Von der Flaming Gorge kommend verbringen wir die Nacht im National Forest wo wir immer wieder schöne Stellplätze finden die netterweise auch nichts kosten. Über Vernal geht’s dann weiter zum Dinosaurier National Monument. Am Haupteingang ist ein Visitor Center und ein Museum mit Dinosaurier Quarry wo der Sandstein mit seinen freigelegten und konservierten Dinosaurier Fossilien durch ein Glasgebäude geschützt wird. Im Museum sind zwei Dino Skelette, die aus echten und rekonstruierten Knochenteilen erstellt wurden.
Der Grenzübergang nach USA verläuft problemlos. Viele Leute kommen hier in der Einsamkeit der Prärie sowieso nicht vorbei. Alle sind nett und freundlich und auch in unser Auto will niemand reinschauen. In 15min sind wir durch. Montana ist so groß wie Deutschland, hat aber nur 1 Million Einwohner. Die Landschaft bleibt vorerst die Gleiche wie in Manitoba und Saskatchewan, endlose Getreidefelder und Steppengras. 150 Kilometer später kommen wir nach Malta, dem ersten nennenswerten Ort auf der Strecke. Wir decken uns mit US Dollars ein und füllen die Vorräte auf. Die Preise sind erfreulicherweise etwas niedriger als in Kanada. Es ist brütend heiß und wir fahren 30km außerhalb an ein Reservoir. Dort können wir kostenlos auf BLM Land direkt am Wasser stehen. Schwimmen geht allerdings nicht, weil der See total flach und modrig ist. Aber ein schönes Lagerfeuer und ein toller Sonnenuntergang entschädigen für das entgangene Badevergnügen.
Wir überqueren die Provinzgrenze nach Manitoba und 60km vor Winnipeg finden wir einen tollen Platz an einem Baggersee mit glasklarem Wasser zum Schwimmen. Wir wären gerne noch eine weitere Nacht geblieben, aber nach unserem Morgenschwimm haben uns tausende von Fliegen belästigt, so dass wir uns gegen Mittag entscheiden weiter zu fahren. MOMO braucht mal wieder einen Ölwechsel und wir finden in Steinbach einen deutschen Mechaniker der vor einigen Jahren aus Bremen kommend nach Manitoba umgesiedelt ist. Er macht gleich auch noch eine Durchsicht und beseitigt ein paar kleine Öllecks. Dank Karins unübertroffenen Recherchen haben wir mal wieder super Glück gehabt so eine kompetente Werkstatt zu finden.
Im St Malo Provincial Park bleiben wir für zwei Tage, gehen schwimmen, machen eine Radltour in der Umgebung und lassen es uns gutgehen.
Wir verlassen Montreal und kommen in die Provinz Ontario. Der Bundesstaat hat eine Fläche von über eine Million qkm und ist damit größer als Frankreich und Deutschland zusammen. Obwohl der Anteil Ontarios an der gesamten kanadischen Fläche nur gut 10% beträgt, ist es die Provinz mit der höchsten Bevölkerungsdichte in Kanada von 11,2 Einwohnern pro qkm. Zum Vergleich, Deutschland hat eine Fläche von 358.000 qkm bei einer Bevölkerungsdichte von 236 Einwohnern pro qkm.
In Cornwall machen wir einen Stopp um mal wieder die Wäsche zu waschen. Außerdem brauchen wir ein stabiles Internet für das Spiel der Deutschen Mannschaft bei der Fußball Europameisterschaft. Wir übernachten an der Marina und gehen am Morgen im Ort bummeln und wollen mal so richtig amerikanisch frühstücken, mit viel Kalorien und Kaffee. Tatsächlich finden wir neben den bekannten Standard Fastfood Ketten ein Diner das wirklich so aussieht als wäre es aus der Zeit gefallen. Inneneinrichtung und Personal Mitte der 1950er und die Preise erfreulicherweise ebenso. Weiter geht’s auf dem Trans Canada Highway (TCH) immer am Sankt Lorenz Strom entlang bis zum Upper Canada Village, einem Museumsdorf das die Struktur und die Einrichtungen einer typischen ländlichen Kleinstadt im Ontario des 19. Jahrhunderts wieder lebendig macht. Die handwerklichen Tätigkeiten wie Sägewerk, Bäcker, Schmied, Getreidemühle und vieles mehr werden von Einheimischen in zeitgenössischer Tracht nachgestellt.
Nach fünf wundervollen Wochen in Neufundland überqueren wir Ende Mai den Golf von Sankt Lorenz. Von St. Barbe ist es nur eine kurze Überfahrt von eineinhalb Stunden bis nach Blanc Sablon, ganz im äußersten Norden von Quebec. Da müssen wir doch gleich mal das französische Flair ausnutzen und holen uns in einem Cafe frische Croissants. Das war´s dann auch schon mit Quebec denn nur ein paar Kilometer weiter sind wir bereits in Labrador und finden auch gleich einen Traumplatz an einem See wo wir 2 Tage bleiben. Vor uns liegt nun der Trans Labrador Highway mit ein paar kleinen Ortschaften und ansonsten viel Nichts und endlosen Wäldern. Der Highway endet nach 1700 km am St Lorenzstrom in der Provinz Quebec. Wichtig ist also in erster Linie ein voller Tank, denn die nächste Tankstelle kann schon mal mehr als 500 km weit weg sein. Auf der kompletten Strecke gibt es nur vereinzelt Handy Empfang und wir nutzen den Service der Polizei und leihen uns im Northern Light Hotel ein Satellitentelefon. Das kostet nichts und verbindet einen im Notfall direkt mit der Royal Canadian Mountain Police.
In L´Anse Amour schauen wir uns den mit 33m höchsten Leuchtturm der Atlantikprovinzen an und übernachten an einem Trailhead in Red Bay mit einem tollen Blick über die Bucht. Von dort geht es über 689 Stufen bis ganz hinauf zu mehreren schönen Aussichtspunkten. Ein zweiter Trail führt am Meer entlang zu zahllosen alten Walknochen und einem Eisberg. Red Bay ist eine Stätte des UNESCO Welterbes. Im 16. Jahrhundert haben die Basken hier Wale gejagt und auch gleich an Ort und Stelle verarbeitet und das Öl nach Europa geschafft. Zu dieser Zeit wurden Millionen Liter Lampenöl benötigt das aus dem Tran der Wale gewonnen wurde. Im Town Center ist ein 16 Meter langes Walskelett von einem Nördlichen Glattwal ausgestellt und es gibt einen informativen Film über die Walfänger in dieser Zeit.
Nachdem wir mit St John´s bis zum östlichsten Punkt von Kanada vorgedrungen sind müssen wir nun auch alles wieder zurück. Die Schönheit und Weite dieses Landes muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Der Trans Kanada Highway zieht sich zwar durchs ganze Land und ist eine schnelle Verbindung von A nach B auf der Hauptroute. Die wahren Juwelen liegen aber fern abseits des Highways und viele Stichstraßen führen in die entlegensten Winkel, die man dann auch wieder zurückfahren muss. Und überall sind Fjorde die sich dutzende Kilometer ins Landesinnere erstrecken und unzählige Seen, einer malerischer gelegen als der andere. Dazu kommen dann noch einige vorgelagerte Inseln von denen drei zu Frankreich gehören, mit Euro und allem was dazu gehört. Bei einer Rundreise in Neufundland legt man also tausende von Kilometern zurück. Aber es lohnt sich. Die Neufundländer sind sehr freundlich und hilfsbereit und wenn man sich schnell von seinem Oxford Englisch verabschiedet versteht man sogar was sie sagen. Hinzu kommt eine grandiose Landschaft. Und wenn man dann noch das Wetter so nimmt wie es kommt kann nichts mehr schiefgehen.
Wir machen uns also nun auf zum zweiten Teil unserer Neufundlandreise und verlassen St John`s. Die ersten 250 km machen wir Strecke auf dem Trans Kanada Highway, kurz TCH, und verbringen die Nacht in Charlottetown, einem kleinen Fischerdorf nicht weit von der Hauptstraße. Wir stehen mal wieder in erster Reihe direkt am Wasser und sogar die Sonne lässt sich ab und zu blicken.
Neufundland ist kein Ziel für Massentourismus und wenn, dann auch nur in den Sommermonaten von Mitte Juni bis Ende August. Das ganze Jahr über kommen gerade mal so viele Besucher hierher, wie New York an einem Wochenende in der Hauptsaison hat. Wir sind im April früh dran und unsere Angora Unterwäsche und die dicken Jacken liegen bereit. Von Sydney in Nova Scotia ist es nur eine 6-stündige komfortable Überfahrt bis nach Port-aux-Basques im Südwesten von Neufundland. Bereits um die Jahrtausendwende haben die Wikinger den Weg hierher gefunden, 500 Jahre vor den Engländern und Franzosen. Lange davor gab es noch die Ureinwohner, aber die wurden von den Kolonialmächten restlos ausgerottet. Das Verhältnis der gut 500.000 Einwohner zu den Elchen ist 5:1, mit steigender Tendenz für die Elche, die erst Anfang des vorigen Jahrhunderts hier angesiedelt wurden. Die Chancen, dass uns der eine oder andere auf unserer Tour mal über den Weg läuft, stehen also nicht schlecht.
Ende Februar holen wir unser Fahrzeug aus dem Winterlager und bereiten es auf die nächste große Tour vor. Wir haben uns entschieden nochmal Nordamerika zu bereisen. Dort hoffen wir auf endlose Weiten und Freiheit und Abenteuer. Auf unserer Panamericana Tour von 2013 bis 2018 haben wir zwar vieles schon gesehen, wollen aber diesmal mehr abseits der Haupttouristen Routen fahren. MOMO bekommt nach dem Winterschlaf ein paar notwendige Upgrades und Ende März bringen wir das Fahrzeug nach Hamburg zum Verschiffen nach Kanada. Am 10. April fliegen wir nach Halifax, dem zweitgrößten Hafen in Ost-Kanada. Halifax gehört zur Provinz Nova Scotia und der größte Teil besteht aus einer langgestreckten Halbinsel umgeben vom Wasser des Atlantiks. In der Kolonialzeit im 17. und 18. Jahrhundert haben sich hier viele Europäer angesiedelt, hauptsächlich aus Irland, Schottland, England, Frankreich und Deutschland. Heute leben 36 ethnische Bevölkerungsgruppen in der Provinz was zu interessanten Sprechweisen und besonderen Dialekten führt, wie zum Beispiel das akadische Französisch. Aber die Hauptsprache ist Englisch und so müssen wir vorerst nicht unser eingerostetes Schulfranzösisch aktivieren.