Im Süden von Kolumbien

Nach fast 6 Monaten in Ecuador reisen wir am 22.6. in Kolumbien ein. Für die Ausreise aus Ecuador brauchten wir mal wieder viel Geduld, wie eigentlich immer bei Behördengängen in diesem Land, schließlich sind 2 Stempel ja ein Haufen Arbeit. 

Umso mehr wurden wir dann bei der Einreise in Kolumbien überrascht. Hochprofessionell und in 5 Minuten waren wir durch Pass und Zollkontrolle. Die Versicherung fürs Auto gab es auch gleich ein paar Meter weiter und wir wussten gar nicht wie uns geschah. Das ging auf jeden Fall schon mal gut los. Für unseren ersten Übernachtungsstopp steuern wir Las Lajas an. Dem Mythos nach erschien hier 1754 der indianischen Dienstmagd Juana zusammen mit ihrer taubstummen Tochter Rosa während eines schweren Gewitters auf einem Fels die Gestalt der Jungfrau Maria. Danach konnte Rosa wieder hören und sprechen. Am Ort dieser wunderbaren Begegnung wurde 1803 eine Kapelle errichtet und dann, zwischen 1916 und 1949, die heutige Kirche in neugotischem Stil. Ein imposantes Gebilde gestützt auf Pfeiler einer Steinbrücke die in 45 Meter Höhe den wild rauschenden Fluss überspannt. Jedes Jahr, besonders in der ersten Septemberhälfte, pilgern Scharen von Menschen aus ganz Kolumbien und Ecuador hierher um Heilung zu erbitten.

Am nächsten Tag ging es dann erstmal zum Geld wechseln nach Pasto. Auf der Strecke wurde dann aber irgendwo Straßenmaut fällig und wir hatten nur Dollar die sie nicht genommen haben. Nun könnte man glauben, wir hätten richtig Stress bekommen, aber weit gefehlt. In aller Seelenruhe wurden erstmal die Autos hinter uns zur Mautstelle nebenan umgeleitet und wir wurden zu einer netten Dame gebracht die unsere Dollar gewechselt hat. Nach 5 Minuten konnten wir weiterfahren und alles war gut. Nachdem wir dann in Pasto am ATM endlich Geld bekommen haben ging es weiter nach El Puerto an der Laguna de la Cocha auf 2780m. Mit seinen Blumengirlanden, bunt bemalten Schnitzereien, Holzbrücken und Wasserkanälen erinnert der Ort ein bisschen an Holland. Leider ist es trüb und regnerisch, und dazu bitterkalt. Am nächsten Morgen kommt zumindest mal kurz die Sonne raus und erlaubt ein paar schöne Fotos. 

Doch es ist uns zu kalt und frieren müssen wir ja nicht wenn der Wetterbericht nicht weit weg 30 Grad verspricht. Also machen wir uns auf den Weg  nach Popayan und tatsächlich, nur 50km weiter haben wir bereits 38 Grad Außentemperatur. Wir fahren in ständigem Wechsel bergauf und bergab durch eine atemberaubende Landschaft. Überall ist hier starke Militärpräsens denn seit Mai hat die FARC den Waffenstillstand aufgekündigt und ist wieder mit diversen Anschlägen aktiv. Nach gut 6 Std anstrengender Fahrt fragen wir in einem Kieswerk etwas abseits der Straße ob wir dort übernachten können und werden freundlich aufgenommen, und haben nachts sogar unseren eigenen Wachmann. In Popayan gehen wir etwas außerhalb auf einen schönen Campingplatz mit guter Verkehrsanbindung und treffen dort Christa und Peter die mit ihren Wohnmobil auch seit 2 Jahren unterwegs sind, aber in der umgekehrten Richtung von Norden nach Süden. Wir verbringen gemeinsam ein paar schöne Tage und tauschen unsere Reiseerfahrungen aus. Gemeinsam erkunden wir die Stadt, die nach Cartagena als beeindruckendste Kolonialstadt Kolumbiens gilt. Der Reiseführer sagt uns, dass die Stadt zwar noch nicht gänzlich unter staatlicher Kontrolle ist, Reisende sich aber in der Stadt relativ sicher fühlen können. Wir sind also angemessen beruhigt. Die schöne Altstadt mit ihren weißen Kolonialgebäuden und die freundliche Bevölkerung lassen uns dann aber sehr schnell vergessen, dass es hier auch mal anders aussehen kann. Wir gehen zu viert Mittagessen und können es gar nicht glauben, als wir die Rechnung bekommen. Für ein 3-gängiges Menu mit Getränk zahlen wir umgerechnet 1,20€ pro Person, und geschmeckt hat es auch noch sehr gut. Da bleibt die Küche zu Hause gerne kalt. 

Dann geht es weiter nach San Augustin und Christa und Peter hatten uns schon vorgewarnt. Die Straße ist nicht als solche zu bezeichnen und MOMO kommt mal wieder richtig zum Einsatz. Zu allem Übel ist in einer Kurve ein LKW umgefallen und blockiert die Weiterfahrt bis in den späten Nachmittag. Als wir endlich weiterkommen ist es schon nach 17:00 Uhr und wir müssen notgedrungen ein paar Stunden im Dunkeln fahren und das bei Regen und diesen Straßenverhältnissen und in einem Gebiet in dem die FARC aktiv ist. Hinzu kommen noch die wahnsinnigen Autofahrer die wirklich an jeder möglichen und unmöglichen Stelle überholen. Gegen 21:00 kommen wir endlich in eine kleine Stadt und stellen uns dort an die Main Plaza bevor wir am nächsten Tag noch die paar Kilometer bis zu unserem Ziel fahren. 

Vor ungefähr 5000 Jahren lebten in der Region San Augustin zwei indigene Völker die aus Lavastein und Basalt gehauene Statuen, sowie Grabanlagen und Erdwälle schufen. Die archäologischen Fundstätten sind Unesco Weltkulturerbe und gehören zu den bedeutendsten und geheimnisvollsten des Kontinents. In der gesamten Region regnet es bis auf drei Monate im Jahr praktisch immer, aber wir haben Glück und wohl eine Regenpause erwischt in der wir die Ausgrabungen, zum Teil sogar bei Sonnenschein, bewundern können. 

Auf dem Weg nach Norden machen wir noch einen Abstecher zu den archäologischen Fundstätten von Tierradentro, ebenfalls Unesco Weltkulturerbe. Anfangs wollten wir die Gegend wegen Guerilla Präsenz meiden, haben uns dann aber doch kurzfristig entschlossen diesen Abstecher zu machen, da die Region weitgehend befriedet sein soll.  Was wir dort besichtigen konnten war auf jeden Fall die Reise wert. Menschen einer prähispanischen Kultur haben hier 500 bis 900 n. Chr. ihre Toten in für Amerika einzigartigen Schachtgräbern zur letzten Ruhe gebettet. Über schmale Einstiegslöcher klettert man über steile Stufen senkrecht hinab ins Erdinnere. In drei bis fünf Meter Tiefe läuft jeder dieser vertikalen Schächte in eine niedrige Seitenkammer aus. Die mühsam aus dem Vulkangestein herausgeschabten Totenkammern sind ca. 2m hoch, haben einen Durchmesser von zwei bis sieben Meter und besitzen eine Kuppel, sowie mehrere durch viereckige Pfeiler oder Säulen unterteilte Ausbuchtungen. Die Wände sind oft bemalt mit roten und schwarzen geometrischen Mustern. Die Besichtigung der diversen Fundstätten ist ganz schön anstrengend denn dazu müssen einige hundert Höhenmeter überwunden werden, und das bei über 30 Grad und hoher Luftfeuchte. Aber es war ein sehr lohnender Abstecher und eine Ausgrabung wie es sie auf dem amerikanischen Kontinent nicht noch einmal gibt. 

In Richtung Norden wird es stetig heißer und nach einem kurzen Stopp in Rivera, deren Thermen uns bei den Außentemperaturen nicht begeistern können, fahren weiter in die Wüste. Ja, kaum zu glauben, aber hinter Neiva ändert sich die Landschaft und geht über in eine trockene Staub und Felswüste und das Thermometer steigt auf fast 40 Grad. Die „Desierto de Tatacoa“ ist eine 330qkm große Trockensavanne und besteht aus rot und grau gefärbtem Land in das die Erosion einige bizarre, bis zu 20m tiefe Canyons gefressen hat. Wir verbringen einige Tage in der Abgeschiedenheit und genießen die Ruhe und den Sternenhimmel. Und mittendrin in all der Trockenheit gibt es tatsächlich eine Möglichkeit sich in einem Naturpool zu erfrischen. 

Nach ein paar Tagen haben wir genug geschwitzt und setzen unsere Reise fort in die Kaffee Gegend von Kolumbien. Was wir dabei erleben, und ob der kolumbianische Kaffee wirklich so gut ist, verraten wir euch dann im nächsten Blog. Bis dann. Hasta la Vista. 

Und hier noch ein paar Schnappschüsse von unterwegs

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Kommentare: 7
  • #1

    Karin und Heiner (Mittwoch, 15 Juli 2015 15:57)

    Wie schön!
    Da habt ihr ja wirklich schon sehr viel gesehen und erlebt in Kolumbien.
    Wir sind wie immer dabei ;)
    Liebe Grüße aus München
    P.S. Die Wies´n wird schon aufgebaut.

  • #2

    Margit und Manni (Mittwoch, 15 Juli 2015 16:58)

    Hallo ihr zwei.
    Super das es euch gut geht und Kolumbien so unkompliziert ist. Wieder ein interessanter Blog.
    Wir haben am Bodensee einen herrlichen Sommer.
    Liebe Grüße Margit und Manni

  • #3

    Willi Dumhard (Donnerstag, 16 Juli 2015 02:00)

    Hallo Ihr Beiden,
    schön, dass es Euch in Kolumbien gefällt, und dass Ihr Chrissy und Peter getroffen habt. Die Beiden trafen wir in den NPs in Amerika und auf der Baja California. Ich fahre ja eine etwas andere Tour, aber komme jetzt von Argentinien nach Chile oder Bolivien. Ich wünsche Euch noch eine gute unfallfreie Weiterreise und verfolge Euch auf Eurer Blogseite.
    liebe Grüße
    Willi

  • #4

    Markus K (Donnerstag, 16 Juli 2015 08:47)

    Na das sieht doch mal wieder nach viel Abwechslung aus :) Viel Spaß weiterhin!

  • #5

    Uli Franke (Freitag, 17 Juli 2015 13:12)

    ...die Klimaanlage von MOMO klappt hoffentlich einwandfrei bei den Temperaturen. Weiterhin viel Freude bei Eurer Reise und bis bald hier im Blog. Uli

  • #6

    mike (Sonntag, 19 Juli 2015 08:16)

    hallo ihr beiden. weiterhin gute reise. wenn ihr in mexico seid, seid ihr herzlich eingeladen bei uns
    www.haciendaalemana.com
    hasta pronto
    saludos Mike aus puerto Vallarta, mexico

  • #7

    Jürgen (Mittwoch, 22 Juli 2015 00:19)


    Der fünfunddreissigste:

    Für umme in Popayan satt sein?
    Kolumbien schmeichelt dem Sparschwein!
    El Puerto mit Stadtrand
    erinnert an Holland
    Las Lajas liegt neben Neuschwanstein?

    PP

    PS: vielen Dank für den Limerick "Die Kinner"!
    (des ertrach isch nur im suff,
    alles anner resch misch uff!)