bildet die westliche Grenze zu Arkansas & Louisiana. In einem Welcome Center, das es im Übrigen an jeder Bundesstaatsgrenze gibt, versorgen wir uns kostenlos mit Straßenkarten und allen notwendigen Informationen.
Mississippi gilt als Wiege des Blues der aus den spirituellen Gesängen, Arbeitsliedern und dem Leiden der afroamerikanischen Bevölkerung im Mississippi-Delta entstanden ist. Wir sind nun auf dem Blues Highway, auch bekannt als Route 61 die von New Orleans bis nach Minnesota verläuft. Unweigerlich führt uns der Weg nach Clarksdale, einer Stadt die berühmt ist für seine reiche Musiktradition und die oft auch als "Hometown of the Blues" bezeichnet wird. Der Ort sieht aus wie aus der Zeit gefallen. Viele Gebäude stehen leer und sind dem Verfall preisgegeben. Wir können am Visitor Center übernachten und von da aus ganz bequem die Altstadt anschauen. Allerdings ist zu dieser Jahreszeit nicht viel los. Die ganzen Blues Festivals sind im Oktober. Aber der Ground Zero Blues Club, der von Morgan Freeman mitgegründet wurde, ist ein Ort, der die Geschichte und den Geist des Blues lebendig hält. Hier spielt abends tatsächlich eine Band und wir bekommen einen kleinen Einblick in das, was hier los ist wenn Saison ist. „The Crossroads“ in Clarksdale ist heute ein beliebter Fotopunkt. Nach der Legende traf Robert Johnson, einer der berühmtesten Blues-Musiker, an den sogenannten Crossroads (Kreuzung) in Clarksdale auf den Teufel und machte mit ihm einen Deal um seine Fähigkeiten zu verbessern. Dieses Symbol ist tief in der Blues-Kultur verwurzelt und steht für den Mythos und die Legende rund um den Blues. Ob der Teufel heute dort noch Deals macht ist nicht bekannt. Bekannt ist nur, dass zurzeit in Amerika ein anderer Deals macht….
In Oxford machen wir einen Abstecher zur Universität von Mississippi, der Ole Miss. Im Jahr 1962 war James Meredith der erste schwarze Student an der University of Mississippi. Seine Einschreibung führte zu erheblichen Spannungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen, da zu dieser Zeit noch die Rassentrennung herrschte. Die Ereignisse um James Meredith sind ein bedeutender Meilenstein in der Bürgerrechtsbewegung in den USA. Es gibt auch Filme, die diese historischen Ereignisse behandeln, wie zum Beispiel "Mississippi Burning" oder "The Butler", die die Zeit der Rassentrennung und die Kämpfe um Gleichberechtigung thematisieren. Auf jeden Fall ein sehr lohnenswerter Besuch. Alleine das riesige Campus Areal und die Gebäude Architektur sind einen Stopp wert.
Wir verlassen die Interstate und biegen ab auf den Natchez Trace Parkway eine landschaftlich schöne, historische Straße, die sich über 444 Meilen von Natchez im Bundesstaat Mississippi bis nach Nashville in Tennessee erstreckt. Die Straße folgt einer alten Handels- und Wanderroute, die von den amerikanischen Ureinwohnern genutzt wurde und ist heute ein beliebtes Ziel für Radfahrer, Wanderer und Naturliebhaber. Entlang der Strecke gibt es immer wieder schöne Campingplätze die alle kostenlos sind.
Wir kommen nach Nashville der Hauptstadt der Country Musik und des lebendigen Nachtlebens! Diese faszinierende Stadt im Bundesstaat Tennessee bietet eine perfekte Mischung aus kulturellen Highlights, musikalischer Geschichte und aufregenden Nächten. Wenn die Sonne untergeht, oder auch schon um einige Stunden früher, erwacht Nashville zum Leben! Die berühmte Broadway-Straße ist das Herzstück des Nachtlebens. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wir stürzen uns gegen fünf Uhr am Nachmittag in das Vergnügen und halten immerhin bis 23:00 durch. Es ist Samstagabend und jeder ist unterwegs. Der Alkohol fließt in Strömen und nach 20:00 kann man sich nur noch ganz langsam durch die Menschenmassen schieben. Wir finden zwei schöne Kneipen die nicht so voll sind und wo gute Country Musik nach unserem Geschmack gespielt wird. Aber irgendwann ist es dann auch genug und wir fahren zurück zum Campground.
Von Tennessee geht es weiter nach Kentucky mit einem Landschaftsbild wie in Oberbayern und berühmt für seinen Bourbon Whiskey und dem bekanntesten Pferderennen der Welt. Neben Bourbon gibt es auch Wein und wir stellen uns für eine Nacht auf die Wiese vom Travellers Cellar und machen eine Weinverkostung. Serviert wird der Wein in Plastikbechern. Leider konnten wir keiner der fünf angebotenen Sorten etwas abgewinnen. Für unseren Geschmack war es knapp an der Grenze zu ungenießbar, aber dafür war der Übernachtungsplatz schön und ruhig.
Auf unserem Weg liegen die Mammoth Caves, das längste bekannte Höhlensystem der Welt. Von den gut 300 Meilen werden immer wieder neue Abschnitte erforscht und für Besucher freigegeben. Wir machen eine self guided Tour von einer Stunde die uns aber nicht überzeugen konnte. Die Ausmaße sind wirklich gigantisch, aber um Stalaktiten, Stalagmiten und unterirdische Flüsse zu sehen muss man wohl eine intensive Tour von gut 2-3 Stunden buchen. Die waren aber leider alle auf Tage hinaus ausgebucht, wobei uns die Gruppenstärke mit gut 50 Personen wohl eher abgeschreckt hätte.
In Perryville übernachten wir bei Dennis, einem netten Harvest Host Mitglied. Ganz in der Nähe ist das Perryville Battlefield, der Schauplatz einer der blutigsten Schlachten des Amerikanischen Bürgerkriegs, bekannt als die Schlacht von Perryville vom 8. Oktober 1862. Die Schlacht war außergewöhnlich verlustreich und eine der blutigsten im Westen des Bürgerkriegs. Innerhalb weniger Stunden gab es über 8000 Tote und Verwundete.
Im Daniel Boone Nationalpark gehen wir auf den Twin Knob Campground. Dort machen wir ein paar Tage Fahrpause. Das Gelände ist riesig und für die 1,5 Meilen bis zum Badestrand kommen unsere Fahrräder mal wieder zu Einsatz. Allerdings ist das Wasser mit gut 30 Grad bei Lufttemperaturen von 35 Grad nicht gerade erfrischend.
Weiter geht’s Richtung Norden und wir übernachten bei einem netten Harvest Host mit eigener organischer Maple Syrup Herstellung. Auf 1000m gelegen haben wir eine Aussicht wie in Oberbayern und nachts kühlt es auf angenehme 20 Grad ab.
Unser letzter Stopp bevor wir Washington DC erreichen, ist der Shenandoah Nationalpark. Er liegt in den Blue Ridge Mountains im Bundesstaat Virginia, nur etwa 120 km westlich von Washington, D.C. Wurde 1935 gegründet und ist besonders bekannt für seine malerischen Landschaften, dichten Wäldern, Wasserfällen und Wildtieren. Der Skyline Drive, eine der berühmtesten Panoramastraßen der USA, führt über 170 km durch den Park mit über 70 Aussichtspunkten. Diese bieten aber eigentlich nicht viel mehr als den Blick auf endlose Wälder und Täler. Spektakulär fanden wir daran nichts und außer Eichhörnchen haben wir auch keine Wildtiere gesehen. Ungefähr in der Mitte des Drives gehen wir für 2 Tage auf den Green Meadows Campground. Gleich gegenüber von uns steht einer mit einem Tesla Cybertruck und da ich das (potthässliche) Teil noch nie aus der Nähe gesehen habe gehe ich mal fragen. Schließlich spricht uns ja auch jeder an mit was wir denn da unterwegs sind. Wir haben dann sogar eine Probefahrt über den Campground gemacht und ich muss neidlos anerkennen, mal vom Styling abgesehen, die Technik ist schon unglaublich. Das Auto hat völlig selbstständig seinen Weg über den Platz gefunden, einschließlich das rückwärts einparken zum Schluss des Testdrives. Auch wenn wir es noch nicht wahrhaben wollen, aber so sieht wohl in ein paar Jahren die Zukunft des Fahrens aus.
Nun geht es nach Washington DC. Was wir dort erleben erfahrt ihr dann im nächsten Blog.
Unsere Route für diesen Reiseabschnitt - 4000 km

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Clemens Neuhaus (Mittwoch, 30 Juli 2025 10:17)
Hallo, danke fürs mitnehmen, toller Bericht, hoffe mein L2000 ist bald fertig, damit ich auch auf Tour gehen kann.
Beste Grüße
Margit (Mittwoch, 30 Juli 2025 19:40)
Wieder ein toller und interessanter Bericht eurer Tour.
Wir sind froh, dass euch die Flutwelle nicht erwischt hat. Ich glaube, dass einem das sehr nachgeht, wenn man drei Tage vorher dort war. Weiterhin gute Fahrt. Liebe Grüße vom verregneten Bodensee.
Ruth (Donnerstag, 31 Juli 2025 08:02)
Es freut mich virtuell mit Euch mitreisen zu dürfen. Vielen Dank für Eure Berichte